Hessischer Bauwettbewerb: Lobende Anerkennung für den Umbau der Zehntscheune im UNESCO Welterbe Kloster Lorsch

Die Zehntscheune im Areal der UNESCO-Welterbestätte Kloster Lorsch ist ein „vorbildliches Bauwerk“. Am Freitagabend, den 19. November 2021, hat die für Präsentationen und Vermittlung umgebaute ehemalige Lagerstätte aus dem 16. Jahrhundert bei der Preisverleihung im Wettbewerb „Vorbildliche Bauten im Land Hessen“ 2020 eine lobende Anerkennung erhalten. Das Hessische Ministerium der Finanzen sowie die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen vergaben die Preise an die jeweiligen Bauherren, Planer:innen und Architekt:innen im Wiesbadener Jagdschloss Platte in mehreren Architektur- und Städtebaukategorien. Schwerpunkt des diesjährigen Wettbewerbs war Nachhaltigkeit.

Bei der Zeremonie würdigte der Züricher Architekt Raoul Sigl den Umbau der denkmalgeschützten Zehntscheune, der in der Kategorie „Bauen im Bestand“ konkurrierte, als „wundervollen Beitrag“. Er sei „frisch und zeitgemäß“, auf „wenige präzise Eingriffe beschränkt“ und nicht in ein „museales Einfrieren“ historischer Bausubstanz gemündet. Was man bei einem solchen Vorhaben wirklich brauche, habe das Architektenbüro Sichau & Walter BDA (Fulda / Dresden) „schön thematisiert“, sagte Sigl.

124 Bauprojekte, 21 auf der Shortlist

Die Direktorin der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG), Kirsten Worms, erklärte: „Die Zehntscheune war unter 124 ausgewählten Bauprojekten in die engere Auswahl von 21 gekommen. Das allein ist für uns schon eine Auszeichnung. Doch es freut mich sehr, dass nun diese fachliche Anerkennung hinzukommt. Dieses Haus ist auch die behutsam sanierte Hülle für einen Teil des Bildungs- und Vermittlungsprogramms, für das Lorsch immer wieder gelobt wird. Im Jubiläumsjahr zu 30 Jahren Welterbe Kloster Lorsch ist uns solche Aufmerksamkeit besonders willkommen.“

Die 80 Meter lange Zehntscheune ist das älteste nachklösterliche Bauwerk auf dem Gelände und diente einst als Lagerstätte für landwirtschaftliche Abgaben. Sichau & Walter wandelten das Gebäude im Zuge der Überarbeitung des gesamten Welterbe-Areals in den Jahren 2011–2015 in ein Schaudepot für die bei Ausgrabungen gefundenen baulichen Relikte um. Es beherbergt außerdem einen Anthropologieraum mit Funden wie menschliche und tierische Überreste. Sichau & Walter tauschten die alten Scheunentore gegen Stahltüren aus. Mit dunklem Betonboden und einer eingezogenen schwarzen Decke, in denen alle Technik verborgen ist, wirkt das Gebäude im Innern wie eine Black-Box und ermöglicht eine Licht-Inszenierung von Steinfragmenten.

Zehntscheune als multifunktionales Gebäude

Dr. Anja Dötsch, die Leiterin des Fachgebietes Bauangelegenheiten und Denkmalpflege der SG, sagte: „Insbesondere der Kontrast zwischen der historischen Bausubstanz und der ebenso qualitätsvollen wie zurückhaltenden modernen Ausstellungsarchitektur schafft ein Spannungsverhältnis, das die authentischen Originale in den Vordergrund rückt.“ Nach den Worten von Peter Sichau schaffe die nach minimal-invasivem Ansatz veränderte Zehntscheune einen „bedeutungsoffenen Ort“. Er sei Aufbewahrungsstätte historischer Funde, gebe Raum für viele Veranstaltungsformate, biete Platz für Ausstellungen und diene als Werkstatt und Atelier für wissenschaftliche Arbeit.