Behältnisse für Elizas Tafelsilber: Zwei englische Cutlery Urns in Homburg

von Dr. Martin Spies
Veröffentlicht am 22. Mai 2021

Ihre wohl längste Beziehung zu einem Mann, die weit über eine bloße Freundschaft hinausging und wohl doch stets platonisch gewesen sein soll, hatte Eliza mit dem 17 Jahre älteren Alleyne FitzHerbert, Baron St. Helens (1753‒1839), den sie in Anspielung auf seinen Namen „my dear and invaluable Saint“ nannte. Die innige Freundschaft überdauerte auch Elizas Ehe mit Landgraf Friedrich und endete erst mit St. Helens Ableben knapp ein Jahr vor Elizas Tod.

Seelenverwandte

St. Helens gehörte zum engsten Umfeld von Elizas Eltern und wurde nach seinem Abschied aus diplomatischen Diensten zum Lord of the Bedchamber des Königs ernannt. Er teilte Elizas ausgeprägte Abneigung gegen das Hofleben und scheint die Prinzessin auch mit seinem Witz und seiner Direktheit sehr für sich eingenommen zu haben. Dass Eliza in ihm eine verwandte Seele sah und sie sich ihn an seine Seite wünschte, geht aus einem erstaunlich offenen Brief an Lady Harcourt vom 1. Dezember 1808 hervor. Unverblümt gesteht Eliza ihrer Vertrauten darin, dass sie den reiferen Mann von ganzem Herzen liebe und kein Verlangen nach der Gesellschaft junger Männer habe, die sie verunsicherten.

Intime Geschenke

Dass St. Helens nicht als standesgemäßer Ehemann für sie in Frage kam, war Eliza wohl immer bewusst. Dennoch machte sie ihrem Freund zu Weihnachten 1810 ein sehr persönliches Geschenk mit einer Emailleminiatur, mit der St. Helens Elizas Bildnis sprichwörtlich an seinem Herzen tragen konnte. Der Baron schenkte ihr im Gegenzug seine Porträtbüste, die Eliza nach ihrer Hochzeit mit nach Bad Homburg nahm und an der ihr Ehemann, Landgraf Friedrich, keinen Anstoß genommen zu haben scheint.

Geteilte Leidenschaft

Auch in späteren Jahren, als Eliza längst verwitwet war, pflegte sie den Kontakt zu ihrem treuen Freund und gab 1835 während eines Besuchs in ihrer alten Heimat eine weitere Miniatur in Auftrag, die St. Helens als lächelnden betagten Mann zeigt, der gemütlich mit übereinandergelegten Armen in einem Sessel sitzt und eine goldene Schnupftabakdose in seine rechten Hand hält. Und so ist es bei allen offenen Fragen hinsichtlich der Beziehung von Eliza und St. Helens am Ende gerade diese Dose, die ein Schlaglicht auf eine große geteilte Leidenschaft der beiden wirft: den Konsum von Schnupftabak. The rest is silence.

Baron St Helens

Alleyne Fitzherbert, Baron St Helens (1753‒1839), unbekannter Stecher nach Henry Edridge, 1801, Punktierstich, 44,2 x 29,6 cm, National Portrait Gallery, London, NPG D40007

Foto: National Portrait Gallery, London

Schnupftabakdose

Schnupftabaksdose mit Miniatur-Porträt des Landgrafen Friedrich VI. Joseph von Hessen-Homburg (1769–1829), späte 1820er- oder frühe 1830er-Jahre, Johann Friedrich Voigt (1792–1871), zugeschrieben oder Kopie nach Voigt, Miniaturmalerei: Gouache auf Elfenbein, montiert auf eine Schildpattdose, 5,0 x 3,8 cm (Miniatur mit Rahmen), 5,9 x 9,0 x 2,1 cm (Dose), Unbez., Sammlung Familie Eric Leonhardt, Bad Homburg v. d. Höhe

Foto: Uwe Dettmar