Besondere Würdigung des Schlossparks Bad Homburg und der Landgräflichen Gartenlandschaft durch Aufnahme ins Europäische Gartennetzwerk EGHN

Der Schlosspark Bad Homburg und die Landgräfliche Gartenlandschaft wurden am 5. Oktober in das Europäische Gartennetzwerk EGHN (European Garden Heritage Network) aufgenommen. Damit wird die außerordentliche Qualität und Bedeutung dieses Gartenkunstwerks sichtbar und in besonderer Weise gewürdigt.

Der Antrag wurde 2020 von den Staatlichen Schlössern und Gärten Hessen (SG) und der Stadt Bad Homburg gestellt, die feierliche Überreichung der Plakette an die Antragsteller durch EGHN-Projektmanager Christian Grüßen hatte sich aufgrund der Pandemie jedoch verzögert. Nun wurde die Aufnahme bei einer Feierstunde im Schlosspark herausgestellt. Die Veranstaltung fand unter dem Balkon des Englischen Flügels genau in der Sichtachse zur Tannenwaldallee und damit zur Landgräflichen Gartenlandschaft statt. Besonders im Winter, wenn das Laub den Blick freigibt, lässt sich an dieser Stelle beobachten, wie sich die Verlängerung der Tannenwaldallee, die Elisabethenschneise, den Hang hinaufzieht – bis zum Limes.

Federführend bei der Antragsstellung waren das Fachgebiet Gärten der SG mit seiner Leiterin Dr. Inken Formann sowie Thomas Wenzler vom Magistrat der Stadt Bad Homburg, Fachgebiet Umwelt- und Landschaftsplanung.

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Zur feierlichen Aufnahme in das EGHN waren Fachkolleg:innen, aber auch engagierte Bürger:innen gekommen.

Foto: Alexander Paul Englert

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SG-Direktorin Kirsten Worms und Bad Homburgs Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak nahmen herzliche Glückwünsche und die Plaketten von Christian Grüßen vom EGHN entgegen.

Foto: Alexander Paul Englert

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Jedynak sieht die Landgräfliche Gartenlandschaft nun in bester internationaler Gesellschaft.

Foto: Alexander Paul Englert

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Federführend bei der Antragsstellung waren Thomas Wenzler vom Magistrat der Stadt Bad Homburg (links) und Dr. Inken Formann, Leiterin des Fachgebiets Gärten und Gartendenkmalpflege der SG (rechts). Im Hintergrund deutet sich die Blickachse zur Tannenwaldallee an.

Foto: Alexander Paul Englert

„Ich freue mich sehr, dass die Stadt Bad Homburg und die SG sich zusammengeschlossen, gemeinsam den Antrag gestellt haben und damit auch gemeinschaftlich vereinbart haben, die Landgräfliche Gartenlandschaft über die Grenzen Bad Homburgs hinaus zu präsentieren“, sagte SG-Direktorin Kirsten Worms. „Die gute, lang gelebte Kooperation mit der Stadt zeigt sich auch auf fachlicher Ebene: Es bestehen viel Austausch und gegenseitige Hilfestellungen, wenn es um die Erhaltung der Park- und Gartenanlagen geht.“ Worms sprach ihren besonderen Dank an die Fachkolleg:innen und Gärtner:innen aus, aber auch an die in Fördervereinen engagierte Bürger:innen.

In bester Gesellschaft

Das EGHN, getragen von der Stiftung Schloss Dyck – Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur –, ist ein Netzwerk, das mehr als 180 Gärten in 14 europäischen Ländern umfasst. „Im EGHN finden wir uns nun in bester Gesellschaft mit vielen anderen Orten, die ebenfalls herausragende Garten- und Landschaftskunst zu bieten haben“, sagte Bad Homburgs Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak.

