„Schlösser als Lebenswelten“ – Neue Vortragsreihe im Schloss Bad Homburg startet am 23. August

Ab dem 23. August wird eine neue Vortragsreihe der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) im Schloss Bad Homburg mit dem Titel „Schlösser als Lebenswelten und politische Orte mit Fokus auf Bad Homburg, Berlin und Wien“ Schlösser als Schauplätze der Alltags- und Herrschaftsgeschichte in den Blick nehmen. Schloss Bad Homburg, das den Hohenzollern als Sommersitz diente und als solcher insbesondere von Kaiser Wilhelm II. gerne und häufig genutzt wurde, steht hierbei in einer Linie mit dem Berliner Stadtschloss und der Wiener Hofburg. Alle drei Residenzen spiegelten die Persönlichkeiten ihrer Bewohner, hier reiften Entschlüsse und hier wurden Entscheidungen gefällt.


Termine, Themen, Inhalte

Mittwoch, 23. August:

Die Kronjuwelen der Kaiserin Auguste Victoria – prunkvoll und glamourös
(Vortrag von Frederik Schwarz, Senior Jewelry Specialist im Auktionsshaus Christie’s Berlin — eine Kooperation mit dem
Deutschen Goldschmiedehaus Hanau)

Frederik Schwarz erforscht anhand von Zeichnungen, Entwürfen und Archivdokumenten die Herkunft, Entstehungsgeschichte und die persönlichen Geschichten rund um Schmuck- und Silberwaren. Er erhält dafür Zugang zu handgefertigten Unikaten berühmter Juweliere. In diesem Vortrag widmet sich Schwarz den Preziosen der Kaiserin Auguste Victoria, die eine besondere Vorliebe für lange Perlschnüre hatte. Außerdem besaß sie prachtvolle Juwelen, die sie teilweise schon zur Hochzeit geschenkt bekommen hatte. Aber auch ihr Gemahl Wilhelm II. bedachte sie reichlich mit Schmuck, den er manchmal selbst entwarf. Mit der Ausführung wurde der Hofjuwelier Koch in Frankfurt beauftragt.

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Kaiserin Auguste Victoria mit langer Perlschnur. ©Stadtarchiv Bad Homburg

Mittwoch, 13. September:

Der Kaiser am Schreibtisch. Franz Joseph von Österreich und die monarchische Arbeits- und Lebenswelt im langen 19. Jahrhundert
(Vortrag von Prof. Dr. Peter Becker, Institut für Geschichte der Universität Wien)

Kaiser Franz Joseph verstand sich als der „letzte europäische Monarch der alten Schule“ und verbrachte einen erheblichen Teil seiner langen Regierungszeit (1848-1916) am Schreibtisch. Auch wenn er reiste begleitete ihn seine Arbeit in Form eines ausgeklügelten Systems von Kurierdiensten, das ihm die Akten überallhin nachlieferte. Und obwohl Franz Joseph I. eine radikale Modernisierung der Verwaltung und eine Liberalisierung der Wirtschaft unterstützte, hielt er weiter fest an seiner Vorstellung von der Rolle des Herrschers, die auf persönlichem Entscheiden einer großen Zahl klar festgelegter Agenden beruhte. Eigenständige Entscheidungen des Kaisers waren jedoch selten, zumeist las er die Vorträge der Behörden und schloss sich deren Vorschlägen an. Prof. Becker fragt, welchen Anteil Franz Joseph an diesen Entscheidungen hatte, denen er einen Teil seines Lebens und zu einem gewissen Maß auch sein Familienleben opferte. Im Vortrag geht es um das Profil und Selbstverständnis des österreichischen Kaisers und seiner Regierungspraxis in Beziehung zu seiner Erziehung und den prägenden Einfluss seiner Vorbilder. Anschließend wird unter Moderation von Prof. Dr. Thorsten Riotte (Goethe-Universität Frankfurt) die Relevanz der politischen, militärischen und familiären Entwicklung auf seine Arbeitspraxis und Lebensweise diskutiert.

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Der Kaiser am Arbeitstische Zasche Viribus Unitis 5 c SKB

Der Kaiser am Arbeitstische © Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H.

Hofburg Wien Pixabay

Von seinem Arbeitszimmer in der Wiener Hofburg aus lenkte Kaiser Franz Joseph 68 Jahre lang die Geschicke der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie. ©Pixabay

Mittwoch, 18. Oktober:

Der Kaiser, das Berliner Schloss und der deutsche Kolonialismus
(Vortrag von Dr. Jonas Kreienbaum, Historisches Institut der Universität Rostock. Eine Kooperation mit der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss.)

