Projekt "Lernort Gartendenkmal"

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert ein besonderes Kooperationsprojekt der Staatlichen Schlösser und Gärten des Landes Hessen mit der Goethe-Universität Frankfurt. In Zusammenarbeit mit der Abteilung für Didaktik der Biowissenschaften wird hierbei ein neuartiges Lernangebot für die außerschulische Nutzung historischer Gärten und Parks entwickelt.

Auf einen Blick

Projektbeschreibung auf der Seite der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Projektbeschreibung auf der Seite der Goethe-Universität Frankfurt

Newseintrag zur Projektbewilligung auf der Seite der SG

Ein besonderer Lernort

Historische Gärten und Parks sind Kulturdenkmale, landschaftliche Kunstwerke und ökologische Rückzugsräume. Doch in der (außer-)schulischen Bildungsarbeit spielen sie bis dato kaum eine Rolle. Es fehlen geeignete Vermittlungskonzepte, die Lehrkräfte dabei unterstützen, historische Gärten und Parks als Lernorte zu nutzen. Das laufende Projekt soll diese Lücke schließen. Entwickelt werden denkmalgerechte Lehrmaterialien, die Lehrkräfte in die Lage versetzen sollen, ihre Klassen eigenständig durch historische Gärten zu führen, um dort überfachliche Bildungsinhalte mit besonderem Fokus auf biologische Zusammenhänge zu vermitteln.

Das Konzept

Der Besuch außerschulischer Lernorte ist für Lehrkräfte oftmals mit organisatorischen oder inhaltlichen Hürden verbunden. Die Vorbereitung solcher Exkursionen kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Im Rahmen des Forschungsprojekts werden Lernangebote entwickelt, die ohne lange Vorarbeiten angewendet werden können. Im Einzelnen besteht das Vermittlungskonzept aus mobilen Lehr-Lern-Modulen, die in Handwagen mitgeführt werden können. Lehrkräfte erhalten didaktische Handreichungen, die sie zu einem flexiblen Einsatz der Lehrmaterialien anleiten. Mithilfe der App „Actionbound“ werden zudem digitale Lehr-Lern-Pfade entwickelt. Das Konzept richtet sich an Schüler:innen der Sekundarstufe I. Die Angebote werden zunächst im Schlosspark Bad Homburg sowie im Konventgarten des Klosters Seligenstadt erprobt. Langfristig ist allerdings eine Übertragung auf weitere Gartendenkmale vorgesehen.

Unsere Themen

Historische Gärten und Parks bieten vielfältige Lerngelegenheiten. Hierbei ergibt sich vor allem die Chance, verschiedene Fachperspektiven zu bündeln. Der Garten kann als historisches Zeugnis, als Kunstwerk und als Lebensraum aufgefasst werden. Wie hat sich das Aussehen der Gartenlandschaften im Laufe der Jahrhunderte verändert und wie werden diese Zeitschichten greifbar? Worin unterscheidet sich ein Landschaftspark von einem Barockgarten? Welche Vogelarten fühlen sich in alten Parkanlagen wohl? Welche alten Obstsorten findet man in historischen Gärten und was sind die Vorteile dieser Vielfalt?

Das Vermittlungskonzept leitet Schüler:innen und Lehrkräfte dazu an, auf eine Spurensuche zu gehen, um Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden.

Blick aus dem Schlosspark auf das Schloss Bad Homburg mit Weißem Turm im Herbst

Foto: Alexander Paul Englert

Ein malerischer Park

Der Teich des Bad Homburger Schlossparks ist von einem Landschaftsgarten umgeben. Dieser Teil der Anlage entstand ab 1770. Zu dieser Zeit kamen Gärten in Mode, für deren Gestaltung man die Natur zum Vorbild nahm. Das sorgsam geplante Zusammenspiel der unterschiedlich geformten Baumkronen, Blattfarben und Rindenstrukturen ergibt ein ästhetisch komponiertes Bild. Der Park erinnert an ein lebendiges Landschaftsgemälde. Heute sind Gartendenkmale als Kunstwerke interessant: Was hat man in der Vergangenheit unter einer natürlichen Landschaft verstanden? Mit welchen Gehölzen hat man einen schönen Landschaftsgarten oder eine schöne Landschaft gestaltet?

Schlosspark Bad Homburg Obergarten

Foto: Frederic Schlosser

Zugänge im Lernangebot

Die Schüler:innen erkunden den Park als landschaftliches Kunstwerk. Sie werden auf besondere Gestaltungselement (z.B. Sichtachsen) aufmerksam gemacht. Außerdem unterscheiden sie barocke und landschaftlich gestaltete Anlagen als Zeugnisse verschiedener Kunstepochen.

