Die Rechtshistorikerin und ausgezeichnete Kennerin der hessischen Landesgeschichte, Prof. Dr. Barbara Dölemeyer, hat am Mittwochabend (13.11.) einen umfassenden Überblick zu den zahlreichen Verbindungen der Herrscherhäuser Hohenzollern und Hessen gegeben. Die tour d’horizon in der Reihe „Des Kaisers Spuren. Wilhelm II. im Schloss Bad Homburg“ streifte die jahrhundertelange dynastische Geschichte mit insgesamt 19 Eheverbindungen sowie politischen, konfessionellen und militärischen Berührungspunkten. Ein Schwerpunkt lag auf dem Haus Hessen-Homburg, das 1622 aus der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt ausgegliedert wurde und schließlich im „Schicksalsjahr“ 1866 in der Preußischen Provinz Hessen-Nassau aufging.
Foto rechts: Die mehrfach ausgezeichnete Barbara Dölemeyer ist auch Trägerin des Bundesverdienstkreuzes.
Innerhalb des Hauses Hessen, das sich nach Philipp I. (1504-1567), genannt der Großmütige, in zahlreiche Linien und Zweige aufteilte und Hauptlinien auch wieder zusammenschloss, war Hessen-Homburg eine Nebenlinie. Sie wurde gegründet, als Friedrich I. (1585-1638) von seinem älteren Bruder, dem regierenden Darmstädter Landgraf Ludwig V. (1577-1626), anstelle einer Apanage das Amt Homburg vor der Höhe mit stark eingeschränkten Souveränitätsrechten erhielt. 1866, nach dem Tod des (vor-)letzten Homburger Landgrafen, waren die Residenz und das kleine Territorium zunächst an Darmstadt gefallen, die sich dann kurze Zeit später – als Ergebnis des Deutschen Krieges – der Sieger Preußen einverleibte. Wie Frau Dölemeyer sagte, hätten sich „die Homburger eher freundlich gegenüber der preußischen Annexion“ gezeigt. Anders als die Frankfurter, die ihren Status als reichsunmittelbare Freie Stadt verloren.
Foto links: Der sogenannte Philippstein im Zisterzienserkloster Haina mit der Figur von Philipp I. aus dem Jahr 1542
In dem Abriss der Historie, der von den mittelalterlichen Ursprüngen des Hessen-Geschlechts im Fürstenhaus Lothringen-Brabant bis zum letzten Hohenzollern-Monarchen Kaiser Wilhelm II. reichte, sprach Dölemeyer eine Reihe von bemerkenswerten Frauen an. Dazu zählte die kluge Große Landgräfin in Darmstadt, Karoline von Pfalz-Zweibrücken (1721-1774). Sie war verheiratet mit dem „Soldatenlandgrafen“ Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt und korrespondierte mit dem preußischen König Friedrich dem Großen. Nach ihrem Tod wurde im Darmstädter Herrngarten eine Urne mit der damals hochlobenden Inschrift „Femina Sexu. Ingenio Vir“ (Vom Geschlecht eine Frau, vom Geist ein Mann) aufgestellt.
Foto rechts: Antoine Pesnes Bildnis der Großen Landgräfin Karoline mit dem Mohren im Schlossmuseum Darmstadt
Eine andere Frauenfigur, die Frau Dölemeyer besprach, war Anna von Preußen (1838-1918). Als Landgräfin von Hessen-Kassel, die den Thronerben des Kurfürstentums Hessen (nach der Erhebung des Landesherren zum Kurfürsten 1803) geheiratet hatte, erregte sie großes Aufsehen und Ärger innerhalb ihrer traditionell protestantischen Familie durch eine Konversion zum Katholizismus. Dieser Schritt lag in mehreren Schicksalsschlägen begründet. Noch bevor sie den Glauben wechselte, stieß Kaiser Wilhelm II. sie 1901 aus dem Haus Hohenzollern aus. Auf ihrem Sterbebett habe er sich jedoch wieder mit ihr versöhnt, so die Historikerin.
Foto links: Franz Xaver Winterhalter malte dieses Porträt der jungen Prinzessin Anna von Preußen und späteren Landgräfin von Hessen-Kassel (1858, Schloss Fasanerie)
Die Direktorin der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten, Kirsten Worms, kündigte die nahtlose Fortsetzung der Reihe „Des Kaisers Spuren“ im kommenden Jahr mit zwei weiteren Halbjahresprogrammen an. Sie dient der Vergewisserung der Kaiserzeit, als Wilhelm II., Auguste Viktoria und ihre Familie das Homburger Schloss für Sommeraufenthalte nutzten; zwischen 1888 und 1918 kamen sie beinahe jedes Jahr. Die Reihe bereitet unter verschiedenen Fragestellungen die Wiedereröffnung des Königsflügels in 2021 vor, in dem sich die weitgehend authentisch eingerichteten Appartements des Kaiserpaares befinden.
Foto rechts: Die Direktorin der Schlösserverwaltung kündigte die Fortsetzung der Kaiser Wilhelm-Reihe an