Adolfsturm und St. Georgsbrunnen
Reichsfrei im Heiligen Römischen Reich – die Relikte der hessischen Burg Friedberg erzählen von ihrem Status in der Vergangenheit. Der spätmittelalterliche Adolfsturm und der barocke St. Georgsbrunnen sind herausragende Botschafter in einem vielschichtigen Geschichtsdenkmal.
Die Burganlage
Mit ihren 3,9 Hektar zählt die Burg in Friedberg zu den besonders großen Burganlagen in Deutschland. Doch nicht nur die Ausdehnung ihres Areals, das den geschlossenen Charakter einer mittelalterlichen Wehranlage bewahrt hat, stellt sie heraus. Sie nahm über viele Jahrhunderte auch eine außergewöhnliche Rechtsposition ein.
Vom 12. Jahrhundert bis 1806 war die Burg, die man vor 1180 zum Schutz der Wetterau errichtet hatte, Mittelpunkt einer eigentümlichen Burggrafschaft. Von 1431 an war sie als einzige Burg mit einem kleinen Territorium allein den Königen und Kaisern des Heiligen Römisches Reiches unterstellt; ihre genossenschaftliche Verfassung war eine weitere Besonderheit.
1217 wird die „kayserliche und des heiligen Reichs-Burg Friedberg“ schriftlich erstmalig genannt. Sie war vermutlich eine Gründung zu Lebzeiten des Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa (um 1122-1190). Adelige Burgmannen lebten in der Burg, die 1431 in die Reichsmatrikel, dem Verzeichnis aller Reichsstände, aufgenommen wurde.
In der Neuzeit
diente die Burgmitgliedschaft vor allem dem Prestige: Man gehörte einer
herausgehobenen Einrichtung der Reichsritterschaft an. Ab dem 17.
Jahrhundert verlor die Burg an Bedeutung und wandelte sich zum Sitz
edler Herren. Heute befinden sich innerhalb der historischen Mauern
neben einigen Burgmannenhäusern städtische Einrichtungen, darunter Teile
des Finanzamtes und ein Gymnasium.
Der Adolfsturm
Die frühere hohe Stellung der Burg ist am Adolfsturm und am St. Georgsbrunnen abzulesen. So demonstriert die Großzügigkeit des ältesten erhaltenen mittelalterlichen Bauwerks, des zinnenbesetzten Adolfsturms, Stolz und Stärke. Der trutzige, um 1347 mit dem Lösegeld aus einer Fehde gebaute Bergfried trägt eine Butterfassbekrönung.
Der zentrale Spitzhelm und die vier Seitentürmchen (Wichhäuschen) sind Zutaten vom Ende des 19. Jahrhunderts. Mitsamt Wetterfahne weist er eine Höhe von 58,22 Metern auf. Der Turm steht am Nord-Tor, bewachte dort einen von zwei Hauptzufahrtswegen, und verfügt über zwei begehbare Umgänge.
Der Georgsbrunnen
Nicht nur der Wasser-Versorgung, sondern vor allem der Repräsentation der Burggrafschaft diente auch der von Johann Philipp Wörrishofer am Schloss errichtete barocke Springbrunnen aus dem Jahr 1738. In der Mitte thront die Figur des Heiligen Georg über einem Drachen – heute eine Kopie. Das Original des von Burkhard Zamels entworfenen und von J. P. Mörß ausgeführten Werkes befindet sich im Wetterau-Museum.
Der Schutzpatron der Burg trägt ein Wappenschild, das mit dem Doppelkopf-Adler des Alten Reiches auf den reichsständischen Status verweist. Sowohl am Skulpturensockel als auch an den Seiten der Brunnenschale prangen zudem ein Burg- und 13 gemeißelte Adelswappen. Sie stellen das damalige korporative Regiment dar, mit dem Burggrafen an der Spitze und einem Zwölfergremium als Leitungsorgan.
Öffnungszeiten und Führungen
Informationen zu Öffnungszeiten und Führungen finden Sie auf der Website der Burg Friedberg.