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In Fortsetzung der Reihe „Des Kaisers Spuren. Wilhelm II. im Schloss Bad Homburg“ hat sich der Weiße Saal des Schlosses am Sonntag in ein Kino verwandelt. Mit Erlaubnis des ZDF strahlte die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten das 90minütige Dokudrama „Kaisersturz“ aus: Es handelt von den dramatischen Wochen vor der Novemberrevolution und den darauf folgenden Zusammenbruch der deutschen Monarchie im Jahr 1918. Wenige Tage zuvor hatte „Kaisersturz“ im Fernsehen rund 3,5 Millionen Zuschauer erreicht und damit eine erfreulich hohe Quote. Im Anschluss an die Filmvorführung kamen zwischen dem Regisseur Christoph Röhl und dem Historiker Dr. Torsten Riotte viele Einzelfragen des Genres Geschichts-TV zur Sprache, an denen das Publikum lebhaftes Interesse zeigte.

Der mit Sylvester Groth als Wilhelm II. und Sunnyi Melles als Kaiserin Auguste Viktoria herausragend besetzte Film spiegelt die Zeit von September bis November, als sich die militärische Niederlage des Kaiserreiches im Ersten Weltkrieg abzeichnete. In der Regie Röhls wird der Regent als willensschwach und anlehnungsbedürftig gezeigt, der sich öffentlich aber weiterhin als starker Imperator gab. Die Kaiserin ist als machtbewusste, unnachgiebige Kämpferin für den Thron und den Zusammenhalt ihrer Dynastie geschildert. In anderen Rollen treten Hubertus Hartmann als Reichskanzler Max von Baden und Christian Redl als SPD-Vorsitzender Friedrich Ebert auf.

Das Drehbuch des Filmes wurde maßgeblich von dem Bremer Geschichtswissenschaftler Lothar Machtan entwickelt, der zeitgleich an seinem kürzlich erschienen Buch „Kaisersturz. Vom Scheitern im Herzen der Macht“ arbeitete. Nach Aussage Röhls gründete sich die filmische Version von „Kaisersturz“ vor allem auf Machtans neue wissenschaftliche Erkenntnisse. In der Interpretation des Historikers versagten die politischen Hauptakteure in der Krise, als das Volk ein Ende des Krieges einforderte und nach mehr Demokratie verlangte. Obwohl die Entscheidungsträger in den Wirren von militärischer Kapitulation und unter Umsturzdrohungen das Kaiserreich retten wollten und hätten retten können, seien sie stattdessen zu seinem „Totengräber“ geworden.

Röhl nannte die Rückschau auf diesen Wendepunkt in der deutschen Geschichte ein Experiment: „Ist es möglich, an die Wissenschaft heranzureichen und doch spannend zu erzählen?“ Sein Ziel sei es gewesen, so viele Spielfilmanteile wie möglich und so wenig Vergangenheitsdokumentation wie nötig einzubinden. Üblich für das Genre seien etwa Interviews mit Zeitzeugen und Erklärungen aus dem Off. Ihn habe vor allem die Verfasstheit der Figuren interessiert, so wie sie sich aus Quellen und Fakten herauslesen ließen, und die Tragweite ihrer Entscheidungen. „Die Emotionen, die inneren Zustände der Figuren, die wollten wir mit der Kamera einfangen.“

Dabei gebe es zu mancher Szene keine direkte Quelleninformation, etwa für den Moment, als der Kaiser im Film in ein kurzes Weinen ausbricht. Wilhelm II. sei manisch-depressiv gewesen, so Röhl, insofern sei eine solche Gefühlsintensität angesichts des Drucks, unter dem er stand, auch glaubhaft. Eine andere Szene, die ihm besonders am Herzen lag, war die emotional aufgeladene Absage des glücklosen letzten Reichskanzlers Max von Badens, an die Stelle des geflohenen Kaisers zu treten und weiterhin die Monarchie zu verkörpern. Röhl sagte, er habe sich für die teils freie Ausarbeitung der verschiedenen Charaktere stundenlang mit dem Historiker Machtan ausgetauscht.

Auch die Direktorin der Schlösserverwaltung, Kirsten Worms, strich die Spielfilm-Anteile der historischen Rückblende heraus. Sie ermögliche den Zuschauern, den Protagonisten bei ihren Fehlern an den Schaltzentralen der Macht in den letzten Tagen des Kaiserreiches „zuzusehen“. So werde ein wichtiger Moment der Zeitgeschichte sehr anschaulich und darin sehe sie den großen Wert des Filmes. „Geschichte ist nicht vergangen und wird für ein Jubiläum nur kurz zurückgespult. Sie fordert beständig zu Selbstvergewisserung heraus und hilft uns unsere Standorte zu bestimmen oder auch gegebenenfalls neu zu bestimmen.“  

Dr. Riotte ordnete manchen historischen Einzelaspekt ein und verwies auf unterschiedliche Deutungen zum Ende des Kaiserreiches unter Historikern. Es gebe Kritik an den Zuspitzungen von Lothar Machtan. So sei beispielsweise Auguste Viktoria eine umstrittene Person. Während Machtan sie als „dynastische Hexe“ darstelle, die den Zerfall der Macht und den Würdeverlust fürchtete, stützten andere Historiker die Idee einer modernen Frau, in deren Vorstellung das Herrscherhaus im Sinne einer „welfare monarchy“ (königliche Philanthropie) funktionieren sollte.

Zu den Personen:
Der 1967 geborene britisch-deutsche Filmregisseur Christoph Röhl ist Sohn des Historikers und Kaiserzeit-Experten John C. G. Röhl. 2008 hatte er seinen ersten Spielfilm, „Ein Teil von mir“, gedreht. Ihm schloss sich 2010 der Dokumentarstreifen „Und wir sind nicht die Einzigen“ an, der die Missbrauchsfälle an der hessischen Odenwaldschule zum Thema hat und ihm 2012 den Robert-Geisendörfer-Preis einbrachte. 2013 griff er das Thema erneut auf und drehte für die ARD am Originalschauplatz „Die Auserwählten“ mit dem Schauspieler Ulrich Tukur als Schulleiter. 2014 ehrte die schwedische Königin Röhl mit dem „World Childhood Foundation Award“ für seine Leistungen im Kampf gegen sexuellen Missbrauch in Deutschland.

Dr. Torsten Riotte, 1972 geboren, ist Privatdozent und seit 2007 Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Neuere Geschichte an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Zuvor war er u.a. an der Universität Cambridge, am Deutschen Historischen Institut London sowie an den Universitäten Bonn und Heidelberg tätig. Von ihm sind neben anderen Publikationen „Der Monarch im Exil. Eine andere Geschichte von Staatswerdung und Legitimismus im 19. Jahrhundert“ erschienen. Für das von der Schlösserverwaltung herausgegebene Buch „Kaiser Wilhelm und seine Zeit“ schrieb er den Aufsatz „Macht und Prachtentfaltung? Hof und Hofgesellschaft unter Wilhelm II.“.

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