Der Landschaftsgarten

von Dr. Inken Formann
Veröffentlicht am 27. Januar 2021

Eliza hatte ein Faible für die Gartenkunst. Damit ist sie nicht die erste Landgräfin in der Geschichte der kleinen Landgrafschaft Hessen-Homburg, die ein besonderes Interesse an der Gartengestaltung zeigte. Landgräfin Karoline (1746-1821) und ihr Mann, Landgraf Friedrich V. Ludwig (1748-1820) gehörten sogar zu denen, die 1770 – in dem Jahr, als die englische Prinzessin geboren wurde –, erstmals die Mode des englischen Landschaftsgartens in Homburg einführten. Erfunden wurde die neue Art der Gartengestaltung in Elizas Heimat England.

Waren in der Gartenkunst im 17. Jahrhundert geometrische Linien und künstlich in strenge Form geschnittene Gehölze modern und galt der riesenhafte Schlossgarten Versailles als nachahmenswertes Vorbild, weitete man Anfang des 18. Jahrhunderts in England den Blick auf die freiwachsende Natur und die Landschaft mit ihren Wiesen und Feldern. Die ab 1720 in England neu entstandenen Gärten sollten nun aussehen wie malerisch komponierte Landschaftsgemälde, die nicht der Mensch, sondern die Natur selbst erschaffen hatte. Wege verliefen nun weniger als gerade Achsen, sondern in harmonisch geschwungener Form: So ergaben sich immer wieder neue, überraschende Aussichten. Baumarten wurden nach Farbigkeit des Laubs und Form der freiwachsenden Kronen zusammengefügt, Flüsse zu Seen mit geschwungenen Uferlinien aufgestaut. Szenen komponierte man wie Kulissen auf einer Theaterbühne mit Vorder-, Mittel- und Hintergründen. Kombiniert wurde alles mit Bauten, die an ferne Länder, die Antike oder das Mittelalter erinnerten, eingebunden durch geschickt geöffnete Sichtachsen.

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Herausragende Beispiele für die im frühen 18. Jahrhundert in England entstandenen Landschaftsgärten sind etwa Stowe, Stourhead, Blenheim oder Painshill Park. Als Eliza 1818 nach Homburg kam, hatte sie 48 Jahre in England gelebt: die dort regelmäßig an den Landsitzen vorhandenen und damals bereits gealterten Landschaftsgärten waren ihr vertraut und prägten ihren Blick auf Landschaft. Wie hier im englischen Stourhead gehören auch die im Laufe des Jahres wechselnden Laubfarben zur Komposition des Landschaftsgartens dazu.