2016 wurde bereits die Neugestaltung von Kloster Lorsch mit dem Europäischen Gartenpreis ausgezeichnet. Das Profil der vielfältigen Anlagen des EGHN soll durch Kontakte und Partnerschaften untereinander und mit politischen Akteuren gestärkt; ihre zentrale Bedeutung für Politik, Gesellschaft, Städtebau, Tourismus und regionale Wirtschaftsentwicklung unterstrichen werden. Zudem gibt es eine gemeinsame Homepage mit Porträts aller Partnergärten und Erkundungsrouten unter www.eghn.org.

Die Präsenz des Schlossparks Bad Homburg und der Landgräflichen Gartenlandschaft auf der Homepage des EGHN finden Sie hier.

Die Landgräfliche Gartenlandschaft als Gesamtkunstwerk

Die Landgräfliche Gartenlandschaft entstand zeitgleich zur Gestaltung des Schlossparks nach den Prinzipien des englischen Landschaftsgartens ab 1770/71, als Landgraf Friedrich V. Ludwig von Hessen-Homburg vom Schlosspark aus einen schnurgeraden, von Säulenpappeln gerahmten Weg anlegen ließ. Dieser verband zunächst den Schlosspark mit dem etwa zweieinhalb Kilometer entfernten Großen Tannenwald und wurde daher Tannenwaldallee genannt. Entlang dieser Achse erhielt jeder der fünf Söhne des Landgrafen einen eigenen Garten. Ein weiteres Areal am Rande der Allee, den Kleinen Tannenwald, schenkte Friedrich V. seiner Frau Karoline, die sich ebenfalls um die Gestaltung der Gartenlandschaft sehr verdient machte. Er selbst nahm für sich den Großen Tannenwald in Anspruch. Sein Nachfolger, Landgraf Friedrich VI. Joseph führte die Einzelpartien in ein raumübergreifendes Gesamtkonzept zusammen. 1820 wurde die Tannenwaldallee erneuert und mit der Elisabethschneise bis zur Landesgrenze an den Limes verlängert.

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Kirsten Worms dankte dem Garten-Team des Schlossparks rund um Peter Vornholt.

Foto: Alexander Paul Englert

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Die Veranstaltung fand unter dem Balkon des Englischen Flügels statt, von wo aus sich die Landgräfliche Gartenlandschaft eröffnet.

Foto: Alexander Paul Englert

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Wo die Plakette im Schlosspark platziert werden soll, ist noch nicht bekannt.

Foto: Alexander Paul Englert

Gartendenkmalpflege als beständige Aufgabe

Heute lassen sich die historischen Dimensionen der Landgräflichen Gartenlandschaft aufgrund zahlreicher Veränderungen und Eingriffe nur noch erahnen. Im Fokus stehen daher neben dem Schlosspark die gartenkünstlerisch wiederhergestellten Anlagen Gustavsgarten, Kleiner Tannenwald, Lustwald „Große Tanne“ sowie Hirsch- und Forstgarten. Der Schlosspark steht in der Obhut der SG und wird als Denkmal historischer Gartenkunst von einem achtköpfigen Gärtner:innenteam um Gärtnermeister Peter Vornholt kontinuierlich und fachgerecht gepflegt.

Würdigung auf nationaler und internationaler Ebene

Gemessen an der geringen Fläche der Landgrafschaft Hessen-Homburg – sie gehörte mit etwa 221 Quadratkilometern zu den Zwergstaaten des Deutschen Bundes – und ihrer zumeist prekären Finanzsituation, ist die Dimension der Landgräflichen Gartenlandschaft einzigartig. Sie soll nun nach dem Willen der Antragssteller durch die Partnerschaft mit dem EGHN weitaus mehr als bisher in den nationalen und internationalen Fokus gestellt werden. Dazu gehört unter anderem die angestrebte Vernetzung mit den Regionen und Orten der Gartenkultur in Europa, die gemeinsame Zusammenarbeit in Projekten, die Einwerbung von Fördermitteln sowie die Erschließung kulturinteressierter Zielgruppen über die regionalen und nationalen Grenzen hinweg.