Fürstengruft Darmstadt
Unter dem Chor der evangelischen Darmstädter Stadtkirche liegt die Ruhestätte der Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Bemerkenswert sind neben den 17 Särgen die beiden Gefäße mit den Herzen zweier fern der Heimat verstorbener Prinzen, sowie das Epitaph für Landgraf Ludwig V., den Gründer der Universität Gießen.
Auf einen Blick
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An der Stadtkirche 1
64283 Darmstadt
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auf Anfrage zu besichtigen
Geschichte
Georg I. (1547-1596), erster Landgraf von Hessen-Darmstadt, begann mit der Anlage der Fürstengruft unter dem Chor der Stadtkirche – wahrscheinlich schon um 1576, nachdem sein erstgeborener Sohn, Philipp Wilhelm, mit kaum fünf Monaten gestorben war. Die Gruft bestand zunächst aus einem länglichem Raum mit schmucklosem Tonnengewölbe unter der nördlichen Chorwand.
Einige Jahre später wurde sie um ein zweites Gewölbe ergänzt, das sich über die ganze Breite des Chores erstreckt. Georgs zweiter Sohn und Nachfolger Landgraf Ludwig V. (1577-1626) ließ 1615 beide Kammern mit ursprünglich farbigem und vergoldeten Stuck ausschmücken.
Schmuckwerk erzählt die christliche Heilsgeschichte
Das Bildprogramm der Decken erzählt die christliche Heilsgeschichte: Im vorderen Gewölbe sind Grablegung und Auferstehung Christi dargestellt, im hinteren Gewölbe Christi Himmelfahrt und das Jüngste Gericht. In diese Szene ist auch die Landgrafenfamilie eingebunden: Rechts unterhalb des richtenden Christus schaut Landgraf Ludwig V. als Erwählter zu ihm empor, eingerahmt vom Kopf seines Vaters, Landgraf Georg I., und dem seiner Ehefrau, Landgräfin Magdalene von Brandenburg.
Die Wände der Grüfte zieren Symbolgestalten des Glaubens und Friedens, sowie Engel mit Posaunen. Ludwigs Bruder, Landgraf Philipp III. von Hessen-Butzbach, ließ sich davon für die Gestaltung seiner Grablege unter der Butzbacher Markuskirche inspirieren.
Ludwig V. betrachtete die Gruft nicht nur als Begräbnisstätte, sondern auch als einen Ort des Memento Mori der Familie. Dies erklärt, warum er sie durch einen unterirdischen Gang mit dem Schloss verbinden ließ und ein Epitaph aus Alabaster und rheinischem Marmor für sich und seine Familie beauftragen ließ.
Auf Schrifttafeln, die in lateinischer Sprache sein Leben und Werk rühmen, inszeniert er sich als Stifter der „Hohen Schule in Gießen“ (heute: Justus-Liebig-Universität) und als Hüter des lutherischen Glaubens.
Auch zwei Herzen sind in der Gruft bestattet
Heute befinden sich in der Fürstengruft, die man über eine steinerne Treppe unter einer im Boden des Chores eingelassenen Falltür erreicht, 17 Särge. In ihnen liegen sieben der acht ehemals regierenden Darmstädter Landgrafen und sieben Landgräfinnen. Des Weiteren fanden hier ein Sohn Landgraf Georgs I. und ein Sohn Ludwigs V. ihr letzte Ruhestätte, sowie eine 1610 in Darmstadt verstorbene Braunschweiger Prinzessin.
Eine Besonderheit sind die beiden metallenen Kapseln, die von der Decke des vorderen Gewölbes hängen: Sie umfassen die Herzen der Prinzen Georg und Philipp von Hessen-Darmstadt, die bei Barcelona bzw. in Wien verstarben.