Fürstengruft Butzbach
Die Gruft des Landgrafen Philipp III. von Hessen-Butzbach und seiner beiden Gemahlinnen ist das künstlerisch bedeutendste Denkmal der Markuskirche in Butzbach. Es besticht durch die Qualität seiner Stuckreliefs und nimmt in den Reihen der hessischen Herrschergrabdenkmäler eine Sonderstellung ein.
Auf einen Blick
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Kirchplatz 12
35510 Butzbach
Geschichte
Hessen-Butzbach war eine kleine Landgrafschaft von kurzer Dauer. Landgraf Philipp III. residierte hier ab 1609. Er stand der Butzbacher Nebenlinie des Hauses Hessen-Darmstadt vor, die mit seinem Tod 1643 bereits wieder erlosch. Philipp hatte vor Antritt seiner Regierung eine sorgfältige Hauslehrer-Ausbildung genossen und ausgedehnte Bildungsreisen nach Frankreich, den Niederlanden, Italien und Spanien unternommen.
Als hochgelehrter Landesherr mit umfassenden Sprachkenntnissen und gesteigertem Interesse an Literatur, Kunst und Wissenschaften stand er insbesondere mit den führenden Astronomen seiner Zeit, wie Johannes Kepler und Galileo Galilei, in Kontakt.
Er ließ in Butzbach neben einem Schloss mit Lustgarten 1620-22 auch die Begräbnisstätte für sich und seine Frau Anna Margaretha von Diepholz einrichten. Sie befindet sich im südlichen Chor der Markuskirche und besteht aus der unterirdische Gruft, die von den Staatlichen Schlössern und Gärten betreut wird, und dem für die Gemeinde sichtbaren Epitaph mit Baldachin und Wandbild. Grablegen dieser Art entsprachen dem zunehmenden Repräsentationsbedürfnis des lutherischen Adels.
In der Gruft sind nur vier Personen beigesetzt: Philipp III. von Hessen-Butzbach (1581-1643), seine erste Ehefrau Anna Margaretha von Diepholz (1581-1629), seine zweite Ehefrau Christina Sophia von Ostfriesland (1609-1658) und sein Urgroßneffe Heinrich von Hessen-Darmstadt (1674-1741), der letzte fürstliche Bewohner des Butzbacher Schlosses.
Figürliche Stuckreliefs eines Frankfurter Künstlers
Die Gruft hat einen quadratischen Grundriss, ist von Westen her durch eine Steintreppe erschlossen und wird von Osten durch zwei Schächte mit Licht versorgt. Die Bogen- und Gewölbefelder sind mit figürlichen Stuckreliefs verziert, die von Christian Steffan aus Frankfurt am Main geschaffen wurden. Sie kombinieren biblische Motive mit Sätzen aus dem Apostolischen Glaubensbekenntnis.
Die Ostwand zeigt den Gekreuzigten und den davor knienden Landgrafen mit seinen beiden Gemahlinnen sowie die drei Familienwappen mit den Initialen und das Jahr der Vollendung der Gruft, 1622. Die seitlichen Bogenfelder haben die Sündenvergebung durch den Kreuzestod Christi sowie die Auferstehung zum Thema.
"und ein ewiges Leben"
Die Deckenfelder zeigen die Himmelfahrt des Propheten Elias, die Verklärung des Herrn, Christi Himmelfahrt und das neue Jerusalem. Im Scheitel des Kreuzgewölbes steht der hebräische Gottesnamen JHWH, umgeben von den Schlussworten des Credos „und ein ewiges Leben“ sowie einen Flammenkranz mit Engeln.
Man geht heute davon aus, dass dieses heilsgeschichtliche Bildprogramm vom Landgrafen selbst erdacht worden war. Philipp, der eine eigene Übersetzung des Alten Testaments aus dem Hebräischen angefertigt hatte, besaß die nötigen Bibel- und Sprachkenntnisse und galt als sehr gläubig.
Die künstlerischen Vorlagen für die Reliefs stammen, wie der stilistische Vergleich nahelegt, von dem Frankfurter Maler Philipp von Uffenbach, den der Landgraf 1618 mit der Ausmalung der Decke des Prunksaales in seinem Schloss betraut hatte.
Mit der Hoffnung auf Erlösung
Da die Grabkammer so klein und schwer zugänglich war, diente ihre Ausgestaltung wohl tatsächlich weniger repräsentativen Zwecken, sondern war vielmehr Ausdruck der persönlichen Erlösungshoffnung Philipps. In den zahlreichen Motiven und Zitaten wird der Glaube an die Auferstehung geradezu beschworen.
Abschließend ist erwähnenswert, dass Philipps zweite Gemahlin, Christina Sophia von Ostfriesland, nach dem Tod ihres Gatten die Grabstätte aktualisieren ließ. Auf dem Wandbild hinter dem Epitaph, das Philipp und seine erste Frau kniend vor dem Kruzifix zeigt, ließ sich Christina nachträglich als Standfigur einfügen. Das gleiche Bildthema findet sich an der Ostwand der Gruft. Da jenes nicht an die Qualität der übrigen Reliefbilder heranreicht, hat sie es, zusammen mit den Wappen, vermutlich nachträglich von einem anderen Künstler anbringen lassen.