Behältnisse für Elizas Tafelsilber: Zwei englische Cutlery Urns in Homburg
von Esther Walldorf (M.A.)
Veröffentlicht am 5. Mai 2021
Im Jahr 1818 heiratete die britische Prinzessin Elizabeth in London den Erbprinzen Friedrich Joseph von Hessen-Homburg. Kurz danach brachte Elizabeth neben ihrer Kunstsammlung auch eine Aussteuer nach Homburg mit, die in Umfang und Luxus dem Status einer britischen Prinzessin entsprach. Zu dieser Aussteuer zählten auch zwei kunstvoll gestaltete, identische Urnen aus Mahagoni. Seit dem späten 18. Jahrhundert waren solche Urnen als Besteckkästen in England sehr beliebt, sowohl in adeligen wie auch sehr vermögenden bürgerlichen Haushalten. Auf dem Kontinent dagegen waren die Cutlery urns zur Aufbewahrung des wertvollen Silberbestecks in Form und Funktion unbekannt.
Als das Urnenpaar am Homburger Hof eintraf und ausgepackt wurde, muss dort die Überraschung entsprechend groß gewesen sein. In der einen Cutlery urn wurden nur die Löffel, in der anderen die Messer und Gabel verwahrt. In der Regel waren Cutlery urns abschließbar. Die übliche Innenausstattung solcher Cutlery urns beeindruckt durch Funktionalität: Zum Öffnen wird die Abdeckung der Urne, die mit einer zentralen Stütze im Innenraum verbunden ist, angehoben und dabei der Besteckeinsatz hochgezogen. Dieser besteht aus in konzentrischen Kreisen angeordneten Schlitzen, in welche die einzelnen Besteckteile gestellt werden. Mit einem Blick konnte so auch das wertvolle Silberbesteck auch auf seine Vollständigkeit überprüft werden.
Durch die getrennte Aufbewahrung der Einzelteile in dem Besteckeinsatz wurden zudem die empfindlichen Silberflächen vor dem Zerkratzen durch Gabelzinken und scharfen Klingen bewahrt. In England standen die Cutlery urns immer im Speisezimmer, wo sie jeweils an einem Ende des Sideboards aufgestellt wurden und so jederzeit das Silberbesteck zum Eindecken der Tafel verfügbar war. Als aufwendig gearbeitete Kleinmöbel waren die Cutlery Urn Paare auch immer ein wichtiger Teil der Raumdekoration und repräsentierten sowohl den Geschmack wie auch Reichtum und Status ihrer Besitzer.