Geschichte
Ein Besuch der Ehemaligen Benediktinerabtei Seligenstadt gewährt einen nachdrücklichen Einblick in das klösterliche Leben nach der Ordensregel des Heiligen Benedikt von Nursia (um 480-547 n. Chr.). Im 66. der insgesamt 73 Kapitel heißt es dort: „Das Kloster soll, wenn möglich, so angelegt werden, dass sich alles Notwendige, nämlich Wasser, Mühle und Garten, innerhalb des Klosters befindet und die verschiedenen Arten des Handwerks dort ausgeübt werden können. So brauchen die Mönche nicht draußen herumlaufen, denn das ist für sie überhaupt nicht gut.“
So funktionierte die 828 von Einhard, dem Berater Karls des Großen, gegründete Benediktinerabtei bis zu ihrer Auflösung 1803 wie eine Stadt in der Stadt. Innerhalb der Klostermauern konnten die Mönche sich und ihre Bediensteten mit allem versorgen, was zum Leben notwendig war.
Benediktiner als Selbstversorger
Brunnen sicherten die Trinkwasserversorgung, im Konventgarten wurden
Obst- und Gemüsepflanzen kultiviert und der Apothekergarten lieferte
Heilkräuter für die Klostermedizin. Nutztiere wurden gehalten, es gab
eine wasserbetriebene Mühle und eine Backstube. Handwerker fertigten
alle notwendigen Güter. Ausgedehnter Landbesitz dies- und jenseits des
Mains war eine wichtige Basis des Wirtschaftsbetriebs.
Die Benediktinerabtei mit ihrer exzellenten Lage am Main und an einer hoch frequentierten ehemaligen Römerstraße erlebte ihre erste Blüte im 11. Jahrhundert. In dem unmittelbar den römisch-deutschen Herrschern unterstehenden Kloster trafen sich die Großen des Reiches zu Synoden und Hoftagen.
Zerstörung und Wiederaufbau zur Barockzeit
Der zweite Höhepunkt der Klostergeschichte begann Ende des 17. Jahrhunderts als die Abtei nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges nach und nach im Stil des Barock auf- und umgebaut wurde. Diese Zeit lässt sich heute bei einer Führung durch das Kloster wieder erleben.
Kloster heute wieder im Erscheinungsbild des 17. und 18. Jahrhunderts
1803 endete die Zeit der Seligenstädter Mönche, als unter napoleonischer Herrschaft kirchlicher Besitz verweltlicht wurde und das Kloster an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt fiel. Bis in die 1960er Jahre dienten die Klostergebäude als Domizil verschiedener Behörden.
In den 1980er Jahren begann die Hessische Schlösserverwaltung sukzessive mit der Restaurierung der Klosteranlage im Sinne ihrer letzten Blütezeit des 17. und 18. Jahrhunderts. Auch der Konventgarten wurde in seiner barocken Struktur und Bepflanzung rekonstruiert.
Besondere Attraktion: der Konventgarten
Heute wachsen in dem ehemaligen klösterlichen Nutzgarten auf den mit Blumen und Zwergobstbäumen eingefassten Beeten wieder Gemüse, Salat und Kräuter. Färberpflanzen und Spalierobst werden entlang der Klostermauer kultiviert. Ein besonderer Anziehungspunkt ist der Apothekergarten, der in Anlehnung an den aus dem 18. Jahrhundert überlieferten Zustand angelegt wurde.