Bad Homburg, Zeder und Park

Uralte Riesen

Die Zedern sind besondere Wahrzeichen des Bad Homburger Schlossparks. Vor etwa 200 Jahren pflanzte man diese Bäume im Obergarten, im Schutz des Königsflügels konnten sie sich besonders gut entwickeln. Heute haben die beiden Nadelgehölze eine beeindruckende Größe erreicht.

Alte Bäume sind charakteristische Elemente historischer Parks. Über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg prägen sie die Gestalt der Anlagen. Müssen sie gefällt werden, kann man im Stammquerschnitt die Jahresringe erkennen. Diese verraten das genaue Alter der Gehölze. Biologische Strukturen werden hier zum historischen „Dokument“.

Jahresringe

Zugänge im Lernangebote

Die Schüler:innen befassen sich mit dem Alter und Wachstum der Bäume. Sie erkunden den typischen Aufbau einer Baumscheibe und lernen die Biologie verschiedener Gehölze kennen.

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Es summt und zwitschert im Garten

Die Fauna historischer Gärten und Parks ist ausgesprochen vielfältig. Zahlreiche Tiergruppen finden in diesen Anlagen geeignete Lebensräume. Teiche und Bachläufe sind strukturreiche Habitate, die von verschiedenen Wasservögeln besiedelt werden. Blühende Obstgärten sind im Frühjahr wahre „Bienenmagneten“. Höhlenbrütende Vögel, Fledermäuse und Insekten profitieren zudem von alten Baumbeständen (etc.).

Die Erhaltung historischer Gärten und Parks dient darum nicht allein dem Denkmalschutz – ökologisch gepflegte Gärten kommen auch dem Artenschutz zugute.

Teich

Foto: Uwe Dettmar, 2021

Zugänge zum Lernangebot

Die Schüler:innen erkunden die Fauna der Gartenanlage am Beispiel der Wasservögel. Sie erfassen die dort vertretenen Arten; außerdem führen sie handlungsorientierte Versuche durch, um die Anpassungen der Tiere an ihren Lebensraum kennenzulernen.

Schöner Boskoop

Foto: Uwe Dettmar

Zitrone

Foto: Uwe Dettmar, 2021

Bunte Sortenvielfalt

Gartendenkmale sind wichtige Refugien historischer Nutzpflanzen. In den Obstquartieren alter Schlossgärten werden Sorten kultiviert, die fast gänzlich in Vergessenheit geraten sind. Goldparmäne, Weißer Winterkalvill, Ananasrenette, Gravensteiner, Roter Trierer Weinapfel – nicht nur die Namen der alten Apfelsorten sind vielfältig. Die jeweiligen Früchte unterscheiden sich deutlich hinsichtlich ihres Aussehens und Geschmacks. In der Vergangenheit wurden sie für ganz verschiedene Zwecke verwendet - ob zum Keltern, als Tafelobst, zum Backen oder zum Kochen. Heute sind die zahlreichen Sorten, die in alten Gärten zu finden sind, eine wertvolle genetische Ressource, welche dem überschaubaren Sortenspektrum des kommerziellen Handels gegenübersteht.

In Orangerien werden exotische Zitrusgewächse gepflegt. Auch diese Pflanzen sind Produkte der menschlichen Züchtung. Ihnen kam in der Vergangenheit eine besondere symbolische Bedeutung zu. Als Zeichen fürstlicher Macht fanden sie Eingang in zahlreiche herrschaftliche Gärten.

Herrschaftlicher Obstgarten

Zugänge im Lernangebot

Die Schüler:innen erkunden die Obstgehölze und/oder Zitruspflanzen, die in der Anlage zu finden sind. Sie vergleichen die Sortenfülle im historischen Garten mit dem Angebot des modernen Obsthandels. Hierbei lernen sie Gründe für das Verschwinden alter Kulturpflanzen kennen und werden für deren Schutzwürdigkeit sensibilisiert.

Informationen für Lehrkräfte

Sie möchten mit Ihren Schüler*innen das Lernangebot nutzen? Ab April 2023 besteht die Möglichkeit, das Vermittlungskonzept im Schlosspark Bad Homburg oder im Klostergarten Seligenstadt einzusetzen. Das Angebot ist kostenlos und nimmt ca. drei Stunden in Anspruch.

Projektbezogene Veröffentlichungen

Daniel Emge, Inken Formann, Bianca Limburg, Volker Wenzel (2022): Zeugnisse der europäischen Kulturgeschichte: Historische Parks und Gärten für Schüler/-innen erschließen. Biologie in unserer Zeit, 52 (4), 323-325. https://www.biuz.de/index.php/biuz/article/view/5995

Gefördert durch

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