Römerkastell Kleiner Feldberg
Das Feldbergkastell war die höchstgelegene Garnison am Obergermanisch-Raetischen Limes. Die UNESCO Welterbe-Stätte im Hochtaunus erzählt mit seinen steinernen Relikten und Funden nicht nur Roms Militär-, sondern auch seine Herrschaftsgeschichte an der Grenze zu den „Barbaren“.
Auf einen Blick
-
61479 Glashütten
-
Gelände frei zugänglich
Geschichte
Die UNESCO-Welterbestätte „Grenzen des Römischen Reiches“ schließt den Hadrians- und Antoninuswall in Großbritannien sowie den Obergermanisch-Raetischen Limes in Deutschland zusammen. Letzterer durchzieht auf 550 Kilometern Länge 20 Landkreise zwischen Rhein und Donau. Zur Blüte des Riesenreiches war diese Grenzlinie zwischen 100 n. Chr. und dem Ende des 3. Jahrhunderts in Phasen aus- oder rückgebaut worden. Von Palisadenzäunen und steinernen Wehrmauern, Gräben und Wällen, Kastellen, Wachtposten und Holztürmen blieben vor allem Überreste im Boden.
Auf Hessen entfallen 153 Kilometer des Denkmals und sein besterhaltener Abschnitt befindet sich im Taunus. Dort liegt das gut restaurierte Feldbergkastell mit Relikten von Roms Militärarchitektur. Auf 770 Metern über dem Meeresspiegel war es einmal die höchstgelegene Festung am Limes. Als nach der Mitte des 2. Jahrhunderts der Druck „barbarischer“ Germanenstämme zugenommen hatte, entstand sie in einem Wald zwischen Kleinem und Großen Feldberg am Pass „Rotes Kreuz“, Gemeinde Schmitten.

Blick auf das zentrale Stabsgebäude mit Fahnenheiligtum, zwei Tore und das Speichergebäude
Foto: Michael Leukel, 2020
In der Garnison war eine teilberittene Erkundungseinheit von 150 bis 200 Mann mit dem Namen „expl[oratio] Halic[] Alexandriana“ stationiert. „Halic“ gilt der jüngeren Forschung inzwischen als gekürzter Eigenname ihres Standortes und nicht mehr als ein Bezug der Truppe nach Ungarn, wie früher vermutet. Wie sah das Feldbergkastell ursprünglich aus? Auf rechteckigem Grundriss (78 x 93 Meter), umgeben von einem Graben, besaß es Ecktürme, vier Tore und die typischen Innenbauten römischer Lager wie das Hauptgebäude „principia“. Nahebei gab es einst ein auf zwei Standorte geteiltes Dorf, ein Gräberfeld und eine Zisterne.

Westtor, Ansicht von innen
Foto: Michael Leukel, 2020

Blick über Wehrmauern in Richtung des rückwärtigen Tores, der porta decumana
Foto: Michael Leukel, 2019
Erhalten ist die Umwehrung des Kastells, die Apsis des Fahnenheiligtums und Mauerzüge etwa des Kommandatenhauses oder des Speichergebäudes. Ebenso die freigelegten Reste eines vorgelagerten ‚balnearium’ mit Kalt-, Lau- und Heißbad. Heute präsentiert sich die Stätte als archäologische Parklandschaft und ist gut erreichbar über einen Limes-Wanderweg.
Ein Ausflug ist jedoch nicht vollständig ohne einen Besuch des nachgebauten Kastells Saalburg, in dessen Museum viele Funde der Feldberggarnison verwahrt sind. Große Geschichte wird an ihnen exemplarisch greifbar: Beispielsweise anhand der einst an einem Torbogen angebrachten Bronzebuchstaben mit dem Namen des Brudermörders und Terrorherrschers Caracalla (reg. 211-217) oder mittels eines Weihesteins für die Kaisermutter Iulia Mamaea. Sie und ihr Sohn, der von 222-235 n. Chr. regierende Severus Alexander, wurden ermordet, ihr Andenken anschließend an vielen Orten ausgelöscht. Auch im Kastell räumte man den Stein Iulias von ehrenvollem Platz ab.

Der Weihestein der Iulia Mamaea ist im Saalburg-Museum zu sehen
Foto: Carsten Amrhein, 2020