Elizas schöne Dinge
von Ursula van Meter (M.A.)
Veröffentlicht am 14. April 2021
Tag der Provenienzforschung
Jedes Objekt hat seine eigene Geschichte, und sei es noch so unscheinbar. Auch Elizas Objekte sind hier nicht ausgenommen. Diese Objektbiografie zu erforschen und Sammlungsgegenstände wissenschaftlich auf ihre Herkunft zu prüfen ist Aufgabe der Provenienzforschung in der Museumsarbeit. Unter diesem Aspekt sind die normalerweise nicht sichtbaren Stellen eines Gegenstandes, zum Beispiel die Rück- oder Unterseite, oft aufschlussreicher als die Schauseite. Hier finden sich häufig Hinweise auf wechselnde Besitzverhältnisse, manchmal eindeutig, oft eher verschlüsselt in Form von Zahlen und/oder Buchstaben. In Verbindung mit alten Inventaren, Auktionskatalogen, Rechnungen ist es bei guter Quellenlage möglich, die wechselhafte Geschichte von Objekten zu rekonstruieren.
Wie kam das Objekt in die Sammlung? Welche Vorbesitzer gab es und waren die Wechsel der Besitzer rechtmäßig?
Oder ist das Objekt etwa culturally sensitive? Der Begriff, ursprünglich 1986 durch ICOM (International Council of Museums) auf menschliche Überreste bzw. religiös/rituelle Objekte bezogen, wird mittlerweile weiter gefasst verstanden. Dabei wird geprüft, ob das Objekt zu während des NS-Regimes enteignetem Besitz (NS-Raubkunst) gehören könnte. Oder könnte es aus einer der ehemaligen Kolonien der europäischen Staaten gekommen sein? Ein dritter Aspekt ist die mögliche Herkunft im Zusammenhang mit Kulturgutentzug in der SBZ/DDR, eine erst verstärkt in den letzten Jahren ins Blickfeld gerückte Problematik. Tatsächlich kann ein Objekt auch in mehr als nur eine dieser Kategorien fallen.
Wie steht es nun um die Objekte aus Elizas Nachlass?
Diejenigen, die sich in den Sammlungen der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen befinden, sind zumeist über alte Inventare nachgewiesen. Der Sammelband Account of Christian IV. of Denmark’s Visit to England to his sister Anne Consort of James I. aus den Jahren 1818-1827 gehörte zwar zum Nachlass von Eliza, wurde aber erst 1980 im Kunsthandel angekauft und kehrte daraufhin wieder nach Schloss Homburg zurück. Der Band erinnert an den im Jahr 1606 mit großem Prunk begangenen Staatsbesuch des dänischen Königs Christian IV. (1577–1648) bei seiner Schwester Anna (1574–1619) und deren Mann König James I. (1566–1625) von England, die zu Elizas direkten Vorfahren gehören.