Ausstellung "Princess Eliza - Englische Impulse für Hessen-Homburg" mit Vortrag und Führungen beendet

Mit einem Abstecher in die Botanik Polynesiens, zu den Besonderheiten des tropischen Brotfruchtbaumes, und einigen Führungen ist am Donnerstag, 18. November 2021, die Ausstellung „Princess Eliza – Englische Impulse für Hessen-Homburg“ im Schloss Bad Homburg zu Ende gegangen. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen setzten damit noch einmal Schlaglichter auf die Zeit und die Lebensleistung der geborenen britischen Prinzessin, die 1818 in das landgräfliche Haus eingeheiratet hatte. Erstmals waren aus Anlass des 250. Geburtstags ihre vielen Talente und Beschäftigungen umfassend in einer Schau gewürdigt worden (Kuratorin: Dr. Katharina Bechler). Ihre Kenntnisse der Pflanzenkunde und ihre Fähigkeiten als Gartengestalterin bildeten dabei in der Ausstellung für „Eliza“ einen bis heute in Bad Homburg sichtbaren Schwerpunkt.

Am Abend vor der Finissage führte der Kulturjournalist, Historiker und Autor, Dr. Frank Vorpahl, auf die Spuren der botanischen Forschungen des Naturgelehrten, Philosophen, Reiseschriftstellers, Ethnologen und Revolutionärs Georg Forster (1728-1779) im 18. Jahrhundert. Dessen Wege kreuzten sich mit dem britischen Naturforscher Sir Joseph Banks (1742-1820), der Direktor der Royal Botanical Gardens Kew wurde und in dessen Umfeld Pflanzenkenntnisse der Prinzessin reiften und Neigungen zu neuartigen Gewächsen geweckt wurden. Die Verdienste von Banks, unter anderem auf dem Gebiet naturwissenschaftlicher Entdeckungen, waren herausragend. Doch darin habe Georg Forster, der mit dem älteren Banks in einem freundschaftlichen Konkurrenzverhältnis gestanden habe, ihn sogar „überflügelt“.

SG-Direktorin Kirsten Worms mit dem Georg Forster-Kenner Dr. Frank Vorpahl

SG-Direktorin Kirsten Worms mit dem Georg Forster-Kenner Dr. Frank Vorpahl.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

Die Wiss. Volontärinnen Ann-Kathrin Hartenbach, Christina Baingo und der Wiss. Volontär Florian Tischler gaben zur Finissage eine Führung über das Zustandekommen einer Ausstellung, an der sie in allen Bereichen maßgeblich unterstützten.

Die Wiss. Volontärinnen Ann-Kathrin Hartenbach, Christina Baingo und der Wiss. Volontär Florian Tischler gaben zur Finissage eine Führung über das Zustandekommen einer Ausstellung, an der sie in allen Bereichen maßgeblich unterstützten.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

W. F. Hopkins (nach William Beechey), Prinzessin Elizabeth von Großbritannien, Irland und Hannover, Öl auf Leinwand, nach 1797

W. F. Hopkins (nach William Beechey), Prinzessin Elizabeth von Großbritannien, Irland und Hannover, Öl auf Leinwand, nach 1797.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Uwe Dettmar

William Hodges, Resolution and Adventure with Fishing Craft in Matavai Bay, Öl auf Leinwand, 1776

Bei seinem Vortrag zeigte Vorpahl das Gemälde von William Hodges: Resolution and Adventure with Fishing Craft in Matavai Bay von 1776. Auf einem der Schiffe waren die Forsters.

© gemeinfrei

Ein Brotfruchtbaum (Artocarpus altilis) aus der Familie der Maulbeergewächse

Ein Brotfruchtbaum (Artocarpus altilis) aus der Familie der Maulbeergewächse. Mit dem Gewächs beschäftigte sich Georg Forster intensiv und jahrelang.

© gemeinfrei

Banks hatte im Zuge der kolonialen Expansion des British Empire an der ersten Weltumseglung des Kapitäns James Cook von 1768 bis 1771 teilgenommen, Forster als junger, schon weit gereister junger Mann und gemeinsam mit seinem Vater an der zweiten (1772 bis 1759). Er studierte „im großen Inselmeer“ des Südpazifiks die Tier- und Pflanzenwelt, entdeckte viele in Europa unbekannte Arten und kam bei der Expedition zu wichtigen Erkenntnissen. In Forsters Bericht „Reise um die Welt“ von 1777 sollte dann einfließen, dass er die „Natur des Menschen“ überall auf der Welt für „spezifisch dieselbe“ hielt und vertrat fortan ihre Gleichheit. In der Naturforschung konzentrierte er sich auf die Segnungen der Brotfrucht. In der jahrtausendalten Züchtung der etwa fußballgroßen Nutzpflanze erkannte er Vorpahl zufolge die wichtigste Kulturleistung und eine nicht versiegende Nahrungsgrundlage der Polynesier.

Beiträge zur Gartenkunst und Botanik waren in der Ausstellung und sind im Katalog prominent vertreten (darunter: Iris Lauterbach / Stella Junker). Sie heben die Rolle von Banks als Pflanzensammler, Netzwerker und als Vertrauten der Prinzessin Eliza hervor. Von seinen Reisen um die Welt in die Südsee und nach Australien hatte er Pflanzen und Sämereien mitgebracht, um sie auf ihre Verwendung im europäischen Klima zu prüfen. Bei den Recherchern zur Geburtstagsausstellung, die nicht nur die Innenräume des Schlosses bespielte, sondern Besucherinnen und Besucher auch auf Spuren der Vergangenheit in den Schlosspark führte, waren Listen mit Pflanzen aus den Jahren 1820 bis 1826 aufgetaucht. Pflanzen, die sich Landgräfin Elizabeth nach Banks‘ Tod in großer Zahl in den Taunus schicken ließ. In den Archiven der Botanischen Gärten von Kew waren sie aufgetaucht und belegen einen bedeutenden hortikulturellen britisch-deutschen Kulturtransfer.