„Kosmos Schloss Erbach - Sammeln als fürstliche Passion“ – Interdisziplinäre Fachtagung stellt Gesamtkunstwerk Schloss Erbach in den Fokus

Schloss Erbach im Odenwald gehört zu den herausragenden Denkmälern in Hessen und ist im „Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes“ der Bundesrepublik Deutschland als besonders schützenswert gelistet. Die Symbiose der Sammlungen aus Kunstgegenständen, Artefakten und Naturalien im Zusammenspiel mit den eigens dafür konzipierten Wohn- und Schauräumen sowie den umfassenden Katalogen ist einzigartig. In den Räumen des Schlosses wird, wie an kaum einem anderen Ort, der Sammlungsgedanke der Aufklärung greifbar. Im Jahr des 200. Todestages Graf Franz I. zu Erbach-Erbach (1754-1823) widmet sich eine interdisziplinäre Tagung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) diesem Gesamtkunstwerk und der Person seines Schöpfers.

Graf Franz I. zu Erbach-Erbach (1754-1823)

Graf Franz I. zu Erbach-Erbach (1754-1823) war maßgeblicher Schöpfer des Gesamtkunstwerkes Schloss Erbach. ©SG, Foto: Uwe Dettmar

©SG, Foto: Uwe Dettmar

Entwicklung neuer Perspektiven im internationalen Austausch

Am 10. und 11. Oktober 2023 werden sich Fachleute verschiedener Disziplinen mit der Biographie des Grafen Franz I., der Baugeschichte, den – bisher nur partiell erforschten - Sammlungsbeständen sowie der Programmatik der Räume beschäftigen und geeignete Methoden zur wissenschaftlichen Erschließung dieser Themenkomplexe diskutieren. Unter den Referierenden sind sowohl externe und international renommierte Fachleute als auch Kolleg:innen verschiedener Fachgebiete der SG.

Die Hessische Schlösserverwaltung kooperiert bei der Tagung mit der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (Fachbereich Kunstgeschichte), dem Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur e.V. und dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte München. Gefördert wird die Tagung durch die Hessische Kulturstiftung, die Merck’sche Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft e.V. und die Kreisstadt Erbach im Odenwald.

„Mit dieser Tagung heben wir in Schloss Erbach einen Schatz. Graf Franz I. hat seine Residenz früh als Schau- und Lernort zugänglich gemacht, da er - ganz im Sinne seiner Zeit – die Volksbildung befördern wollte. Wir möchten nun mit dem umfassenden Austausch neue Wege eröffnen, um Schloss Erbach als einzigartigen Ort von Sammlungs- und Bildungsgeschichte einem großen Publikum über Hessens und Deutschlands Grenzen hinweg bekannt und erlebbar zu machen." 

Kirsten Worms, Direktorin der Staatlichen Schlössern und Gärten Hessen
Zweites Römisches Zimmer

Zu den Sammelgebieten Graf Franz I. gehörten römische Antiken ebenso...

Foto: Michael Leukel, 2018

Ansicht des Rittersaals

... wie Rüstungen und Waffen ...

©SG, Foto: Michael Leukel

Ansicht der Hirschgalerie

... mächtige Geweihe ...

©SG, Foto: Michael Leukel

Glasmalerei im Rittersaal

... und Glasmalereien.

Foto: Michael Leukel, 2020

Erbacher Sammlungen nachhaltig erforschen

In drei Sektionen fokussiert die Tagung die Singularität und Authentizität der in Schloss Erbach erhaltenen Einheit: Am Dienstag, den 10. Oktober beschäftigen sich sechs Vorträge mit Graf Franz‘ „Impulsen für eine süddeutsche Residenz der Zeit um 1800“. Am Mittwoch, den 11. Oktober, sprechen acht Referent:innen zunächst über verschiedene Aspekte der „Sammlungen als Mittelpunkt und Mittler fürstlicher Erinnerungskultur und Herrschaft“. Sektion drei schließt mit zwei Vorträgen zur „Dynastischen Politik und Repräsentation in Ahnengalerien“ die Veranstaltung ab.

„Die Tagung versteht sich als Forum zur Entwicklung neuer wissenschaftlicher Perspektiven auf einen für die deutsche Residenzkultur um 1800 einzigartigen Bestand. Wir möchten Schlossbau, Sammlungen, und die maßgeblichen Persönlichkeiten in ihrer Vielfalt ebenso erfassen wie die dazugehörigen Aspekte Bauforschung, Gartendenkmalpflege und Wirtschaftsgeschichte. Auch das dilettierende Kunstschaffen von Graf Franz I. zu Erbach-Erbach, der sich wie andere Fürsten dieser Zeit als umfassend gebildeter Förderer der schönen Künste präsentierte, wird im Fokus stehen.“

Dr. Katharina Bechler, Leiterin des Fachgebietes Museen der SG und Initiatorin der Tagung.

Die Ergebnisse der Tagung sollen in einem Tagungsband erscheinen. Darüber hinaus wird die Schaffung eines digitalen Quellenportals angestrebt, das die maßgeblichen Erbacher Archivalien zugänglich machen, um so dem den Austausch in der Region, in Deutschland und seinen Nachbarländern zu befördern.