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Eliza in England: Zum Leben der späteren Homburger Landgräfin vor 1818

Dr. Martin Spies. Foto: Susanne Király
Dr. Martin Spies hat Anglistik, Geschichte und Allgemeine Literaturwissenschaft an den Universitäten Siegen und Southampton (UK) studiert und an der Universität Gent promoviert. Seit 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Anglistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Foto: Susanne Király

Elizabeth von Großbritannien und Irland bestimmte knapp 22 Jahre, erst als Erbprinzessin und seit 1820 als Landgräfin, mit vielerlei Ideen und Impulsen die Entwicklung des kleinen Staates Hessen-Homburg. 48 Jahre, also deutlich mehr als das doppelte ihrer Zeit in Deutschland, hatte sie zuvor als Her Royal Highness The Princess Elizabeth in England verbracht. Über diese prägenden Jahre, die Gründe für ihre späte Eheschließung und die Gerüchte, die sich in dieser Zeit verbreiteten, sprach am 18. August Dr. Martin Spies in der Bad Homburger Schlosskirche. Spies ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Anglistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen und ausgewiesener Kenner der Familiengeschichte der Homburger Landgräfin. Als solcher unterstützte er das aktuelle Ausstellungsprojekt der Schlösserverwaltung „Princess Eliza – Englische Impulse für Hessen-Homburg“ mit seiner Expertise und seinen guten Kontakten nach England. Im Ausstellungskatalog ist der Anglist und Historiker mit den Aufsätzen „Elizas englische Bibliothek“ und „Eliza in England – Anmerkungen zum Leben der späteren Landgräfin von Hessen-Homburg vor ihrer Hochzeit“ vertreten.

Spies begann seine Ausführungen mit einem Rückblick auf die Geschichte der britischen Königswürde des Hauses Hannover. Als Erster aus der Familie war Herzog Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg am 20. Oktober 1714 zum König von Großbritannien gekrönt worden. Sowohl er als auch sein Sohn, König Georg II., blieben ihren deutschen Wurzeln zeitlebens eng verhaftet. Sie sprachen kein Englisch und hielten sich regelmäßig in den hannoverschen Territorien auf – dementsprechend unbeliebt war die neue Herrscherfamilie bei ihren englischen Untertanen.

Eliza im Alter von etwa 13 Jahren. Bild: Her Royal Highness the Princess Elizabeth, 1878, George Sidwell Sanders (1810 – um 1878) nach Thomas Gainsborough (1727–1788).

Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern wurde Prinzessin Elizas Vater, König Georg III., nicht nur in London geboren, er wuchs auch erster König der Familie mit englischer Muttersprache auf. Hannover besuchte er nie. Zu seinem Vorsatz „es besser zu machen“, so Spies, gehörte auch Georges ausdrücklicher Wunsch „eine Frau zu heiraten, mit der ich glücklich sein kann“. Dies war Prinzessin Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz. Beide verband eine tiefe Zuneigung, die sich nicht zuletzt in der großen Kinderschar von insgesamt 9 Söhnen und 6 Töchtern ausdrückte, die - bis auf zwei - alle das Erwachsenenalter erreichten.

Eliza war das siebte der 15 Kinder und wurde gemeinsam mit ihren Schwestern erzogen. Königin Charlotte ließ ihre Töchter nicht nur in den traditionellen Fähigkeiten ausbilden, die Prinzessinnen damals haben sollten, wie Handarbeiten, Malen, Singen, Musizieren und Tanzen. Sie war vielmehr von der für ihre Zeit fortschrittlichen Idee überzeugt, dass Frauen mit einer guten Ausbildung ebenso viel erreichen könnten wie Männer; so beschäftigten sich ihre Töchter ebenso mit Fremdsprachen, Literatur, Geschichte, Geografie und weiteren Fächern.