Im Jahr 1904 führte das Kaiserreich in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, einen brutalen Kolonialkrieg gegen Herero und Nama, der in der historischen Forschung heute fast einhellig als „erster deutscher Genozid“ bewertet wird. In seinem Vortrag fragt Kreienbaum nach der Rolle, die Kaiser Wilhelm II. und das Berliner Stadtschloss beim deutschen Kolonialismus spielten. Er stellt die These auf, dass der Kaiser ein sehr viel größeres Interesse für "Weltpolitik" in Asien als für "Kolonialpolitik" in Afrika zeigte und dass er mehr als symbolische Verkörperung des Kaiserreiches denn als Entscheidungsträger von Bedeutung für das koloniale Projekt war. Dazu nimmt er drei konkrete Episoden in den Blick: Den Genozid an den Herero, den „Erwerb“ Kiautschous und die Besuche von "chiefs" aus Namibia und Samoa am kaiserlichen Hof in Berlin.

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Bundesarchiv B 145 Bild P014765 Berlin Stadtschloss Schlossbruecke

Das Stadtschloss in Berlin zur Zwischenkriegszeit. ©Bundesarchiv_B_145_Bild-P014765

Samstag, 4. November

Schloss Bad Homburg – Vom Landgrafensitz zum Kaiserschloss
(Führung von Dr. Katharina Bechler, Leiterin Fachgebiet Museen der SG)

Die Ausstellung bildet eine inhaltliche Ergänzung zu den einzigen authentisch erhaltenen Appartements des letzten
Kaiserpaares in Deutschland; darüber hinaus spannt sie einen Bogen von den Attraktionen in Schloss und Schlosspark Bad Homburg über die Landgrafenfamilie bis zu den preußischen Königen und deutschen Kaisern, die das Landgrafenschloss als Nebenresidenz nutzten. Dr. Katharina Bechler nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine historische Reise in die europäischen Länder der eingeheirateten Landgräfinnen aus Großbritannien oder Kurland oder zu einer Fahrt mit dem Zug von Kaiser Wilhelm II., seinem „rollenden Palast“ zwischen Berlin und Bad Homburg.

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Begleitausstellung im Schloss Bad Homburg c SG Foto Michael Leukel

Die Ausstellung im Erdgeschoss des Königsflügels "Vom Landgrafensitz zum Kaiserschloss" spannt den Bogen vom Beginn der Landgrafschaft Hessen-Homburg bis zur Funktion des Schlosses als kaiserlicher Sommerresidenz. ©SG, Foto Michael Leukel

Mittwoch, 29. November

„Dort oben war man Forscher, wie später niemals mehr“ - Das Berliner Schloss in der Weimarer Republik
(Vortrag von Dr. Alfred Hagemann, Leiter Bereich „Geschichte des Ortes“ Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss. Eine Kooperation mit der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss. )

Nach der Abdankung des Kaisers im November 1918 und dem Ende der Monarchie stellte sich in allen Bundesstaaten des Kaiserreiches die Frage, was aus den Schlössern der Fürsten werden sollte. Auch in Berlin, der Hauptstadt der neuen Republik, war der Umgang mit dem gewaltigen Königlichen Schloss im Herzen der Stadt von großer symbolischer und politischer Bedeutung. Anders als in Moskau
oder Prag, wo die neuen Regierungen in die alten Schlösser einzogen, gab es im Berliner Schloss keine direkte politische Nutzungen. Um vorzubeugen, dass das Stadtschloss oder auch Schlösser allgemein zu „Pilgerorten“ der Royalisten werden könnten, wurde entschieden, das Berliner Schloss nicht nur museal zu nutzen, sondern es zu einem sehr vielfältigen Ort der Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur zu machen. So waren während der Weimarer Republik im Schloss viele, ganz unterschiedliche Institutionen untergebracht, die politisch sehr vielfältig - von avantgardistisch bis national-völkisch - orientiert waren. Hinter den Fassaden entwickelte sich so eine recht ambivalente Nutzung durch kulturelle, wissenschaftliche und soziale Einrichtungen, die für einige Jahre ein buntes und lebendiges Abbild der Weimarer Gesellschaft darstellte.

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Dienstag, 12. November

Von der Hohenburg zur Friedrichsburg – Die baugeschichtliche Entwicklung eines Barockschlosses
(Vortrag von Dr. Nils Wetter, Baudenkmalpfleger und stellv. Leiter des Fachgebiets Bauangelegenheiten und Denkmalpflege der SG)

Mit dem Regierungsbeginn von Friedrich II. von Hessen-Homburg begann auch die Transformation der alten Burganlage in Homburg vor der Höhe. Dr. Nils Wetter rekonstruierte in 3D-Modellen die frühen Jahre der Baugeschichte der Friedrichsburg, Stammschloss der Hessen-Homburger, das heute im Bad Homburger Schloss aufgegangen ist. Grundlage waren historische Ansichten und Pläne sowie der damalige Schriftwechsel zwischen Bauherr und Architekt.

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