Geschrieben, gemalt und geklebt - Elizas Sammelalben
von Dr. Martin Spies
Veröffentlicht am 7. April 2021
Ihre bibliophile Neigung hatte Eliza von ihren Eltern, König Georg III. von Großbritannien und seiner Frau Charlotte, geerbt. Schon in jungen Jahren begann die Prinzessin damit, eine eigene Bibliothek zusammenzutragen, die als sogenannte Englische Bibliothek mit über 2900 Titeln im Homburger Schloss ihren größten Umfang erreichen sollte. Eliza war aber nicht nur eine begeisterte Leserin und Sammlerin von Büchern, sondern dank ihrer ausgeprägten kreativen Ader auch Gestalterin aufwendiger Sammelalben, von denen sich ein herausragendes Exemplar in Bad Homburg erhalten hat.
Erinnerung an die Mutter
Der ledergebundene Band mit dem Titel Account of Christian IV. of Denmark’s Visit to England to his sister Anne Consort of James I. (Bericht des Besuchs Christian IV. von Dänemark in England bei seiner Schwester Anne, Gemahlin James I.) entstand in den Jahren 1818 bis 1827. Eliza schuf ihn vermutlich als sehr persönliches Erinnerungsstück an ihrer kurz zuvor verstorbene Mutter, die gemeinsam mit ihren Töchtern eine Reihe ähnlicher Alben geschaffen hatte. Zu diesen gehört auch ein gleichnamiger Band von 1815, der sich bis heute in der Royal Collection erhalten hat.
Ein Staatsbesuch anno 1606
Elizas Buchprojekt nimmt aber auch Bezug auf ein weiter zurückliegendes Ereignis ihrer Familiengeschichte – den 1606 mit großem Prunk begangenen Staatsbesuch des dänischen Königs bei seiner Schwester Anna und deren Mann König James I. von England, die zu Elizas direkten Vorfahren gehören. Öffnet man den Band, so grüßt einen zunächst das von G.P. Harding gezeichnete Porträt Elizas, das auch das Ausstellungsplakat schmückt. Darauf folgt Elizas wortwörtliche Abschrift der 1606 in London gedruckten Festbeschreibung The King of Denmarkes vvelcome (Die Begrüßung des Königs von Dänemark), die ihr von ihrer Freundin Sarah Sophia Banks geliehen worden war. Mit großem Geschick kopierte Eliza die Titelseite der Druckschrift bis ins kleinste Detail, wohingegen sie den übrigen Text frei wiedergegeben hat. Als Illustrationen klebte sie außer topographischen und architektonischen Ansichten beinahe sechzig druckgraphische Porträts des englischen Königspaares sowie zahlreicher, zum Teil im Text namentlich erwähnter englischer Zeitgenossen ein.