König und Königin fühlten sich wohl im Kreise der Familie und liebten es, sich mit ihren Kindern zu umgeben. Anstrengungen, die heranwachsenden Töchter zu verheiraten, gab es keine. Bald nannte der Volksmund die Reihe der 6 ledigen Prinzessinen spöttisch „the nunnery“ – das Nonnenkloster. Als einzige Tochter durfte zunächst nur die Princess Royal Charlotte Augusta 1797, im Alter von 30 Jahren den späteren ersten König von Württemberg heiraten. Dass er seinen restlichen Töchtern die Ehe verweigerte, begründete King George III. 1805 in einem Brief an seine Frau ganz lapidar: „I cannot deny that I have never wished to see any of them marry: I am happy in their company, and do not in the least want a separation“ – „Ich kann nicht bestreiten, dass ich nie gewünscht habe, eine von ihnen heiraten zu sehen: Ich bin glücklich in ihrer Gesellschaft und wünsche nicht im Geringsten, von ihnen getrennt zu sein.“

 

Kirsten Worms, Direktorin der Staatlichen Schlösser und Gärten, begrüßte Dr. Martin Spies als "ausgewiesenen Kenner der Genealogie des englischen Königshauses." Foto: Susanne Király
Kirsten Worms, Direktorin der Staatlichen Schlösser und Gärten, begrüßte Dr. Martin Spies als "ausgewiesenen Kenner der Genealogie des englischen Königshauses." Foto: Susanne Király

Die Prinzessinnen im goldenen Käfig - dieses Bild ließ die Gerüchteküche zunehmend brodeln. Der hohe Grad der Pressefreiheit in Großbritannien machte es möglich, dass sich Nachrichten von etwaigen Verhältnissen und unehelichen Kindern verbreiteten. Ein gewisser Thomas Ashe versuchte sogar, 10.000 Pfund zu erpressen, indem er androhte, seine Geschichte „The claustral Palace“ zu veröffentlichen, in der er den Prinzessinnen Liebschaften andichtete.
Eliza soll, so kolportierten unter anderem Karikaturen, den Hofbediensten George Ramus heimlich geheiratet und mit ihm eine Tochter namens Eliza gehabt haben. An anderen Stellen ist sogar von mehreren unehelichen Kindern die Rede. In der Forschung werden diese Behauptungen jedoch begründet bezweifelt: So sind Briefe überliefert, die Prinzessin Eliza in den Zeiten ihrer angeblichen Schwangerschaften geschrieben hat, und in denen sie sich wünscht, verheiratet zu sein und Mutter zu werden.

Auch wenn sie die Ehe ersehnt, um der Enge des Hofes und der Familie zu entkommen, weiß Eliza mit zunehmendem Alter, dass sie nicht das ist, „wonach ein junger Prinz sucht“.  Nachdem 1808 der Plan ihres Lieblingsbruders Edward, sie mit dem Herzog von Orléans, dem späteren französischen König Louis Philippe, zu verheiraten, scheitert, gibt die Prinzessin die Hoffnung auf ein eigenes Familienglück endgültig auf. Zehn Jahre kommt mit Erbprinz Friedrich Joseph von Hessen-Homburg dann doch noch ein standesgemäßer Bewerber an den britischen Hof und Eliza gelingt es, den Widerstand ihrer Mutter zu aufzulösen und ihren Traum zu verwirklichen.

Dass zwischen 1815 und 1818 auch noch fünf Geschwister Elizas heiraten, erklärt Martin Spies mit der Tatsache, dass es zu dieser Zeit keine legitime Enkelgeneration gab, die den Thron hätte erben können. Doch angesichts des fortgeschrittenen Alters der Söhne und Töchter, die nun heirateten, war die Aussicht auf Nachkommenschaft begrenzt. Was Eliza und ihren Gemahl betraf, der zudem als künftiger Regent eines armen deutschen Kleinstaates nicht gerade wie eine gute Partie wirkte, überschlugen sich auch hier die Karikaturisten mit Häme und Spott. Einzig Elizas Bruder Edward wurde Vater einer legitimen Prinzessin: Sein Kind mit Fürstin Victoire von Leiningen, geborene Prinzessin von Sachsen-Coburg, bestieg 1837 den britischen Thron.

Eine der Karikaturen, über die Martin Spies während seines Vortrages sprach, zeigt Königin Charlotte, die ihre Tochter neugierig befragt, ob die Hochzeitsnacht erfolgreich verlief. Foto: Susanne Király
Eine der Karikaturen, über die Martin Spies während seines Vortrages sprach, zeigt Königin Charlotte, die ihre Tochter neugierig befragt, ob die Hochzeitsnacht erfolgreich verlief. Eliza antwortet, dass es höchstwahrscheinlich keinen Erben geben wird. Foto: Susanne Király
 

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