Dreifaches Jubiläumsjahr in der Einhardsbasilika - Veranstaltungsprogramm würdigt besonders Wiederentdeckung als karolingisches Baudenkmal

Als vor 150 Jahren, am 4. Juni 1873, der Darmstädter Professor für Kunstgeschichte, Georg Schaefer, das Mauerwerk der Einhardsbasilika in Michelstadt-Steinbach als karolingisch identifizierte, war das eine Sensation in der Fachwelt. Mit seiner ein Jahr darauf erschienenen wissenschaftlichen Veröffentlichung reihte sich der Bau des 9. Jahrhunderts neben der Torhalle des Klosters Lorsch, der Pfalzkapelle und dem Granusturm in Aachen sowie dem Westwerk der Klosterkirche in Corvey ein in die wenigen Beispiele authentisch erhaltener karolingischer Architektur in Deutschland.

Die Einhardsbasilika von Michelstadt Steinbach von Sueden gesehen Tusche laviert und Bleistift von Carl Bronner um 1890 SG Foto Thomas Neu

Die Einhardsbasilika von Michelstadt-Steinbach, von Süden gesehen. Tusche laviert und Bleistift von Carl Bronner, um 1890, ©SG, Foto: Thomas Neu

Neben der Wiederentdeckung der in den Jahren 815 bis 827 von Einhard, dem Berater und Biographen Kaiser Karls des Großen errichteten Basilika, gilt es in diesem Jahr noch zwei weitere Jubiläen zu begehen. Der Geburtstag ihres Entdeckers, Georg Schaefer, der 1869 als Gründungsordinarius für das Fach Kunstgeschichte an die Großherzoglich Hessische Polytechnische Schule Darmstadt (heutigen Technischen Universität) berufen wurde, jährt sich zum 200. Mal. Vor 950 Jahren wiederum erweckten Benediktinermönche des Klosters Lorsch die Anlage in Steinbach wieder zum Leben - sie fungierte als Dependance des Mutterklosters an der Bergstraße bis die Grafschaft Erbach infolge der Reformation evangelisch wurde.

Die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen würdigen diese drei Jubiläen mit einem umfassenden Programm an Vorträgen, Führungen und Gesprächen. Hierbei geht es sowohl um die Vita Einhards als auch um die Leistungen Georg Schaefers und damit verbunden die Bedeutung des Faches Kunstgeschichte an technischen Hochschulen und Universitäten. Ebenso zur Sprache kommen die engen Verbindungen zu Kloster Lorsch, dem Einhard die Basilika vermachte, wie zur Ehemaligen Benediktinerabtei Seligenstadt, ebenfalls eine Gründung Einhards. Die Veranstaltungen wurden konzipiert und zusammengestellt von Dr. Hermann Schefers, dem Leiter der UNESCO Welterbestätte Kloster Lorsch und Experte für das Leben und Wirken Einhards sowie Dr. Katarina Papajanni vom Fachgebiet Bauangelegenheiten und Denkmalpflege der SG, die die Einhardsbasilika seit vielen Jahren als Bauforscherin untersucht und als Baudenkmalpflegerin betreut. 

Prof Dr Georg Schaefer 1823 1908 Photographie ca 1895 SG Foto Thomas Neu

Prof. Dr. Georg Schaefer (1823-1908), Photographie ca. 1895, ©SG, Foto: Thomas Neu

„Mit der Einhardsbasilika in Michelstadt-Steinbach und der sogenannten Torhalle des Klosters Lorsch haben die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen zwei herausragende Zeugnisse karolingischer Baukunst in ihrer Obhut. Während Lorsch als UNESCO Welterbestätte häufig im Fokus steht, ist die Einhardsbasilika ein eher versteckt liegendes Kleinod. Mit unserem Jubiläumsprogramm wollen wir ihre historische und ideelle Bedeutung besonders würdigen.“

SG-Direktorin Kirsten Worms.

Die kleine Anlage im Odenwald hatte zuletzt als Holzlager des Erbacher Grafenhauses die Jahrhunderte überstanden. Da das Holz nicht nass werden durfte, achtete man stets darauf, das Dach dicht zu halten. „Daher vermittelt der Bau bis heute einen authentischen Eindruck karolingischer Architektur. Die Spuren dieser Geschichte sind am Mauerwerk deutlich ablesbar“ erläutert Dr. Katarina Papajanni, die am 7. Oktober zum Abschluss des Jubiläumsprogramms zwei Führungen zur Baugeschichte der Einhardsbasilika anbietet.

„Lange Jahre hatte man geglaubt, dass die heutige Michelstädter Pfarrkirche der Ort von Einhards Kirchenbau war“, so Dr. Hermann Schefers, der sich intensiv mit Georg Schaefer und seiner Lebensleistung beschäftigt hat. „Schaefers Forschungen ist es auch zu verdanken, dass wir heute in der Kunstgeschichte über einen eigenen karolingischen Stil innerhalb der Vorromanik sprechen.“