Schloss Spangenberg
Burg, Festung, Jagdschloss, Gefängnis, Forstschule, Hotel – die Nutzungsgeschichte des Schlosses Spangenberg ist so wechselvoll, wie die Ereignisse, die sie in ihrer über 800jährigen Geschichte prägten. Von Raubrittern verkauft, durch die hessischen Landgrafen befestigt, von neuzeitlichen Kriegen verschont, um dann im Zweiten Weltkrieg auszubrennen und anschließend wieder aufgebaut zu werden.
Auf einen Blick
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Zum Schloss 1
34286 Spangenberg
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Öffnungszeiten
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Gelände frei zugänglich
Geschichte
Oberhalb der Kleinstadt Spangenberg im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis sitzt eine Baugruppe auf steiler Bergkuppe: Schloss Spangenberg mit rechteckigem Binnenhof, umschlossen von einem schmalen Zwinger aus dem 15. Jahrhundert. Die Stätte blickt auf über 800 Jahre wechselvoller Geschichte und schwerste Beschädigung zurück.
Festungsbau der Neuzeit
Trotzdem ist die wieder aufgebaute Anlage ein anschauliches Beispiel für den Festungsbau der Neuzeit. Gäste sind willkommen: Ein Jagdmuseum und ein Hotel mit Landgastwirtschaft empfangen Ausflügler. Es wartet ein herrlicher Ausblick über die Dächer Spangenbergs und ins Pfieffetal auf sie.
Burg Spangenberg wird erstmals 1235 urkundlich erwähnt. An der Handelsstraße zwischen Frankfurt und Leipzig gelegen, stellte sie als Lehen der Grafen von Ziegenhain den Mittelpunkt des kleinen Herrschaftsgebietes der Thüringer Herren von Treffurt dar.
Raubritter zählten den ersten Bewohnern
Das Aussehen der einstigen mittelalterlichen Höhenburg ist nicht überliefert, dafür gibt es Nachrichten über ihre Bewohner. Berühmt-berüchtigt sind die Brüder Hermann und Friedrich von Spangenberg und Treffurt, die ein raubritterliches Leben ohne Recht und Gesetz führten.
1350 verkaufte Ritter Hermann IX. die Burg samt Amt und Stadt Spangenberg für 8.000 Mark Silber an den hessischen Landgrafen Heinrich II. Seitdem wurde sie in der wald- und wildreichen Gegend als Jagdschloss und als Witwensitz genutzt.
Entwicklung zum Schloss
Ihre Gestalt passte man den Schutzbedürfnissen der Zeit an: Landgraf Ludwig der Friedfertige (1402-1458) verstärkte die Burg mit Zwingermauern sowie Schalentürmen und baute sie zum Schloss um. Landgraf Wilhelm IV. (1532-1592), Begründer der Linie Hessen-Kasel, verlieh ihr ihre heutige (rekonstruierte) Erscheinung.
Verschont vom Dreißigjährigen Krieg
Mit dem Aufkommen von Feuerwaffen wurde baulich nachgerüstet. Im Nordosten entstanden ein hoher Ringwall mit tiefem Graben um das Schloss, ein gewaltiger Batterieturm von 22 m Durchmesser als Eckpunkt der Verteidigungsanlage, auch ein unterirdisches Gangsystem. Mit dem Herannahen des Dreißigjährigen Krieges (1618-48) verstärkte man Spangenberg erneut. Es wurde damals weder zerstört, noch eingenommen und blieb in hessischer Hand.
Jahrhundertelang galt das Schloss als starke Bastion und dennoch wurde es am 9. November 1758 im Siebenjährigen Krieg (1756-63) von französischen Truppen eingenommen und geplündert. Man hatte schlichtweg vergessen, die Zugbrücke hochzuziehen. Später wurde Spangenberg zum Staatsgefängnis ausgebaut. Bis 1906/07 diente es als außerdem als Kriegsgefangenenlager, bevor eine Forstschule einzog.
Forstschule für Jahrzehnte
Die Ausbildung endete nach Jahrzehnten, denn im Zweiten Weltkrieg sperrte man dort wieder Kriegsgefangene ein. Kurz vor 1945 wurde die gesamte Anlage bei einem Bombenabwurf der Alliierten zerstört und alle Innenräume brannten aus. In der Nachkriegszeit bewirkten die Spangenberger:innen den Wiederaufbau. Von der mittelalterlichen Bausubstanz sind nur wenige Mauerreste in den Wänden verbaut. Die den Hof umschließenden Gebäude gehen auf das 13. bis 17. Jahrhundert zurück.