Der Osteinsche Niederwald ist ein besonderes Gartenkunstdenkmal aus dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts. 1763 hatte Graf Karl Maximilian von Ostein (1735-1809) das vorwiegend forst- und landwirtschaftlich genutzte, rund 304 Hektar große Areal geerbt und über Jahrzehnte in eigener Regie zu einem „Lustwald“ geformt. Auf der Höhe zwischen Rüdesheim am Rhein und Assmannshausen gelegen, ließ er in dem Buchen- und Eichenwald eine Sommerresidenz bauen, ein Wegenetz anlegen und über ein Dutzend, detailreich ausgestattete Parkbauten errichten.
Der letzte männliche Vertreter dieser reichsgräflichen Familie setzte einen Großteil seines Vermögens ein, um den Wald zwischen 1764 und 1791 inselartig „auszuzieren“. Entgegen der damals vorherrschenden empfindsam-sentimentalen Gestaltung nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten überformte er das Gelände nicht. Stattdessen kehrte Graf Ostein den Charakter des düster-wilden Niederwaldes hervor. Er lud ihn in einzelnen, auf Wirkungsästhetik abzielenden Raumbildern mit Illusionen, Stimmungen und Bezügen zur Geschichte auf.
Dabei nutzte der Graf die Lage oberhalb des Rheins und bezog die abwechslungsreichen Aussichten ein. Der Verlauf des Flusses beschert reizvolle naturräumliche Kontraste zwischen dem lieblichen Rheingau und der damals als schauerlich empfundenen Tal-Enge hinter dem Binger Loch. Die meisten Kleinbauten positionierte er vor dem Rheinpanorama: darunter den Tempel, die künstliche Ruine Rossel oder die Klippe, die noch erhalten sind. Der Osteinsche Niederwald entwickelte sich zu einer überregional ausstrahlenden Touristenattraktion und gab noch der Romantik Impulse. Er ist heute Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.
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