In den nächsten anderthalb Jahren erhält der Königsflügel des Bad Homburger Schlosses eine grundsanierte Fassade. Die Erneuerung der Außenhülle wurde Mitte Oktober begonnen worden und findet noch während der letzten Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten im Innern des Gebäudes statt. Der Direktor des Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen (LBIH), Thomas Platte, nannte die Bewilligung der Gelder durch das Finanzministerium eine „glückliche Situation“. Sie ermögliche eine Runderneuerung des Flügels. Diese begrüßte auch die Direktorin der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten (VSG), Kirsten Worms. Es wäre „äußerst misslich“ gewesen, den Königsflügel mit den kaiserlichen Appartements zu eröffnen und danach für eine weitere Baumaßnahme wieder zu verhüllen.
Mit der Fassade, die in diesen Tagen zur Hof- und auch zur Gartenseite eingerüstet wird, erhöht sich das Gesamtbudget der Sanierung von 7,7 um 2,3 auf rund 10 Mio €. Platte und Worms erklärten, dass die Einrüstung zwar optische Beeinträchtigungen mit sich bringe, „aber dann ist mal wieder 30 Jahre Ruhe“, so Platte. „Aufgearbeitet von innen und von außen wird dieses besondere Gebäude bald wieder ein echtes Schmuckstück sein“, sagte Kirsten Worms. Wie die Projektleiterin des LBIH, Catherina Hermann, ergänzte, ist die Maßnahme Auftakt einer Sanierung aller Fassaden des Schlosses, zunächst im oberen, dann im unteren Schlossbereich.
Nach den Worten von Dr. Anja Dötsch wird sich die Farbgebung an den 1830er Jahren orientieren, als der Königsflügel von dem Darmstädter Hofbaurat Georg Moller umgebaut und um ein Geschoss erhöht worden war. Der frühere Anstrich war weiß, später wählte man ein Gelb. Mit der Sanierung ergebe sich nun die Chance, unter dem aus den 1980er Jahren stammenden Putz nach Resten der historischen Oberfläche zu suchen. Von dem originalen, helleren Gelb habe man aus Baurechnungen und Inventaren Kenntnis. Diese Farbe aus „einer Leitphase“ des Landgrafenschlosses und der späteren kaiserlichen Sommerresidenz werde für das Ensemble im Zuge der weiteren Sanierungen übernommen.
Die notwendige Fassadenerneuerung und Aufarbeitung sämtlicher Fenster verzögert die Wiedereröffnung der kaiserlichen Gemächer um ein halbes Jahr. Voraussichtlich im Frühjahr 2021 ist der Königsflügel mit dem einzigen in Deutschland erhaltenen Beispiel kaiserlicher Wohnkultur wieder als Museum zugänglich. Bei dem Medientermin am 18. Oktober machte die VSG auch die Appartements von Wilhelm II. und Auguste Viktoria zugänglich, um die Fortschritte bei den Restaurierungen vorzuführen und über Pläne zur Wiedereinrichtung zu berichten.
Nach den Worten von Ulrich Haroska, dem Leiter der Restaurierungswerkstätten, orientiere sich die VSG an der Zeitschiene 1917/18. Für diesen Zeitraum sei „ziemlich genau in den Inventaren erfasst, welches Möbel zu welcher Zeit in welchem Raum stand“. Dazu zähle der originale Danziger „Schapp“, ein Schrank aus der Zeit um 1700, der die Badewanne im Ankleidezimmer der Kaiserin kaschierte. Er war erst kürzlich wieder von Lorsch, wo er entdeckt wurde, wieder nach Bad Homburg gebracht worden.