Zwei neue Schilder mit der Aufschrift „Vorbildliches Bauwerk“ weisen die jüngst ergangenen Auszeichnungen für die Revitalisierung des Osteinschen Niederwaldes in Rüdesheim am Rhein aus. Am Dienstag, den 8. Oktober, wurden sie in Anwesenheit der Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Ayse Asar, an der Zauberhöhle und am Besucherinformationszentrum vorgestellt.
Die Preise ehren die in den Jahren 2012 bis 2016 von Landschaftsarchitekten-, Architektur-Büros und Kreativagenturen durchgeführte bauliche und gartenbauliche Entwicklung des Waldparks. Er war vor über 250 Jahren von seinem Besitzer, Graf Karl Maximilian von Ostein (1735-1809), gegründet worden. Mit dem Bau des Niederwalddenkmals im späten 19. Jahrhundert gerieten die Ursprünge des „Zierwaldes“ allerdings in Vergessenheit.
Die Schlösserverwaltung hatte das mit Mitteln des Bundesinvestitionsprogrammes und des Landes Hessen finanzierte Projekt (rund 7,5 Mio €) als Bauherrin inhaltlich geleitet. In der Liegenschaft wurden Bauten, Flächen und Wege grundsaniert. Für die Vermittlung entstand ein als Rundgang konzipiertes System von Informationsstelen. An der Bergstation der Rüdesheimer Seilbahn wurde ein Besucherzentrum mit Restaurant errichtet.
Die Staatssekretärin (Bild rechts) sagte, dass es sich bei der Maßnahme „um die Wiedererweckung eines Gartendenkmals“ handelt. Zusammen mit den im Vormonat ausgezeichneten Planungsbüros habe die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten eine lange verschüttete Geschichte aufgearbeitet. Auch die Direktorin der VSG, Kirsten Worms (Bild links), hob heraus, „dass Besucher und Besucherinnen den Niederwald nicht mehr nur als schönen Landstrich, sondern als gräflichen Zierwald des späten 18. Jahrhunderts erfahren können“. Gemeinsam habe man für BesucherInnen eine Empfangssituation geschaffen, „die sich wirklich sehen lassen kann“.
Mit Blick auf die Bundesgartenschau 2029 im Rheintal wünschte sich der Bürgermeister der Stadt Rüdesheim, Volker Mosler, dass das Areal für Erholungssuchende gemeinsam weiter entfaltet werde. Der Niederwald sei in zehn Jahren „die größte zusammenhängende Entwicklungsfläche“ innerhalb des BUGA-Gebietes.
Die beiden maßgeblich an der Revitalisierung beteiligten Abteilungsleiterinnen der Schlösserverwaltung für Bau- und für Gartendenkmalpflege, Dr. Anja Dötsch und Dr. Inken Formann, erinnerten an den Beginn des Projektes, dessen Ziel es war, das Erlebnis des gräflichen Zierwaldes in wesentlichen Teilen mit dem überkommenen Bestand weitestgehend wiederherzustellen.
„Zur Zeit der Antragstellung für die Mittel wussten wir sehr wenig vom Niederwald“, so Dötsch. Allmählich seien durch das Zusammenspiel aller Beteiligten, darunter vor allem Historiker und Bauforscher, grundlegende Informationen zusammengetragen worden.
Formann kündigte die Erweiterung des Leitsystems aus roten, mit spiegelnden Flächen versehenen Stelen und Polygonen an den Wegekreuzungen im Wald an sowie eine moderne Interpretation der Zaubererfigur für die Zauberhöhle, die zur Lebenszeit des Grafen Ostein dort einmal stand.
Staatssekretärin Asar bedankte sich ausdrücklich bei den PreisträgerInnen und bei der Schlösserverwaltung, die mit Expertise, Sensibilität und Leidenschaft an den historischen Ort herangegangen seien. Am 15. August hatte die Initiative Baukultur der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Rheinland-Pfalz beim „Wettbewerb Bau- und Gartenkultur im Welterbe Oberes Mittelrheintal“ mehrere Büros mit zwei ersten Preisen bedacht.
In der Kategorie „Neu- und Umbauten von Gärten und Freianlagen“ wurden das Wiesbadener Büro „Die Landschaftsarchitekten. Bittkau – Bartfelder + Ingenieure Gbr“ bei der Gartendenkmalpflege, das Architekturbüro „Claus Giel“ aus Dieburg für die Instandsetzung der Parkgebäude und „Jangled Nerves“ (Stuttgart) für die Entwicklung eines Leitsystems im Gelände geehrt. Gelobt wurden die sensiblen und zeitgenössische Gestaltungen in der Landschaft.
In der Kategorie „Vorbildliche Bauwerke“ siegten das Architekturbüro "grabowski.spork GmbH" aus Wiesbaden und "Jangled Nerves" aus Stuttgart. Hervorgehoben wurde die besondere Anpassung der Außengestalt ihres neuen Besucherinformationszentrums an den Standort, der Innenausbau und ein Nachhaltigkeitskonzept.