Festakt anlässlich der Wiederentdeckung der Einhardsbasilika als karolingisches Bauwerk

„Es war an einem schönen Juniabend“ vor 150 Jahren, als der Darmstädter Professor für Kunstgeschichte Georg Schaefer das Mauerwerk der Einhardsbasilika in Michelstadt-Steinbach als karolingisch identifizierte – eine für die damalige Zeit sensationelle Entdeckung. Mit seiner ein Jahr darauf erschienenen wissenschaftlichen Veröffentlichung reihte er den Bau des 9. Jahrhunderts in die wenigen Beispiele authentisch erhaltener karolingischer Architektur in Deutschland ein.

Die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen würdigen dieses Bauwerk und die Entdeckung Georg Schaefers mit einem umfassenden Jubiläumsprogramm, dessen feierlichen Höhepunkt ein Festakt am 17. Juni 2023 in der Einhardsbasilika bildete.

„Wir freuen uns, dass die Einhardsbasilika in Michelstadt-Steinbach – neben der Torhalle des Klosters Lorsch - als herausragendes Bauwerk karolingischer Architektur den Staatlichen Schlössern und Gärten Hessen anvertraut ist. Dies bedeutet uns Ehre und Ansporn“, stellte Direktorin Kirsten Worms heraus. „Das Kleinod in Steinbacher Basilika lädt aufgrund der idyllischen Aura zum Verweilen ein. Zusätzlich zeigen wir hier bis Oktober dieses Jahres die Foto-Wanderausstellung „Schlösser und Gärten im Fokus“. Michael Leukel betrachtet auf großformatigen Darstellungen eine Auswahl unserer hessischen Kulturschätze aus ganz besonderen Blickwinkeln.“

Weitere Jubiläen geben Anlass zur Feier

Neben der Wiederentdeckung der in den Jahren 815 bis 827 von Einhard, dem Berater und Biographen Kaiser Karls des Großen, errichteten Basilika werden 2023 noch zwei weitere Jubiläen begangen. Der Geburtstag ihres Entdeckers, Georg Schaefer, der 1869 als Gründungsordinarius für das Fach Kunstgeschichte an die Großherzoglich Hessische Polytechnische Schule Darmstadt (heutige Technische Universität) berufen wurde, jährt sich zum 200. Mal.

Vor 950 Jahren wiederum erweckten Benediktinermönche des Klosters Lorsch die Anlage in Steinbach wieder zum Leben - sie fungierte als Dependance des Mutterklosters an der Bergstraße bis die Grafschaft Erbach infolge der Reformation evangelisch wurde.

Herausragendes Beispiel karolingischer Baukunst

Lange Jahre hatte man geglaubt, dass die heutige Michelstädter Pfarrkirche der Ort von Einhards Kirchenbau war. „An einem schönen Juniabend“ - so belegen es verschiedenen Schriftstücke - erkannte Georg Schaefer die Basilika in Steinbach als karolingischen Bau.

„Ein spezifisch karolingischer Stil begann sich konsequent ab 1874 in der kunstwissenschaftlichen Literatur aus dem Sammelbegriff der Romanik oder gar der „Vorgotik“ herauszulösen", betonte Dr. Hermann Schefers, Leiter der UNESCO
Welterbestätte Kloster Lorsch und Experte für das Leben und Wirken Einhards, in seiner Festrede. "Er wurde nicht mehr nur an Form und Erscheinung festgemacht, sondern erstmals auch an konkreten, unumstößlichen kunsttechnologischen Beobachtungen.“

Der Festakt bildete den Höhepunkt eines umfänglichen Veranstaltungsprogramms, das noch bis Oktober andauert.