8. März - Internationaler Frauentag

von Ann-Kathrin Hartenbach (M.A.)
Veröffentlicht am 8. März 2021

KURATORIN DR. KATHARINA BECHLER IM INTERVIEW 

Dr. Katharina Bechler studierte nach einer industriekaufmännischen Lehre Kunstgeschichte, Geschichte und Publizistik in Bamberg, Prag und Berlin. Sie ergänzte in späteren Auslandsstudien in London und St. Gallen ihre Englisch- und Managementkenntnisse. Während ihrer Tätigkeit bei der Kulturstiftung DessauWörlitz (UNESCO Welterbe) in Sachsen-Anhalt promovierte sie über das Schloss Oranienbaum bei Dessau. Es folgten Leitungstätigkeiten u.a. für die neu gegründete thüringische Stiftung Schloss Friedenstein Gotha und für die drei Städtischen Museen Hanau mit Schwerpunkt Schloss Philippsruhe. Seit dem 1. Oktober 2019 ist sie verantwortlich für das Fachgebiet Museen der Staatlichen Schlössern und Gärten Hessen.  


Frau Bechler, die Ausstellung „Princess Eliza – Englische Impulse für Hessen-Homburg“ gibt einen Einblick in das Leben einer der wohl wichtigsten Frauen der Landgrafenzeit. Was persönlich fasziniert Sie an Eliza?  

Mich persönlich fasziniert an Eliza ihre geradlinige Art. In den 48 Jahren, bevor sie nach Homburg kam, war sie als Künstlerin, Verlegerin und insbesondere als Netzwerkerin im Familien- und Freundeskreis vielseitig interessiert und aktiv. Zudem war sie sehr optimistisch eingestellt, sie hat die Dinge immer positiv betrachtet, wie aus ihren zahlreichen Briefen hervorgeht. Den Menschen war sie sehr zugewandt – und sie hatte Humor!  

Haben Sie ein Lieblingsobjekt in der Ausstellung? 

Es gibt viele Lieblingsobjekte innerhalb der Ausstellung wie beispielsweise das Portrait von Sir William Beechey, der seine Schülerin Eliza, die er in den Künsten unterrichtete, in einer ganz beeindruckenden Qualität darstellt. Weitere Highlights sind die Karikaturen, darunter „The Hombourg Waltz“ (der Homburger Walzer) von George Cruikshank, der eine besonders derbe Sicht auf die königliche Familie zeigt und der Davenport Desk – ein praktisches und zugleich elegantes Möbel zum Schreiben und Malen. Und die Strelitzie aus der Orangerie in Weilburg ist einfach hinreißend!

Landgräfin Elizabeth war vor allem für die Homburger durch ihre städtebaulichen Maßnahmen ein großer GewinnWie sehen Sie ihre Bedeutung für Bad Homburg? 

Eliza war nach Friedrich II. die wichtigste und zugleich eine autonome Bauherrin und damit eine große Bereicherung für das Schloss. Der Königsflügel, der Englische Flügel und der Bibliothekssaal sind Zeugnisse dieser Maßnahmen und gehen auf sie zurück. Im damaligen Homburg hat sie gemeinsam mit ihrem Mann den Neubau von Straßen in der Innenstadt und erste Kanalisationen initiiert. Homburg entwickelte sich vom kleinen Landstädtchen zur eleganten Residenzstadt und später zum lebendigen Kurort. Eliza war hierbei eine wahre Strategin und ein großer Zugewinn.

Was können wir heute noch von dieser beeindruckenden Person lernen?

Beharrlichkeit, Zielstrebigkeit und Ihre Vision etwas Großes zu gestalten sind wichtige Aspekte, die Eliza als Person ausmachen und bis heute in Bad Homburg nachwirken. Gerade ihre Vision Homburg zu modernisieren, hat sie beispielsweise in der Erneuerung der Infrastruktur umgesetzt. Diese Vision zeigt sich auch bei der Gestaltung des Schlosses und der Parkanlagen. Gleichzeitig muss objektiv angemerkt werden, dass sie als englische Prinzessin mit prächtigen Apanagen aus Großbritannien sehr privilegiert war und aufgrund ihres Status nichts erkämpfen musste.

Was wünschen Sie sich persönlich in Zukunft für Frauen und Mädchen im Kunstbereich. Was muss oder sollte sich noch ändern?

Frauen sind meiner Meinung nach schon lange auf dem Vormarsch in dieser Branche, wie es sich beispielsweise mit Frau Worms als Direktorin und auch innerhalb der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen widerspiegelt. Dennoch gibt es in einigen Segmenten noch zu wenig Unterstützung zur Förderung und Entwicklung von Frauen, wie die Anzahl der Frauen auf dem Kunstmarkt zeigt.

Katharina Bechler bei der Eröffnungsfeier

Dr. Katharina Bechler bei der Eröffnungsfeier in der Schlosskirche

Foto: Uwe Dettmar

Ministerin Dorn und Kuratorin Bechler

Angela Dorn (Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst) und Dr. Katharina Bechler in der Ausstellung

Foto: Uwe Dettmar

Das Interview führte Ann-Kathrin Hartenbach, Wissenschaftliche Volontärin im Fachgebiet Museen der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen.