Neues Ausflugsziel in der Wetterau: Kloster Konradsdorf wird mit neuer Ausstellung feierlich eröffnet
Kloster Konradsdorf zählt zu den schönsten und qualitätsvollsten Bauten der Romanik in Hessen. Nach aufwendigen Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten wurde das Gelände am Donnerstag, den 22. Juni 2023, im Beisein der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn sowie der Hessischen Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten Lucia Puttrich feierlich eröffnet. Es bereichert damit ab sofort die hessische Kulturlandschaft um ein hochkarätiges Ausflugsziel.
Begleitet wurde das Projekt der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) und des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen (LBIH) von umfassenden Forschungen, die neue Erkenntnisse zur Bedeutung des Klosters und seiner Gebäude lieferten. Diese waren grundlegend für das denkmalpflegerische Instandsetzungskonzept und werden nun dem Publikum in einer neuen Dauerausstellung präsentiert.
Die Klosterkirche und das anschließende Propsteigebäude gehören zu den schönsten romanischen Bauwerken in Hessen und sind herausragende Beispiele für die reiche Geschichte und Architektur Hessens.
Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst
Mit der Sanierung des Klosters Konradsdorf öffnet zweifellos ein ganz besonderes Schmuckstück in der Wetterau wieder seine Tore.
Lucia Puttrich, Hessische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten
Stauferzeit authentisch erleben
Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Kloster 1191, spätestens seit dem frühen 13. Jahrhundert war es nachweislich ein Damenstift des Prämonstratenserordens und erreichte seine Blütezeit im 13. und 14. Jahrhundert. Mit der Reformation begann der Niedergang, 1581 wurde der Konvent aufgelöst. Seitdem wurden die Gebäude überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Propstei und ehemalige Klosterkirche, die heute inmitten der landwirtschaftlichen Staatsdomäne Konradsdorf liegen, haben die Zeiten trotz jahrhundertelanger Vernachlässigung überdauert und zählen heute zu den wenigen Bauwerken in Hessen, die sich aus der Stauferzeit erhalten haben.
Es ist gelungen, die klosterzeitliche Bausubstanz wieder verstärkt sichtbar zu machen und damit den hohen Stellenwert dieses Kulturdenkmals zu unterstreichen. Über 100 Projektbeteiligte haben hier großartige gemeinschaftliche Arbeit geleistet.
Kirsten Worms, Direktorin der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen
Romanische Bausubstanz zum Vorschein gebracht
So wurden die Gebäude in den vergangenen Jahren statisch-konstruktiv gesichert und saniert, die Bausubstanz sowie kostbare Bauzier konserviert und zum Teil restauriert. In der zweigeschossigen Propstei wurden darüber hinaus vermauerte romanische Öffnungen freigelegt sowie die originalen Zugänge wieder erschlossen, Öffnungen im Mauerwerk aus späterer Zeit wurden geschlossen.
Die romanischen Fenster der Pfeiler-Basilika wurden mit rotem Glas versehen und verstärken die besondere Aura dieses Ortes. Das zerstörte Nordseitenschiff erhielt eine neue Überdachung zum Schutz der archäologischen Befunde und zur Gewährleistung eines stabileren Raumklimas.
Baufachtechnische Handwerkskunst und modernste Technik sind hier in gelingender Weise zusammengekommen. So blickt die denkmalgeschützte Bausubstanz jetzt auf eine glänzende Zukunft.
Thomas Platte, Direktor des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen
2016 wurde mit Voruntersuchungen an der Propstei begonnen, ab 2018 erfolgte die denkmalgerechte Instandsetzung, die vor allem aus Mitteln des Kulturinvestitionsprogramms des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst finanziert wird. Die Kirche wurde im Rahmen einer Finanzierung aus Landesmitteln des Einzelplan 18, Bauhaushalt des Landes Hessen, seit 2020 instandgesetzt. Die Kosten für die gesamte Maßnahme inklusive Außenanlagen und Umfassungsmauer belaufen sich auf rund sechs Millionen Euro.
Neue Forschungserkenntnisse zu den Klostergebäuden
Während der Arbeiten konnte das Expertenteam aus Archäologie, Bauforschung und Denkmalpflege viele Entdeckungen machen. Dazu zählt, dass der frühere sakrale Ort mit qualitativ ausgesprochen hochwertiger Bauplastik ausgeschmückt worden war. Bemerkenswert sind erhaltene Säulenkapitelle, Malereifragmente oder Gewändefragmente. Darüber hinaus ergaben sich viele neue Einsichten zur Funktion und Bedeutung der Bauten. So wurde nicht nur das romanische Portal der Propstei wiederentdeckt, sondern auch ein Kellergeschoss sowie die Grundmauern eines älteren Vorgängerbaus.
Diese Erkenntnisse erschließen sich den Besucherinnen und Besuchern in einer neuen Dauerausstellung, in der auch einige der kostbaren Fundstücke präsentiert werden. Die von der Agentur Exposition gestaltete Ausstellung nimmt die Klostergeschichte, aber auch die profane Nutzung der Anlage in den Blick und gibt somit einen anschaulichen Gesamtüberblick über die reiche Geschichte von Konradsdorf.
Allen Arbeiten lag das denkmalpflegerische Prinzip zugrunde, die verschiedenen Zeitschichten zu erhalten, wobei die Präsentation der klosterzeitlichen Befunde Priorität besaß.
Dr. Anja Dötsch, Fachgebietsleiterin Bauangelegenheiten und Denkmalpflege der SG
Durch gezielte Beleuchtung wird auf besondere Punkte verwiesen, die textlich und bildlich in Pultbüchern erklärt werden. Darin sind auch fotografische Rekonstruktionen enthalten, die zeigen, wie es zur Klosterzeit in Konradsdorf gewesen sein könnte. Auf große Tafeln konnte so verzichtet werden, um die einzigartige Atmosphäre der Räume nicht zu stören.
Hinweise
Das neue Ausflugsziel, auf dessen neu gestaltetem Gelände den Besuchenden WLAN sowie Ladestationen für E-Bikes zur Verfügung stehen, wird künftig Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet sein. Darüber hinaus können in Absprache mit der Schlösserverwaltung in begrenztem Umfang dem Kulturdenkmal angemessene kulturelle Veranstaltungen stattfinden.