Geschichte
Die Geschichte, die Schloss und Schlossgarten Weilburg ihren Besucher:innen erzählt, könnte fast ein Märchen sein: Der junge Graf eines Zwergstaates an der Lahn, Johann Ernst zu Nassau-Weilburg (1664-1719), kommt auf seiner Kavalierstour - der Bildungsreise für junge Männer adligen Standes - an den prunkvollen Hof des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. nach Versailles. Wie alle Gäste ist er von der üppigen Architektur des Schlosses und der Pracht des riesigen Parks überwältigt. Hier entsteht die Vision, deren Umsetzung er ab 1702 in Angriff nimmt.
Durch seine Dienste für den Landgrafen von Hessen-Kassel und den
Kurfürsten von der Pfalz ist Johann Ernst finanziell gut gestellt und so
beauftragt er seinen Architekt Julius Ludwig Rothweil, die kleine
Residenzstadt gehörig umzumodeln. In den kommenden Jahren verwandelt
sich das von den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges gezeichnete
mittelalterliche Städtchen in eine blühende Residenzstadt. Man sprach
seither von ihr als einer „Perle an der Lahn“.
Schlosserweiterung im Geist des Barock
Im Mittelpunkt aller Bautätigkeit steht das auf einem hohen Bergsporn gelegene Schloss. Die Burg aus dem 10. Jahrhundert hatten Johann Ernsts Vorgänger zu einer vierflügeligen Anlage im Stil der Renaissance erweitert. Jetzt zieht hier der Geist des Barock ein. Gekennzeichnet ist diese Epoche zwischen dem späten 16. Jahrhunderts und etwa 1770 von lebensfroher und lustvoller Prachtentfaltung.
Davon zeugen auch die reich ausgestatteten Innenräume des Weilburger Schlosses, die mit einer Führung besichtigt werden können. Ein besonderer Blickfang ist sicherlich die riesige Badewanne aus schwarzem Marmor, die mit fließend warmem und kaltem Wasser gefüllt werden konnte. Während solche Bäder in anderen Schlössern meist nur der Repräsentation dienten und die Hofgesellschaft ansonsten eher Parfüm und trockene Tücher zur Körperreinigung bevorzugten, nutzte Johann Ernst seine Badewanne regelmäßig.
Im Schlosshof geben die Wappen über den Portalen Auskunft über die verschiedenen Bauherren und Bauphasen des Schlosses. Im Sommer laden hier alljährlich die Weilburger Schlosskonzerte zum Musikgenuss unter dem Abendhimmel ein.
Schlosspark setzt Architektur in der Natur fort
Im Barock war der nach formalen Prinzipien gestaltete Schlosspark ein wesentlicher Teil des architektonischen Gesamtkonzeptes. Je prächtiger er war, desto größer das Renommee des Landesherrn - der damit nicht nur zeigte, dass er über Land und Untertanen herrschte, sondern auch die Natur regierte. Im Garten frönte die Hofgesellschaft dem eleganten Amüsement bei Spiel, Musik, Tanz und feinen Festen.
Gartenkunst auf höchstem Niveau
Der Weilburger Schlossgarten teilt sich in den Obergarten und den Untergarten, der sich wiederum über drei, ganz unterschiedlich gestaltete Terrassen erstreckt. Dazu gehören zwei Orangerien, in denen früher die wertvollen Zitruspflanzen überwinterten, die in keinem Barockgarten fehlen durften. In der kalten Jahreszeit werden sie immer noch dort untergebracht. Im Sommer gehören sie zu den Schmuckstücken der eleganten Anlage, die eine Ahnung längst vergangener Zeiten gibt.
Ein Spaziergang durch das schattenspendende Lindenboskett führt zu der mit großen grün-goldenen Vasen geschmückten Balustrade des Gartens. Die nach Süden ausgerichtete Terrasse ist gleichzeitig das Dach der Unteren Orangerie. Rechts und links führt je eine große Treppen hinab zum Unteren Parterre, wo es sich herrlich über die weißen Wege flanieren und bei Statuen, Brunnen und Sonnenuhr verweilen lässt.