Vortragsreihe zu 150 Jahren Gründung des Deutschen Kaiserreichs
Mit einer Vortragsreihe erinnern die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) an die Gründung des Deutschen Kaiserreiches vor 150 Jahren. Mitten im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 wurde der preußische König am 18. Januar 1871 in Schloss Versailles bei Paris zu Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) ausgerufen. Tage vorher waren die deutschen Länder und freien Städte bereits formal in einem Nationalstaat aufgegangen. Experten und Expertinnen geben im Laufe der kommenden Monate Einblicke in diese für die deutsche Geschichte wichtige Epoche. Ein filmisches Entrée zum Jahrestag veröffentlichte die Schlösserverwaltung bereits am Sonntag, 17. Januar 2021, in ihrem YouTube-Kanal.
Start mit Dr. Bendikowski: die Einheit als "Mythos"
Die Reihe startet mit dem Hamburger Historiker Dr. Tillmann Bendikowski, Autor von „1870/71. Der Mythos von der deutschen Einheit“, am 4. Mai 2021, um 19 Uhr (unter Vorbehalt).* Er wird zur Stunde Null des Kaiserreiches sprechen, die keine „Geburtsstunde“ sei. Bendikowski bewertet die maßgeblich unter den Hohenzollern herbeigeführte ‚Reichseinigung‘ als eine Legende, da sie teils gegen heftige Widerstände durchgesetzt wurde.
Er tritt mit einer Lesung im Informationszentrum des Niederwaldes auf und damit in unmittelbarer Nachbarschaft des kaiserzeitlichen Niederwalddenkmals. Das Monument wurde im Gedenken an Krieg und Nationsbildung errichtet. Es zählt heute zum Kulturerbe Hessens und wird von der SG betreut.
Prof. Dr. Nonn über Geschichtskonstruktionen
Eine weitere öffentliche Veranstaltung ist mit Prof. Dr. Christoph Nonn von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf am 16. Juni 2021, um 19 Uhr, geplant. Nonn wird im Bad Homburger Schloss an sein aktuelles Buch „12 Tage und ein halbes Jahrhundert. Eine Geschichte des deutschen Kaiserreiches 1871-1918“ anknüpfen und über Geschichtspolitik in Bildern informieren. Politische Akteure lenkten die zukünftige Erinnerung an die Kaiserproklamation, die den Gründungsakt der deutschen Nation symbolisiert, unter anderem mit den bekannten Gemälden des Anton von Werner.
Das Selbstverständnis preußischer Herrscher - betrachtet von Prof. Dr. Höroldt und Dr. Althoff
Prof. Dr. Ulrike Höroldt, die Leiterin des Geheimen Staatsarchives der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sowie ihr Mitarbeiter Dr. Frank Althoff treten gemeinsam am 26. September 2021, um 16 Uhr, auf. Ihr Vortrag im Schloss Bad Homburg mit dem Titel „Preußen unter ferner liefen. Zum neuen Selbstverständnis der Preußischen Herrscher nach der Reichsgründung“ basiert auf den Erkenntnissen einer Ausstellung. Sie wird gegenwärtig im Potsdamer Staatsarchiv vorbereitet und behandelt Preußen im Zeitraum zwischen 1871 und 1918 unter verschiedenen Aspekten.
Plädoyer für eine geschichtspolitische Intervention mit Prof. Dr. Conze
Zum Abschluss spricht Prof. Dr. Eckart Conze von der Marburger Philipps-Universität über "Lange Schatten. Das Kaiserreich im 20. und 21. Jahrhundert." Der Historiker legte sein neues Buch über das deutsche Kaiserreich als geschichtspolitische Intervention an, denn Geschichte sei "immer Gegenwart". Der Vortrag findet am 26. Oktober, um 19 Uhr, wie beiden vorigen im Bad Homburger Schloss statt.
* Aufgrund der Corona-Pandemie ist eine Verschiebung des Vortrages von Dr. Bendikowski nicht ausgeschlossen. Sie wird von der Schlösserverwaltung rechtzeitig mitgeteilt.