Etabliert! Der klassische Landschaftsgarten zu Elizas Zeiten
von Dr. Inken Formann
Veröffentlicht am 24. März 2021
Nicht mehr der frühe Landschaftsgarten mit seinen sentimentalen Szenen war zu Elizas Zeiten, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, en vogue. Nun war es der klassische und reife Landschaftsgarten mit seinen in großen Schwüngen verlaufenden Wegen, weit angelegten Sichtachsen, integrierten Blumengärten und exotischen Pflanzensammlungen.
Die als Vorbilder wirkenden englischen Landschaftsgärten hatten damals schon 100 Jahre altern und damit dem von den Gartenkünstler vorausgedachten Zielzustand nahekommen können. Auch auf dem Festland war der landschaftliche Stil bereits ein halbes Jahrhundert bekannt und hatte großartige Schöpfungen hervorgebracht. Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823), Peter Joseph Lenné (1789-1866) und Hermann Fürst von Pückler Muskau (1822-1871) waren die großen Namen der Gartenkunst des beginnenden 19. Jahrhunderts.
Sckell hatte mit den Umgestaltungen der Schlossgärten Schwetzingen, Nymphenburg, aber auch Wiesbaden-Biebrich sowie der Neuanlage des Englischen Garten in München großartige Landschaftsgärten hinterlassen, die als Vorbilder wirkten. Seine 1818 erschienene Schrift „Beiträge zur bildenden Gartenkunst“ hatte genauso wie John Claudius Loudons „Encyclopædia of Gardening“ von 1822 (1823 aus dem Englischen übersetzt und 1835 neu in Englisch aufgelegt) das Interesse an der Gartenkunst befeuert. Auch zahlreiche Garten- und Blumenzeitschriften versorgten seit Ende des 18. Jahrhunderts Adlige wie Bürgerliche mit den neuesten Nachrichten aus der Welt der Landschaftsgärten und Botanik.
Peter Joseph Lenné war seit 1817 bei der Königlichen Gartendirektion in Potsdam angestellt, wo er den Schlosspark Sanssouci landschaftlich erweiterte und die gesamte Potsdamer Havellandschaft in ein mit Sichtachsen verbundenes Gesamtkunstwerk verwandelte. 1823 war auch die Königliche Gärtnerlehranstalt als Ausbildungsstätte für angehende Gartenkünstler gegründet und damit der Werdegang zum Gartengestalter über die Ausbildung zum Gärtner hinaus professionalisiert worden.
Überall gab es nun Landschaftsgärten: An Wohnsitzen Adliger, zunehmend aber auch an den Wohnhäusern wohlhabender Bürger; auf dem Land genauso wie in den Städten; Gärten und Parks waren nicht mehr nur Repräsentationsorte, sondern zunehmend auch für die Öffentlichkeit zugängliche Erholungsorte.