Seligenstädter Klostermühle ist wieder betriebsbereit - Einbau des Wasserrades beendet Baumaßnahme

Mit dem Einbau des neuen mittleren Wasserrades werden in der Woche vom 17. bis 21. April die Arbeiten an der Mühle der Ehemaligen Benediktinerabtei Seligenstadt abgeschlossen. Die Mühle, die jährlich zwischen Mai und September immer sonntags zum Schaumahlen in Gang gesetzt wird, kann nun - pünktlich zum 7. Mai - wieder ihren Betrieb aufnehmen. Am Deutschen Mühlentag, Pfingstmontag, den 29. Mai 2023, wird das neue Wasserrad mit dem symbolischen Einschlagen einiger Holznägel vor den Augen der Besucher:innen offiziell eingeweiht.

Die Instandsetzung ist eine Gemeinschaftsleistung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) und des Förderkreises Historisches Seligenstadt e.V. Der Förderkreis beteiligt sich mit 20.000 Euro an der Wiederherstellung, die gleiche Summe kommt aus dem Etat des Bauunterhalts der SG. Darüber hinaus investierte der Verein in den letzten Jahren immer wieder in verschiedene Instandsetzungsarbeiten der Mühlen- und Pumpentechnik.

Engagement für Tradition

„Ich danke dem Förderkreis Historisches Seligenstadt e.V. sehr herzlich für sein großes Engagement – sowohl bei der Spendenakquise als auch generell für den Erhalt und den Betrieb der Klostermühle. Wir wissen bürgerschaftliches Engagement wie das Ihre sehr zu schätzen und sind beeindruckt von ihrem unermüdlichen Einsatz für unsere schöne Klosteranlage,“ würdigte Dr. Anja Dötsch, Leitung des Fachgebiets Bauangelegenheiten und Denkmalpflege der SG, im Namen der Schlösserverwaltung die Arbeit des Förderkreises.

Dessen Vorsitzender Marcel Spahn lobte die angenehme Kooperation mit der SG: „Die Klostermühle ist eines unserer Herzensprojekte, und ich bin sehr froh, dass alles so glatt gegangen ist.“ Besonders bedankte er sich bei dem Verein Klatschmohn e.V., der 10.000 Euro der Gesamtspendensumme beisteuerte. „Wir freuen uns über die gute Kooperation mit einem Verein, der ein ähnliches Anliegen hat wie wir, nämlich traditionelles Handwerk zu erhalten und erlebbar zu machen“, so Spahn, der gleichzeitig darauf hinwies, dass der Klatschmohn Verein am Muttertag, dem 14. Mai Kinder zum Backen an die Mühle einlädt.

Klostermühle Seligenstadt, Einbau des Wasserrades

Fritz Haas (Ehrenvorsitzender des Förderkreises Historisches Seligenstadt e.V.), Marcus Paschold (Ehemalige Benediktinerabtei Seligenstadt), Zimmermeister Clemens Borkowski, Dipl.-Ing. Ulrich Blümner (Mühlbauer), Uwe Krienke (Ehemalige Benediktinerabtei Seligenstadt), Dr. Anja Dötsch (Fachgebietsleiterin Bauangelegenheiten und Denkmalpflege der SG), Marcel Spahn und Felix Haas (Vorstand des Förderkreises Historisches Seligenstadt e.V.)

Foto: Studio Galo

Klostermühle unterstützte Autarkie der Mönche

Die Mühle aus dem Jahr 1574 ist das älteste Gebäude des ehemaligen Klosterbetriebs und trug wesentlich dazu bei, dass das Kloster wie eine Stadt in der Stadt funktionierte. Sie mahlte und schrotete Getreide und stampfte Öl. Bis 1803 diente sie der Selbstversorgung der Mönche und der Bediensteten des Klosters und wurde infolge der Säkularisierung aufgegeben. 

