Das imposante, 80 Meter lange Gebäude, errichtet in den 1590er Jahren aus wiederverwendeten Steinen älterer Klostergebäude, diente ursprünglich der Lagerung des Zehnt. Heute bergen die insgesamt drei Kompartimente der nachklösterlichen Scheune Objekte aus über 200 Jahren Grabungsgeschichte am Kloster Lorsch.
Die Mitarbeiter:innen der Welterbestätte führten sie dort seit 2015 erstmals zusammengeführt und versammelten sie wieder an ihrem Herkunftsort, auf dass sie weiter erforscht und in wechselnden Zusammenhängen präsentiert werden können.
Hinter der Zehntscheune befindet sich der Kräutergarten.
Foto: Michael Leukel, 2018
Die einstige Zehntscheune ist ein Bau des späten 16. Jahrhunderts und besteht vollständig aus wiederverwendeten Steinen abgerissener Klostergebäude. Als ältestes nachklösterliches Bauwerk steht es daher gleichsam symbolisch für die Aufgabe, den Verfall und schließlich den schrittweisen Abtrag des Klosters, der sich über zwei Jahrhunderte hinzog.
Gleichzeitig steht das Bauwerk für eine auch nach dem Ende des Klosters weiterbestehende Ökonomie, das bis zur Rückgabe der Bergstraße an Kurmainz Naturalien aufnahm, die bisher dem Kloster zustanden, nun aber an die Gefällverwaltung der Kurpfalz gingen. Ein "Schaffner" wachte über diese Einnahmen.
Die Scheune diente bis 2003 unterschiedlichsten Zwecken, bis sie zusammen mit der Revierförsterei, dem Forstgarten und dem alten Schweinestall der Försterei dem Anlagevermögen der Staatlichen Schlösser und Gärten zugeschlagen wurde.
In der Folge konnte sie zu einer Scheune ganz eigener Art entwickelt werden: Zu einem Ort des Zusammenführens des „Ertrags“ archäologischer Forschung aus mehr als 200 Jahren in Form eines Schaudepots im Erdgeschoss, aber auch eines Fundarchivs im Obergeschoss.
Die Objekte in der Zehntscheune dokumentieren eindrucksvolle Funde. Neben spätantiken Stücken aus dem 2. und 3. Jahrhundert sowie karolingischen Säulen und Kapitellen aus der Blütezeit des Klosters, findet sich auch eine große Zahl bedeutender Kleinfunde, die aufschlussreiche Kontexte des klösterlichen Lebens offenbaren.