Gräfliche Sammlungen
Den Grundstein der Gräflichen Sammlungen legte Graf Franz I. zu Erbach-Erbach (1754-1823) mit mittelalterlichen Rüstungen, einer jagd- und naturkundlichen Sammlung sowie wertvollen Antiken. Fortgeführt wurden die Sammlungen durch seinen Enkel Graf Eberhard XV. (1818-1884), der auch neue Schwerpunkte im Bereich Möbel und sakraler Kunst legte (siehe Hubertuskapelle mit Schöllenbacher Altar).
Mit einer „großen Vorliebe für die Alterthümer geboren“, entschloss sich Graf Franz bereits in früher Jugend, eine Antikensammlung im Schloss einzurichten. Auf einer Italienreise im Jahr 1791 gelang ihm der Ankauf des größten Teils der heute noch in Erbach erhaltenen Antiken. Sein Hofkünstler Johann Wilhelm Wendt gestaltet nach der Rückkehr drei Zimmer der Beletage nach antiken Vorbildern: So entstanden ein Arbeits- und Audienzzimmer mit imposanten Marmorporträts römischer Staatsmänner sowie ein kleines Schlafgemach, dem sogenannten Etruskischen Kabinett, angefüllt mit den bedeutendsten antiken Vasen seiner Sammlung.
Franz beschränkte sein Interesse nicht allein auf die Antike. Gleichzeitig baute er die Waffensammlung seiner Vorfahren aus, sammelte Rüstungen, Glasmalereien sowie kolossale und abnorme Geweihe. Noch heute sind seine umfangreichen Sammlungen von Waffen und Rüstungen in einem beeindruckenden neogotischen Rittersaal und einer Gewehrkammer zu besichtigen.
Die naturhistorische Sammlung an Geweihen begrüßt die Schlossbesuchenden bereits im Vestibül, säumt das Treppenhaus und entfaltet mit besonders beeindruckenden Exemplaren ihre Pracht in der großen Hirschgalerie. Das zugrundeliegende Prinzip aller Sammlungsbereiche, das Graf Franz in den bis heute erhaltenen Katalogen festhielt, lässt sich als enzyklopädisch umschreiben. Er verfolgte in allen Sammlungsteilen, Geschichte zu konservieren und somit für die Zukunft erfahrbar zu machen.
In den ehemaligen Wohnsalons des Schlosses verbirgt sich eine weitere beeindruckende Sammlung: Seit dem 16. Jahrhundert entstanden repräsentative Ahnenporträts, deren Höhepunkt dreizehn Barockbildnisses der Mitglieder des mit den Erbachern verwandten Hauses Oranien-Nassau bilden. Die berühmte holländische Verwandtschaft wurde von Malern wie Anthonis van Dyck, Gerard van Honthorst, Wybrand de Geest, Michiel Mierevelt und Jan van Ravesteyn und ihren Werkstätten gemalt.
Die Sammlungsräume des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts bestehen in einem nahezu unveränderten Zustand bis heute. In ihnen wird, wie sonst kaum irgendwo, das Konzept einer Sammlung der Zeit der Aufklärung greifbar und sie sind in ihrem Geschichtsverständnis bis heute aktuell.