Einzigartiger Fund im Badhaus
Im Pavillon Nr. 2, dem historischen Badhaus, schreitet die Grundinstandsetzungsmaßnahme voran. Durch den Rückbau moderner Zeitschichten werden ehemals verdeckte und überbaute Zeugnisse der Vergangenheit wieder erneut sichtbar und ermöglichen Rückschlüsse auf die historische Bauweise und die Geschichte von Wilhelmsbad. Im Zuge von Freilegungsarbeiten im Erdgeschoss kam dabei ein einzigartiger Fund zum Vorschein:
Eine Badewanne aus Sandstein blieb unter dem Boden des ehemaligen Badhauses erhalten und wurde nach dem Abtragen des modernen Fußbodenaufbaus wieder sichtbar. Für die Geschichte des Wilhelmbades als Bade- und Kurort des späten 18. Jahrhundert stellt die Badewanne einen hohen Zeugniswert dar. Bisher waren die Wannen des Badhauses nur aus Berichten von Zeitzeugen und einem Grundrissplan der Bauzeit bekannt. Im Erdgeschoss des Badhauses waren einst, nach dem Plan von 1779, sechs ovale Wannen vorhanden, von welchen sich nur diese eine Wanne im Gebäude erhalten hat. Der Fund der Wanne bestätigt nun die Beschreibungen und zudem die im historischen Plan eingezeichnete Position. Darüber hinaus werden durch sie genaue Informationen über Größe, Form, Material und Bearbeitung der Wannen gegeben. Ihre seitlichen Außenwände wurden durch einen späteren Kanaleinbau beschädigt, ansonsten befindet sich die Wanne in einem guten Erhaltungszustand.
Die Wannen boten Kurgästen die Möglichkeit zu kalten und warmen Bädern im Heilwasser der Wilhelmsbader Quelle. Zwei Heizkessel in der nebenliegenden Badküche erwärmten das Badewasser, was von dort aus zur Wanne geleitet wurde. Zur Erholung abseits der Badekur befanden sich in den oberen Geschossen Säle und Gästezimmer.
Nachdem das Badhaus bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts seine namensgebende Funktion verlor und das Erdgeschoss zu Wohnzwecken umfunktioniert wurde, verloren damit auch die Baderäume ihren Zweck. Zuletzt befand sich oberhalb der Wanne ein Bewirtungsraum aus der Zeit, in welcher das Gebäude als Restaurant und Café, die „Große Wirtschaft“, genutzt wurde. Nach Beendigung der aktuellen Baumaßnahmen soll die Sandsteinwanne als Fenster zur Vergangenheit erhalten werden und an die Zeiten des Badens im Badhaus erinnern.

Der bauzeitliche Plan von 1779 zeigt das Erdgeschoss des Badhauses (Pavillon Nr. 2) mit Einzeichnungen der sechs Badewannen (ovale Symbole) in den Badezellen und der zwei Heizkessel in der Badküche (größere rundliche Symbole).
Ausschnitt des Planes von Johann Friedrich Zincke „Grund-und Situations-Riss über die Grentze um das Wilhelms-Baad…“, 1779, colorierte Tuschezeichnung 182 x198,6 cm, Hessisches Staatsarchiv Marburg, Nr. RI 7/2 aus: Clausmeyer Ewers, Bettina: Staatspark Hanau Wilhelmsbad. Parkfpflegewerk, Schnell und Steiner, 2002, Edition der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen.