Im ehemaligen fürstlichen Kurbad, dem heutigen Staatspark Hanau-Wilhelmsbad, werden 50 Jahre Spielbetrieb im Comoedienhaus gefeiert. Am Donnerstag, den 3. Oktober, eröffnete die Betriebsführungsgesellschaft Hanau mbH offiziell eine Jubiläumswoche mit einer Ausstellung und einem Federweißen-Fest. Der Höhepunkt ist ein Festakt am Sonntag mit einer Ansprache des Bürgermeisters Claus Kaminsky sowie einer Lesung aus den Lebenserinnerungen des Gründers des Kurbades, Erbprinz Wilhelm von Hessen und regierender Graf von Hanau. Für das Publikum, das bereits am Dienstag zu einem „Pre-Opening“ am historischen Karussell geladen war, stehen Theaterstücke, Konzerte, ein Live-Radio-Theater des Hessischen Rundfunks sowie Aktionen im Hessischen Puppen- und Spielzeugmuseum auf dem Sonderprogramm.
Bei der Eröffnung erinnerte die Hanauer Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck daran, dass die Geschichte des barocken Comoedienhauses schon „vor 238 Jahren“ mit einem 1779 angelegten Heckentheater begonnen hatte. Auch Nils Wetter, Baudenkmalpfleger der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten, in deren Obhut der Staatspark ist, nannte die nicht erhaltene Schauspielstätte einen „natürlichen Vorgänger“ des Comoedienhauses.
Das „barocke Kleinod“ war am 8. Juli 1781 als „Scheunentheater“ eröffnet worden, erlebte aber nur drei von jahrelangen Pausen unterbrochene Spielzeiten. Ab den 1930er Jahren lag es brach und wurde erst 1968 durch die gemeinsame Initiative des Hessischen Rundfunks, der Hessischen Landesregierung und der Stadt Hanau wiederbelebt. Seitdem waren dort Theater- und Musikaufführungen sowie Kinderprogramme und Kabarett zu sehen. Zu den Stars in Wilhelmsbad zählten Charles Aznavour, Dieter Hildebrandt, Werner Schneyder, Heinrich Böll und Alexander Mitscherlich. Heute ist das Comoedienhaus regulärer Spielort der Volksbühne Hanau.
Die neue Sonderausstellung im Arkadenbau gibt einen Überblick über die Spielzeiten von 1781 bis 1930. Sie berichtet vom Verfall, dem das Comoedienhaus von 1933 bis 1968 preisgegeben war und vom Neubeginn. Die Schau informiert auch über die Anfänge des Kurbetriebes und die Gestaltung des Landschaftsgartens. Das Heckentheater war bereits im Entwurf des Architekten Franz Ludwig Cancrin von 1772 verzeichnet. Es befand sich – wie ein kolorierter Stich von Johann Jacob Müller zeigt – in unmittelbarer Nähe des erhaltenen historischen Karussells.
Die Gartenbühne, deren Kulissen von Hecken gebildet waren, bereicherte die Vielzahl an Attraktionen, die Graf Wilhelm zum Vergnügen der Badegäste in dem weitläufigen Park bereitgestellt hatte. In der Ausstellung ist der Satz des Schriftstellers Adolph von Knigge zu lesen: „Damit das Maaß der Unterhaltungen recht gerüttelt und gestrichen voll werde, so werden auf diesem natürlichen Theater hier; wenn nur erst alles ordentlich und zusammengewachsen seyn, anpassende Schauspiele gegeben werden.“
Die Erfolgsgeschichte des Wilhelmsbades währte nur sehr kurz. Da das Quellwasser, das man aus dem „Guten Brunnen“ schöpfte, kaum Heilwirkung besaß und der Bauherr als neuer regierender Landgraf Wilhelm I. von Hessen-Kassel nach Kassel gezogen war, verlor es spätestens 1815 an Attraktivität. Zu diesem Zeitpunkt war die Quelle versiegt und die napoleonischen Kriege hatten in Hanau ihre Spuren hinterlassen. Trotz des Niedergangs des Badebetriebs war der Garten Mitte des 18. Jahrhunderts als überregional anziehender Ausflugsort noch einmal sehr beliebt. Doch größere Investitionen und Modernisierungen unterblieben. Aus diesem Grund ist die authentische Gestaltungsabsicht der Anlage von 1782 noch heute weitgehend nachzuvollziehen.