Geburtstagsfeier für eine Fürstin: Louise Isabelle zu Nassau-Weilburg steht das ganze Jahr im Fokus
Die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen und viele Beteiligte haben vom 29. April bis 1. Mai 2022 der letzten in Weilburg residierenden Fürstin, Louise Isabelle zu Nassau-Weilburg (1772-1827), zu ihrem 250. Geburtstag ein großes Fest bereitet. Mit Vorträgen, szenischen Lesungen, dem Schauspielprojekt „Leben im Schloss“, Sonderführungen, einer neuen Medienstation, Musik, einem Gottesdienst in der Schlosskirche inklusive Ehrerweisung am Sarg in der fürstlichen Guft wurde an die Hochadlige erinnert, von der die Nachwelt durch ihre überlieferte Korrespondenz gut unterrichtet ist.
Zwei großzügige Dauerleihgaben
Dank zweier neuer Kunstwerke für die historischen Sammlungen, die zum Jubiläum großzügig überlassen wurden, ist Luise Isabelle im Weilburger Schloss für Besucherinnen und Besucher eine neue Attraktion: Die Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden und das Weilburger Bergbau- und Stadtmuseum haben der hessischen Schlösserverwaltung ein großformatiges Gemälde und ein Stickbild von Louise Isabelles eigener Hand als Dauerleihgaben übereignet. Ein spezielles Veranstaltungsprogramm, das noch bis Dezember währt, rückt sie ins Zentrum der Aufmerksamkeit und schildert Leben und Wirken der Fürstin.
Geschichte Louise Isabelles ist eine neue Erzählung im Schloss
Nach den Worten von Projektleiterin Dr. Svetlana Jaremitsch aus dem Fachgebiet Museen der SG bot der runde Geburtstag die einmalige Chance, die historische Persönlichkeit, das Hofleben, die nassauische Geschichte und zugleich die größeren europäischen Zeitläufte in Weilburg in Erinnerung zu rufen. Dazu trügen vor allem auch die Leihgaben bei, die künftig im Roten und Gelben Salon bei jedem Rundgang zu sehen sind.
Das große Familienbild ist eine Kopie nach einem 1811 in der Residenz geschaffenen Original von Johann Friedrich August Tischbein, das sich im großherzoglichen Schloss Luxemburg befindet. Es stellt die fürstliche Familie in heiterer, harmonischer Gemeinsamkeit dar: Louise Isabelle, geborene Erbgräfin von Sayn-Hachenburg, den späteren Fürsten Friedrich Wilhelm zu Nassau-Weilburg (1768-1816), den sie heiratete, und ihre Kinder: Wilhelm Georg August, Henriette Alexandrine Friederike sowie Friedrich Wilhelm. Das 1788 entstandene Stick-Bild, im Rahmen gespannt, ist ein Zeugnis aufwendiger Handarbeit und präsentiert unter einer Krone die ineinander verschlungenen Initialen „I“ und „F“ für die Vornamen des Ehepaares.
Das Publikum erfreute sich am langen Festwochenende an einer szenisch eingebetteten Lesung der Briefe Louise Isabelles, die Andrea Krautkremer für das Buch „a mon tres cher fritz“ zusammengetragen hatte und in Kontexte setzte. Daraus lässt sich schließen, dass die Sayn-Hachenburger Alleinerbin mit ihrem gut aussehenden, hoch gebildeten, charaktervollen Mann eine gute Partie gemacht hatte, in Weilburg herzlich empfangen und geliebt wurde, selbst klug, belesen und musikalisch war, und sie ihren Gatten bei Abwesenheit in fast allen Angelegenheiten vertrat. Während der Koalitionskriege trat sie als sorgende Landesmutter für das Wohl der Nassauer auf.
Alltag und Schicksal einer Fürstin - Geschichte aus weiblicher Perspektive
Eine von Annette Feith-Krämer neu konzipierte Führung „Louises Jahr ohne Sommer“, die am Festwochenende Premiere hatte, stellt das Schicksal der Familie im Jahr 1816 vor, als Louise Isabelles Mann tragisch gestorben war. Die Hintergründe zu ihrer Vita bereitet eine neue Medienstation in sechs Filmen auf. Anhand der Biographie Louise Isabelles, sagt Dr. Katharina Bechler, Leiterin des SG-Fachgebietes Museen, könne die Geschichte im ersten Drittel des wechselhaften, politisch unruhigen 19. Jahrhunderts aus der Perspektive einer Frau erzählt werden.
"Leben im Schloss" mit Wiederauflage
Unter den Highlights der Festlichkeiten waren Vorführungen der Weilburger Heinrich-von-Gagern-Schule in den Schauräumen des Schlosses. Kostümierte Schülerinnen und Schüler vermittelten den Anschein, als wäre das Schloss bewohnt und bewirtschaftet – von Küchenmagd, Koch und Kammerdiener bis hinauf zum herrschaftlichen Personal. Das Schulprojekt „Leben im Schloss“ unter der Leitung von Thomas Hemp gibt am Samstag und Sonntag, dem 21. und 22. Mai 2022, noch ein weiteres Mal mit kurzweiligen Szenen Einblicke in den Hofalltag der Vergangenheit – nicht nur zu Isabelles Tagen am Anfang des 19. Jahrhunderts, sondern auch zur Zeit des Barock im frühen 18. Jahrhundert, als Graf Johann Ernst von Nassau-Weilburg regierte.
An das Geburtstagsprogramm schloss sich auch eine Gedenkfeier für Louise Isabelle in der Schlosskirche an. Sie war in Baden bei Wien gestorben, in der Nähe ihrer mit dem Erzherzog Karl von Österreich verheirateten Tochter, und wurde dort bestattet. Später kamen ihre Überreste zurück nach Weilburg, in die Gruft Seiner Königlichen Hoheit Großherzog Henri von Luxemburg, des Nachkommen des herrschaftlichen Hauses. Die Ruhestätte unterhalb der Weilburger Kirche ist innerhalb Deutschlands ein exterritoriales Gebiet des Staates Luxemburg.