„Das Kloster soll, wenn möglich, so angelegt werden, dass sich alles Notwendige, nämlich Wasser, Mühle und Garten, innerhalb des Klosters befindet und die verschiedenen Arten des Handwerks dort ausgeübt werden können. So brauchen die Mönche nicht draußen herumlaufen, denn das ist für sie überhaupt nicht gut.“

Aus dem 66. Kapitel der Regula Benedicti (Ordensregel der Benediktiner)

1993/94 wurden die gesamte Mahlanlage sowie die Wasserräder rekonstruiert. Wegen starker Schäden durch holzzerstörende Pilze am mittleren Wasserrad hatten sich SG und der Förderkreis Historisches Seligenstadt 2021 entschlossen, ein neues Wasserrad herstellen zu lassen und auch die Welle auszutauschen. Der beauftragte Fachbetrieb für Mühlenbau aus Brandenburg hatte Anfang Dezember 2022 die betroffenen Elemente demontiert. Am 5. April wurde die neue Welle eingebaut, nun folgt das Wasserrad.

Klostermühle Seligenstadt, Scheckübergabe

Bärbel Helf vom Verein Klatschmohn überreicht zwei Schecks an den Förderkreis Historisches Seligenstadt e.V. über 10.000 Euro für die Klostermühle und 5.000 Euro für das Ananashaus im Klostergarten.

Foto: Studio Galo

Klostermühle Seligenstadt

Die historische Klostermühle verfügt über drei Wasserräder, wovon das mittlere ausgetauscht wurde. 

Foto: Studio Galo

Klostermühle Seligenstadt, neues Mühlrad

Am 7. Mai wird das neue Wassserrad in Betrieb genommen.

Foto: Studio Galo

Klostermühle Seligenstadt, Fertigstellung Mühlrad

Der Förderkreis erhält die alte Tradition des Mahlens am Leben und gibt diese an Interessierte weiter. 

Foto: Studio Galo

„Eine Baumaßnahme wie diese, ist für uns nicht alltäglich: Wir mussten uns vor der Ausschreibung in die technischen Details des Wassermühlenbaus einarbeiten“, so Anja Dötsch, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Christoph Haarmann die Maßnahme baufachlich und denkmalpflegerisch betreut hat. „Wir sind froh, dass wir mit der Zimmerei Blümner einen Betrieb gefunden haben, der Spezialist auf diesem Gebiet ist.“

Das Holz macht die Mühle

Für den Mühlenbau spielt besonders die Holzqualität eine wichtige Rolle: Neben verschiedenen Holzarten - Eiche für die Welle, Speichen und die Radkränze, Lärche für die Schaufelkästen – werden verschiedene Holzfeuchten benötigt. Während die Schaufelkästen und Radkränze aus frisch gefällte, also noch nassem Holz gefertigt werden, wird die Welle aus fünf Jahre abgelagertem Holz hergestellt.

Der Austausch von Mühlrädern ist ein normaler Prozess – Wasserräder, die im Dauerbetrieb sind, haben eine durchschnittliche Lebensdauer von 50 Jahren. Je seltener sie genutzt werden, desto anfälliger werden sie für Pilzbefall. In den kommenden Jahren müssen auch die beiden anderen Wasserräder erneuert werden. Hierfür wirbt der Förderkreis Historisches Seligenstadt e.V. mit der Unterstützung der SG schon jetzt um Spenden.

Der Förderkreis Historisches Seligenstadt e.V. betreibt die Klostermühle zwischen Mai und September immer sonntagsnachmittags und zeigt allen Interessierten wie das Benediktinerkloster sie einst zur Selbst-Versorgung nutzte. Die Vereinsmitglieder möchten damit die alte Tradition des Mahlens am Leben erhalten und weitergeben. Während früher ein durch den Klosterhof fließender Mühlbach die Räder antrieb, geschieht dies jetzt durch ein von Zisternen gespeistes Pumpwerk.