Kloster Konradsdorf
Klosterkirche und Propsteigebäude gehören zu den schönsten Bauten der Romanik in Hessen. Die stauferzeitlichen Zeugnisse erzählen vom ehemaligen Prämonstratenserinnenkloster, das mit Ländereien, Pachteinnahmen und Schenkungen durch Adelige im Spätmittelalter seine Blütezeit erlebte.
Auf einen Blick
-
Am Kloster
63683 Ortenberg - Konradsdorf
-
Öffnungszeiten
-
Parkordnung
Geschichte
Konrad, ein Lehensmann des Benediktinerabtei Fulda, hat im 8. Jahrhundert westlich des Ortenberger Stadtteils Selters auf einer Anhöhe oberhalb der Nidder einen Herrenhof gegründet. Dieser wurde um 1000 zu einer kleinen Burganlage umgestaltet und, wie zahlreiche andere Burgen im ausgehenden 12. Jahrhundert, in ein Kloster umgewandelt.
Ein Kloster mit ausgedehntem Besitz
Das Kloster wird 1191 erstmals urkundlich erwähnt, 1219 der Orden der Prämonstratenserinnen benannt. Dieser war besonders für unverheiratete Frauen des Wetterauer Adels attraktiv. Durch Schenkungen aus diesen Kreisen erlangte das Kloster einen ansehnlichen Besitz und zählte in seiner Blütezeit im 14. Jahrhundert 64 Nonnen, umfasste vier Bauernhöfe und zahlreiche Ländereien mit Pachteinnahmen. Die ummauerte Anlage mit ihren Wohn- und Wirtschaftsbauten entspricht annähernd dem ehemaligen Klostergelände.
Im Zentrum eine ehemals dreischiffige Basilika
Die dreischiffige Pfeilerbasilika mit halbrunder Apsis war recht schlicht gehalten. Sie wurde auf den Fundamenten einer kleineren fränkischen Saalkirche erbaut, die vermutlich Teil der früheren Burganlage war. Das nördliche Seitenschiff wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Im Innern haben sich Teile eines rötlichen Wandverputzes erhalten, oberhalb der Arkaden sogar Wandmalereireste.
Im Westen befand sich einst die Nonnenempore, wie an den Konsolen ablesbar ist. Kunsthistorisch bedeutsam sind die Pfeilerkapitelle, die zum Teil mit Drachenköpfen verziert sind, sowie die Grabplatten der Familie von Breuberg aus gotischer Zeit.
Südlich an die Kirche grenzt ein zweigeschossiges Gebäude. Es befindet sich außerhalb des ehemaligen Klausurbereichs der Nonnen und diente wahrscheinlich dem Propst als Wohnhaus. Dieser war der geistliche Aufseher des Klosters und vertrat es in Geschäften nach außen.
Kostbare Arbeiten von Steinmetzen
Der Bau beinhaltet im Obergeschoss eine Gebetsnische, und war mit einer vierbogigen Arkade bewusst repräsentativ angelegt und zum Niddertal ausgerichtet. Die kostbaren Steinmetzarbeiten an den Fensterarkaden zeigen die Nachbarschaft zu Burg Münzenberg und zur Burg Büdingen. Die Konsole mit drei Köpfen an der Ostseite, Rest eines ehemaligen Kapellenerkers, erinnert an andere Burgen der Stauferzeit.
Im Rahmen der Reformation wurde das Kloster 1581 säkularisiert und in einen Gutshof umgewandelt. Nach heftigen Zerstörungen der Klosteranlage im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche im 18. Jahrhundert vom Grafen zu Hanau saniert und ihr Chor leicht barockisiert.
Landesinvestitionen in den Erhalt von Klosterkirche und Propsteigebäude
Die Wirtschaftsgebäude wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts teils erneuert, die Kirche vorübergehend als Pferdestall mit Hirtenwohnung genutzt. Die heutigen Hofgebäude stammen großenteils aus dem ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Nach umfassender Instandsetzung, Restaurierung und Erforschung ist das Kloster nun wieder authentisch für die Öffentlichkeit erlebbar. In einer 2023 eröffneten Dauerausstellung geben ausgewählte Fundstücke Informationen zur Funktion und Bedeutung der Gebäude und lassen das frühere Klosterleben lebendig werden.