Geschichte

Benannt ist die Basilika nach ihrem Bauherrn Einhard. Er war einer der wichtigsten Vertrauten Kaiser Karls des Großen und Verfasser dessen Biografie, der „Vita Karoli Magni“. Karls Nachfolger Ludwig der Fromme schenkte Einhard sowohl das Gebiet rund um das heutige Seligenstadt als auch die Mark Michelinstadt im Odenwald, das heutige Michelstadt. Hier ließ sich Einhard zwischen 815 und 827 eine, wie er selbst schrieb, „zur Abhaltung des Gottesdienstes geeignete prächtige Kirche von nicht unrühmlicher Art“ erbauen, in der er später auch mit seiner Frau Imma begraben werden wollte.

Authentische Architektur der Karolingerzeit

Obwohl sich das Aussehen des dreischiffigen Baus im Laufe der Zeit mehrfach verändert hat, stammt seine Substanz zum größten Teil aus der Karolingerzeit, wie der Zeitabschnitt zwischen der Mitte des 8. und dem Anfang des 10. Jahrhunderts nach der fränkischen Herrscherfamilie genannt wird. Von der hohen Qualität der damaligen Handwerkskunst zeugt etwa der helle Putz rund um die Fenster an der Nordwand des Hauptschiffes, der dort seit Anfang des 9. Jahrhunderts Wind und Wetter trotzt.

Neben der Torhalle des Klosters Lorsch, der Pfalzkapelle und dem Granusturm in Aachen sowie dem Westwerk der Klosterkirche in Corvey gehört die Einhardsbasilika in Steinbach zu den letzten Beispielen authentisch erhaltener karolingischer Architektur in Deutschland.

Blick auf das südliche Seitenschiff, das Mittelschiff und die Hauptapsis der Einhardsbasilika in Michelstadt-Steinbach,

Als „eine Kirche von nicht unrühmlicher Art“ wünschte sich Bauherr Einhard seine Basilika, die er zwischen 815 und 827 im Odenwald bauen ließ.

Foto: Michael Leukel, 2020
Einhardsbasilika, Putz

Der Putz rund um die Fenster des Mittelschiffs, den sogenannten Obergaden, wurde gegen das Jahr 827 aufgetragen und ist bis heute original erhalten.

Foto: Michael Leukel, 2020
Blick in das Hauptschiff der Einhardsbasilika mit dem offenen Dachstuhl

Der offene Dachstuhl wurde 1168 aus Eichenbalken erbaut und gehört damit zu den ältesten noch bestehenden Dachwerken in Deutschland.

Foto: Michael Leukel, 2020

Römische Vorbilder

Zu Architektur und Bauweise inspiriert wurde Einhard bei einem Aufenthalt in Rom, wo ihn die großen Basiliken beeindruckten. Eine Basilika war ursprünglich ein Prachtgebäude der Antike, in dem Gericht gehalten und gehandelt wurde.

Später wurde der Begriff auf frühchristliche Kirchen übertragen, die nach diesem Vorbild gebaut wurden. In der Kunstgeschichte bezeichnet das Wort „Basilika“ einen lang gestreckten Kirchenbau, bei dem die Seitenschiffe niedriger als das Mittelschiff sind.

Reliquien sollten das Heil im Jenseits sichern

Um eine Basilika zu weihen und sie später als Grablege zu nutzen, war die Reliquie eines Heiligen vonnöten. Wie die Menschen seiner Zeit hoffte auch Einhard, durch Gebete zu diesem Heiligen, dessen Fürsprache beim Jüngsten Gericht zu erlangen. Auf abenteuerlichen Wegen erhielt Einhard die aus einer römischen Katakombe geraubten Reliquien zweier damals sehr bekannter Märtyrer, der Heiligen Marcellinus und Petrus.

Bereits nach wenigen Monaten entschied sich Einhard, mit den Gebeinen vom Odenwald nach Seligenstadt umzusiedeln und dort eine weitere und größere Kirche zu erbauen. Der Legende nach sollen die Märtyrer angezeigt haben, dass sie nicht in Michelstadt bleiben wollten. In Wirklichkeit spielten natürlich andere Gründe eine Rolle. Vermutlich hoffte Einhard, die beiden berühmten Heiligen in Seligenstadt besser präsentieren zu können.

Basilika bleibt als Holzlager erhalten

Nach Einhards Tod 840 ging die Basilika in den Besitz des Kloster Lorschs über. Als Hessen infolge der Reformation evangelisch wurde, kauften die Erbacher Grafen die Anlage. Jahrelang diente sie als Schuppen für Jagdgerät und als Holzlager für den Erbacher Hofschreiner.

Das erklärt zum einen, dass die Einhardsbasilika schon seit Jahrhunderten nicht mehr als Kirche genutzt wird und zum anderen, warum der Bau so gut erhalten ist: Der Schreiner konnte nur trockenes Holz verwenden und achtete daher stets darauf, das Dach dicht zu halten.