Hubertuskapelle

1872 erwirbt Graf Eberhard XV. von der evangelischen Kirchengemeinde Erbach ein spätgotisches Retabel (Altaraufsatz). Ursprünglich wurde dieses Anfang des 16. Jahrhunderts von Schenk Eberhard XIII. zu Erbach und dessen Ehefrau Maria von Wertheim der Wallfahrtskirche St. Marien in Schöllenbach gestiftet. Der Ankauf des bedeutenden Schnitzaltares dürfte den kunstsinnigen Grafen Eberhard XV. dazu bewogen haben, im Erbacher Schloss einen „Heiligthumsraum“ einzurichten und zu weihen, um seiner wachsenden sakralen Sammlung einen würdigen Rahmen zu geben.

Die dem heiligen Hubertus gewidmete Kapelle beherbergt bis heute neben den frühesten überlieferten Darstellungen des Erbacher Schlosses bedeutende sakrale Kunstwerke, darunter das von 2006 bis 2010 im Landesamt für Denkmalpflege im Wiesbadener Schloss Biebrich aufwändig restaurierte Wurzel-Jesse-Retabel von Schöllenbach. Bis heute ist das Rätsel um die wohl süddeutsche Werkstatt und ihren Meister nicht geklärt. Die so prominente Ausbildung der spätgotischen Jesse-Baum-Thematik auf einem Retabel aber ist singulär und dürfte ihre Wirkung auf die einst nach Schöllenbach reisenden Pilger nicht verfehlt haben. Der 1515 fertiggestellte Schöllenbacher Altar beeindruckt bis heute durch seine Größe und Pracht.

Gesamtansicht des Schöllenbacher Altars

Dieses Meisterwerk der Spätgotik misst im geöffneten Zustand 4,30 x 5,20 Meter.

Foto: Michael Leukel, 2019

Jesse

Thema ist die Wurzel Jesse, ein Bildmotiv, dass die Abstimmung Jesu Christi aus dem Hause Davids darstellt.

Foto: Michael Leukel, 2019

Figuren des Sammbaums Jesse

Ihr entspringen Äste mit kelchartigen Blüten, die zwölf biblische Könige tragen sowie als schönste Blüte die Gottesmutter Maria mit dem Christuskind.

Foto: Michael Leukel, 2019

Vekründigungstafel des Schöllenbacher Altars

Auf den Relieftafeln der Flügelinnenseiten sind Szenen aus dem Marienleben zu sehen.

Foto: Michael Leukel, 2019