Geschichte

Mit ihren zwei mächtigen Bergfrieden, dem zwischen ihnen hochaufragendem Giebel und den massiven, teils zinnenbewehrten Mauern ist die Burgruine Münzenberg (oder kurz: Münzenburg) heute das Wahrzeichen der Wetterau.

Machtanspruch der Staufer

Errichtet wurde sie einst als Manifest des Machtanspruchs der Staufer, jener Familie, die zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert die römisch-deutschen Könige und Kaiser stellten. Mit damals insgesamt zehn Burgen in der Wetterau demonstrierten und sicherten sie ihren Anspruch auf das Land. Unterstützt wurden sie dabei von örtlichen Adelsgeschlechtern, die ihnen - wie die Familie von Hagen-Arnsburg - als Reichministeriale direkt unterstellt waren.

Kuno von Hagen-Arnsburg, der Mitte des 12. Jahrhunderts die Burg errichten ließ, nannte sich nach seinem neuen Domizil fortan Kuno von Münzenberg. Durch seine enge Verbindung zu Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1122-1190) wurden er und seine Familie zur beherrschenden territorialpolitischen Macht in der Wetterau.

Idealbild einer stauferzeitlichen Burganlage

Vom ersten Bauabschnitt des 12. Jahrhunderts sind heute noch der östliche und südliche Teil der inneren Ringmauer, der östliche Bergfried und der romanische Palas (repräsentativer Saalbau einer mittelalterlichen Burg) erhalten. Obwohl Kuno die Anlage nicht vollendete, entsprach sie mit diesen Bauten dem Idealbild einer stauferzeitlichen Burganlage.

Die Mauern aus imposanten Buckelquadern und die Rundbögen der Fenster am Palas sind nicht nur typische Elemente für die Architektur der Romanik, wie die Epoche zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert in der Kunstgeschichte genannt wird. Die repräsentativen Wohnbauten mit dem reichen plastischen Schmuck an Säulen und Kapitellen der Fensterarkaden geben auch ein nachdrückliches Zeugnis von Rang und Selbstverständnis ihrer Erbauer. Die Münzenburg steht dabei der prachtvollen staufischen Kaiserpfalz in Gelnhausen nur wenig nach.

Ruins of Münzenberg Castle, arcade

Der Saal im Obergeschoss des romanischen Palas erhielt sein Licht durch diese große Arkade, deren Säulen mit sogenannten Bandknollenkapitellen abschließen. Die Originale werden im Lapidarium der Burg aufbewahrt.

Foto: Michael Leukel, 2020

Ruins of Münzenberg Castle, palas

An der Wand des romanischen Palas ist zwischen den Arkadenfenstern der Kamin erkennbar, dessen Konsolen auf je einer aufwändig gestalteten Säule ruhen.

Foto: Michael Leukel, 2020

Ruins of Münzenberg Castle, ring wall

Die mächtigen Buckelquader der inneren Ringmauer sind kennzeichnend für die romanische Burgen-Architektur.

Foto: Michael Leukel, 2020

Burg als adlige Wohngemeinschaft

1255 starben die Münzenberger in männlicher Linie aus. Mehrere Adelsgeschlechter teilten sich infolge die Burg, die bis Anfang des 15. Jahrhunderts als Ganerbenburg, sozusagen eine Art Wohngemeinschaft verschiedener Familien war. Eine davon waren die Herren von Falkenstein.

Sie errichteten gegenüber dem Romanischen Palas um 1260 den Falkensteiner Palas. Wie sein Pendant hatte auch er im Obergeschoss einen großen Saal – seine Fenster zeigen mit ihren Spitzbögen die damals zeitgemäße Formensprache der Gotik. Des Weiteren vollendeten die Falkensteiner die innere äußere Ringmauer und den westlichen Bergfried.

Beliebtes Ausflugsziel seit Mitte des 19. Jahrhunderts

Um 1500 schließlich wurde die Münzenburg u.a. mit der Anlage eines großen Bollwerks ein letztes Mal verteidigungstechnisch auf den neusten Stand gebracht. Noch vor dem Jahr 1600 begann die, schon nicht mehr bewohnte Burg zur zerfallen, im 30-jährigen Krieg wurde sie vollends zur Ruine.

Zur Zeit der Burgenromantik Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Münzenberg als Ausflugsziel entdeckt. Erste Maßnahmen zu ihrer Erhaltung folgten und dauern bis heute an. Aber auch als Ruine zeigt die Münzenburg ihren Besuchern eindrucksvoll, dass sie zu den bedeutendsten romanischen Burganlagen Deutschlands zählt.

Ruins of Münzenberg Castle, Falkenstein palas

Der Falkensteiner Palas entstand um das Jahr 1260. Die Fenster zur Hofseite, die um 1900 teilweise rekonstruiert wurden, zeigen den Spitzbogen, das charakteristische Stilelement der Gotik.

Foto: Michael Leukel, 2020