"Wissen wächst im Garten": neue Attraktionen in Kloster Seligenstadt
Die Ehemalige Benediktinerabtei Seligenstadt ist um zwei Attraktionen reicher. Am Mittwoch, den 14. Juli 2021, haben die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) den Neubau eines in Deutschland seltenen Ananashauses vorgestellt. Zugleich eröffnete die Schlösserverwaltung eine Dauerausstellung zur exotischen Pflanzensammlung in der Klosterorangerie. Beide Neuheiten werden in das junge Vermittlungsprogramm „Wissen wächst im Garten“ des Fachgebietes Gärten und Gartendenkmalpflege der SG integriert. Es bietet durch vielfältige Informations- und Mitmachangebote Menschen allen Alters einen leichten Zugang zu Natur- und Umweltthemen.
Bessere Bedingungen für die Anzucht der Ananas
„Das Ananashaus“, sagte SG-Direktorin Kirsten Worms, „ist ein weiteres Highlight in dem auf höchsten Niveau betreuten und gepflegten Klostergarten“. Zwar sei die Existenz eines solchen Hauses im Benediktinerkonvent historisch bisher nicht belegt. „Wir wissen aber, dass sich die hiesigen Mönche im 18. Jahrhundert in der Anzucht der exotischen Frucht versuchten.“
Der Leiter der Seligenstädter Liegenschaft, Uwe Krienke, betonte, dass aus diesem Grund die ursprünglich aus den (Sub)Tropen stammenden Früchte schon seit einigen Jahren in den Gewächshäusern erfolgreich angezogen werden. Doch nun biete das halb in den Boden eingelassene kleine Ananashaus auf dem Gelände der Gärtnerei bessere Bedingungen für die empfindlichen, wärmebedürftigen Pflanzen. Das Haus kostete insgesamt 65.000 €, 10.000 € davon wurden gespendet.
Wissenswertes nach dem Alphabet
Als begehbares Lexikon ist die neue Ausstellung mit dem Titel „Von A wie Ananas bis Z wie Zitrus“ aufgebaut, die Katharina Saul vom Fachgebiet Gärten und Gartendenkmalpflege der SG kuratierte. Die malerische Schwanenhals-Orangerie nahe dem Apothekergarten ist damit erstmals öffentlich zugänglich. Besucherinnen und Besucher folgen den Buchstaben des Alphabets, um Wissenswertes über die Ananas, den Aufwand ihrer Anzucht sowie über die Orangerie und die Familie der Zitrusfrüchte zu erfahren. Es geht um Herkunft, Pflege und Kultivierung sowie das sinnliche Erleben der Früchte.
Exoten als Statussymbole – heute in den Supermärkten
Einige der Seligenstädter Zitruspflanzen sind auch als Modelle zu sehen. Die Ausstellung informiert zugleich über die Geschichte der Exoten als Luxus-Nahrungsmittel an europäischen Höfen seit dem 17. Jahrhundert und benennt in Vergessenheit geratene Pflanzensymbolik. Sie erinnert an die antike Sage der goldenen Zitrusfrüchte, die der griechische Halbgott Herakles raubte. Fürsten knüpften seit der Renaissance an diese Legende an. Besonders die Epoche des Barock war eine Hochzeit der Orangeriekultur, so auch in der Seligenstädter Abtei.
Nach den Worten der Leiterin des Fachgebietes Gärten und Gartendenkmalpflege, Dr. Inken Formann, mögen das Ananashaus und die Ausstellung für mehr Kenntnisse zu Früchten beitragen, die man heute wie selbstverständlich im Obsthandel und in Supermärkten kaufen kann. „Tatsächlich war es aber ein langer Weg, zeitlich und räumlich betrachtet, bis diese Früchte keine fürstlichen Statussymbole mehr waren und auf den Märkten als Massenware etabliert waren.“
„Wissen wächst im Garten“ – Interaktion erwünscht
Die Ausstellung verfolgt auch das Ziel, zu Entdeckungen in der Welt exotischer Pflanzen anzuregen. Eigens dafür entwickelte Bianca Limburg aus dem Fachgebiet Gärten Anreize, die auf Interaktion mit dem Publikum in den Sozialen Medien setzen. Der Hashtag #SeligenstädterZitruskunst soll Beteiligungen initiieren, die später in die Ausstellung einfließen. Die neuen Seligenstädter Attraktionen und das Veranstaltungsprogramm „Wissen wächst im Garten“ richten sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Sie empfehlen sich als unterhaltende Aufklärung.

Die Ausstellung im Inneren der Klosterorangerie ist wie ein "begehbares Nachschlagewerk" gestaltet, sagt die Kuratorin Katharina Saul.
© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen