Jubeljahr mit viel Programm

Staatliche Schlösser und Gärten Hessen feiern 75jähriges Bestehen mit Sonderprogramm, digitalen Glückwünschen und neuer Homepage

Volker Bouffier: „Jubiläum für das ganze Land“

Mit digitalen Glückwünschen des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier und der Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, begehen die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) ihren Geburtstag vor 75 Jahren. Beide wären zu einer zentralen Feierstunde am 1. April 2021 gekommen, die wegen der Corona-Pandemie auf den 1. September 2021 verschoben ist.

Zum Jubiläum schaltet die SG eine neue, serviceorientierte Homepage frei, auf der die Grußbotschaften und wesentliche Teile des Sonderprogramms zu sehen sind. Expert:innenführungen, Vorträge, Ausstellungen, Tagungen und eine Aktionswoche stehen in diesem Jahr unter dem Motto „Wir geben Geschichte Zukunft“.

Bouffier1

Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier

Foto: Hessische Staatskanzlei

„Zukunft braucht Herkunft“

Bouffier dankte der Schlösserverwaltung für die geleistete Arbeit und erklärte das Jubiläum zu einem „für das ganze Land“. Es sei wichtig und richtig, die Vergangenheit nicht nur aus verfassungsrechtlicher Perspektive, sondern für die Identität der Menschen lebendig zu halten.

„Der Gießener Philosoph Odo Marquard hat einmal den schönen Satz geprägt, »Zukunft braucht Herkunft«. Und damit war gemeint, dass wir unser heutiges Sein, aber auch vor allen Dingen die Orientierung, wo wollen wir hin, nicht erfolgreich bewältigen können, wenn man nicht weiß, wo man herkommt,“ sagte der Ministerpräsident.

Dorn1

Wissenschafts- und Kunstministerin Angela Dorn

Foto: HMWK

Dorn: Kulturerbe ist Lernort

Frau Dorn würdigte die Vermittlungsarbeit der SG: „Bei der Arbeit der Schlösser- und Gärtenverwaltung geht es nicht nur darum, die historische Bausubstanz zu bewahren. Schlösser und Gärten sind auch wichtige Lernorte für Menschen unterschiedlicher Herkunft. Ihnen Wissen auf vielen unterschiedlichen Wegen zu vermitteln – durch Führungen, Veranstaltungen, Mitmachaktionen und vor allem auch digital – ist eine Aufgabe, die immer größeren Platz einnimmt.

Die Schlösserverwaltung hat hier schon viel geleistet, zum Beispiel mit Apps zu den Klöstern Lorsch und Seligenstadt, zum Schloss Bad Homburg oder zu Niederwalddenkmal und Osteinschem Park bei Rüdesheim. Das sind tolle Belege dafür, dass man bei uns in Hessen »alte Gemäuer« in zeitgemäßer Form erleben kann. Ich gratuliere den Staatlichen Schlössern und Gärten zum Jubiläum und danke ihren Beschäftigten für die engagierte Arbeit, die uns allen zugutekommt – so hat Vergangenheit in Hessen Zukunft.“

Blick auf Teppichbeet im Obergarten des Schlosspark Bad Homburg. Im Hintergrund der Königsflügel des Schlosses.

Blick auf den Königsflügel des Bad Homburger Schlosses

Foto: Olli Heimann, 2018

Sonderprogramm auf neuer Homepage

Zu den Highlights des Jubiläumsprogramms, das generell einem Corona-Vorbehalt unterliegt, zählt eine internationale wissenschaftliche Tagung am 21./22. Juni 2021, bei der sich Historiker:innen im Schloss Bad Homburg über Deutung und Vermittlung des deutschen Kaiserreiches austauschen. Ministerpräsident Bouffier übernahm die Schirmherrschaft der aus Geldern von Stiftungen finanzierten Veranstaltung unter dem Titel „Das Kaiserreich vermitteln: Brüche und Kontinuitäten seit 1918“.

Tagung zur Vermittlung des Kaiserreiches

Die Tagung liefert Beiträge zur aktuellen Debatte über Rückschritte und Fortschritte des Deutschen Kaiserreiches, das 1871 vor 150 Jahren gegründet wurde. Die Teilnehmer:innen wollen erörtern, in welcher Weise dieses Erbe bis in die Gegenwart reicht.

Das von Prof. Dr. Torsten Riotte organisierte anderthalbtägige Treffen wird live gestreamt und Interessierten nach Anmeldung verfügbar gemacht. Abhängig vom Infektionsgeschehen könnte der Festvortrag von Prof. Dr. Christian Jansen, „Warum und zu welchem Zweck streiten wir über das Kaiserreich“, in der Bad Homburger Schlosskirche vor Gästen stattfinden.

Kaiserzeit im Schloss: Appartements ab September wieder zu sehen

Auch eine separate Vortragsreihe nimmt Themen des Kaiserreiches und die Umstände der Bildung einer Nation auf. Sie startet am 4. Mai 2021 mit der Buchvorstellung von Tillmann Bendikowski. Weitere Referent:innen sind Christoph Nonn, Ulrike Hörold, Frank Althoff und Eckart Conze.

Mit der Epoche ist auch die lange erwartete Wiedereröffnung des Königsflügels im Bad Homburger Schloss, am 1. September 2021, verknüpft: Nach zehn Jahren der baulichen Instandsetzung und Sanierung sind Deutschlands einzige noch eingerichtete Residenzappartements der Hohenzollern-Kaiser wieder für das Publikum zugänglich.

Kloster Seligenstadt, Konventgarten

Der Konventgarten von Kloster Seligenstadt

Foto: Olli Heimann, 2016

Aktionswoche für das Publikum in den Sommerferien

Bei einer Aktionswoche in den Sommerferien sollen Besucher und Besucherinnen nah an die landesweit verteilten Kulturorte und ihre Schätze geführt werden. Dabei berichten die beteiligten Mitarbeiter:innen auch von ihrem täglichen Geschäft. So erläutert Gartenmeisterin Katharina Brunsing im Schlosspark Weilburg das Arbeiten mit einem historischen Garten.

Berichte von der Arbeit für das Kulturerbe

Der Restaurator Gerd Hermann präsentiert besondere herrschaftliche Möbel im Bad Homburger Schloss. Silke Strohmenger bietet das Thema „Frauen im Umfeld des Klosters Lorsch: Kaiserin, Nonne, Magd“ an.

Ulrich Haroska bereitet eine Führung zur Restaurierung des Elisabethbrunnens in Marburg-Schröck vor und im Schloss Erbach stehen Elfenbeinschnitzkunst, die Werke des Malers Karl Schmidt-Rottluff und die Sammlungen des Grafen Franz I. zu Erbach-Erbach im Mittelpunkt.

Die Landschaftsarchitektinnen Inken Formann und Bianca Limburg laden in das Kloster Seligenstadt zu einem Workshop „Gartenkunst für Kinder“ ein.

Kloster Lorsch, Torhalle

Die Torhalle im UNESCO Welterbe Kloster Lorsch

Foto: Hanns Joosten, 2014

Lorsch hält seit 30 Jahren den Titel „Erbe der Menschheit“

Ein eigenes Jubiläum feiert die der SG zugehörige UNESCO-Welterbestätte Kloster Lorsch. Vor 30 Jahren erkannten die Vereinten Nationen dem Ort des ehemaligen Reichsklosters Karls des Großen (747/8-814) den Status eines Kulturerbes der Menschheit als erstem hessischen Denkmalkomplex zu.

Ausstellung mit kostbaren Fundstücken

Zum Feierprogramm in Lorsch gehören eine archäologische Ausstellung mit noch nie gezeigten Fundstücken, die auf dem Gelände in den Gewänden eines Brunnens eingemauert waren. Sie öffnet am 5. Oktober 2021 im Schaudepot Zehntscheune ihre Pforten. Es gibt darüber hinaus besondere museumspädagogische Angebote, Spezialführungen sowie eine Feierstunde zum Jahrestag.

Worms: Für Zeugnisse der Vergangenheit begeistern!

„Wir haben viel vor in diesem Jahr. Darum war uns eine komfortable, anschauliche und informative Internetpräsenz zu unseren 48 historischen Schauplätzen im Land so wichtig“, sagte die Direktorin der Schlösserverwaltung, Kirsten Worms. Die neue Homepage stelle zugleich die Arbeit der SG transparenter vor.

„Der staatliche Auftrag, den Liegenschaften die Zukunft zu sichern, geht mit den Bedürfnissen des Publikums nach Erleben, Inspiration und Erholung einher.“ Wer sich für Zeugnisse der Vergangenheit begeistere, könne den Einsatz zum Schutz und zur Pflege historischer Anlagen nachvollziehen und mittragen.