Der "Tempel der Pomona" ist eröffnet - 2.-4. Juli sind Tage der Offenen Tür

Auf kleinem Raum, doch mit weitreichender Botschaft ist der „Tempel der Pomona“ im Schlossgarten Bad Homburg eröffnet worden. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) übergaben im Beisein von Staatssekretärin Ayse Asar aus dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst am Mittwoch, den 30. Juni 2021, ein Museum für historische Obstkultur der Öffentlichkeit.

In unmittelbarer Nähe des sogenannten Herrschaftlichen Obstgartens gelegen, können Besucher:innen künftig anschauliche Einblicke in die Welt von alten und heute gängigen Apfel- und Birnensorten gewinnen und sie mit der lebendigen Geschichte gepflegter Obstkultur im Schlosspark verbinden. Am ersten Wochenende, vom 2.-4. Juli, ist das Haus jeweils von 10:00 bis 17:00 Uhr (unter Corona-Auflagen) geöffnet sowie zunächst mittwochs von 14:00 bis 15:30 Uhr.

Ein Blick ist das Innere des neuen Museums. An der Wand links ein Wasserspeier als Drachenkopf - Relikt des früheren Teehauses.

Ein Blick ist das Innere des neuen Museums. An der Wand links ein Wasserspeier als Drachenkopf - Relikt des früheren Teehauses.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Uwe Dettmar

Rekonstruktion für ein familientaugliches Museum

Das Museum ist für Menschen jeden Alters, besonders für Familien zu empfehlen und entfaltet sich auf nur 16 Quadratmetern mit 158 Exponaten und 68 erläuternden Texten in einem ehemaligen chinoisen Teehaus. Das Gebäude wurde im landschaftlichen Teil des Parks nach Quellenforschungen zur Baugeschichte sowie alten Ansichten rekonstruiert und modern eingerichtet, um es für Bildungs- und Vermittlungsangebote rund um das Thema Obstkultur, Sortenvielfalt und Artenschutz zu nutzen.

Es gibt wenige Einrichtungen in Deutschland, die Obstbaukunde (= Pomologie) zum Thema machen und die verloren gegangene immense Vielfalt von Sorten ins Bewusstsein rücken. Im 19. Jahrhundert gab es mehr als 20.000 Apfel- und Birnensorten. Heute werden Konsument:innen im europaweiten Handel jedoch nur noch rund 25 angeboten.

Staatssekretärin Asar und SG-Direktorin danken für Spenden

Staatssekretärin Asar und SG-Direktorin Kirsten Worms dankten den vielfältig Mitwirkenden bei der Einweihungsfeier und besonders dem Kuratorium Bad Homburger Schloss. Dessen Mitglieder ließen 50.000 € an Spenden in das insgesamt 176.000 € umfassende Projekt einfließen. Dies sei ein weiterer hochgeschätzter Beitrag bei der fast 40jährigen Mitarbeit des Kuratoriums an der Entwicklung des Bad Homburger Schlosses und seines Parks.

So werde Kulturbildung für alle Altersgruppen unterstützt, sagte Asar und merkte an, dass die Wertschätzung von Gärten und Parks in der Corona-Pandemie zugenommen habe. Nach den Worten des Vorsitzenden Karl Josef Ernst möchte sich das Kuratorium auch weiterhin für die Obstkultur engagieren.

Sie sind die Köpfe hinter dem Projekt Teehaus-Sanierung und Museumseinrichtung (von links nach rechts): Susanne Erbel und Nils Wetter aus der Bauabteilung, Inken Formann, Chefin des Fachgebietes Gärten sowie Frank Forell, der Ausstellungsgestalter.

Sie sind die Köpfe hinter dem Projekt Teehaus-Sanierung und Museumseinrichtung (von links nach rechts): Susanne Erbel und Nils Wetter aus der Bauabteilung, Inken Formann, Chefin des Fachgebietes Gärten sowie Frank Forell, der Ausstellungsgestalter.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Alexander Paul Englert

Der "Tempel der Pomona" steht im Parkbereich "Fantasie"

Aussenansicht des "Tempels der Pomona".

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Susanne Király

Gruppenbild aller Beteiligten: Es gab viele Planer:innen, Ausführer:innen und Spender:innen für das Museumsprojekt.

Gruppenbild aller Beteiligten: Es gab viele Planer:innen, Ausführer:innen und Spender:innen für das Museumsprojekt.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Alexander Paul Englert

Staatssekretärin Asar und SG-Direktorin Worms nahmen die Eröffnung des "Tempels der Pomona" mit großer Freude auf.

Staatssekretärin Asar und SG-Direktorin Worms nahmen die Eröffnung des "Tempels der Pomona" mit großer Freude auf.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Alexander Paul Englert

Das Einweihungsfest fand unter den Harfenklängen von Stefanie Bieber statt.

Das Einweihungsfest fand unter den Harfenklängen von Stefanie Bieber statt.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Alexander Paul Englert

Dr. Inken Formann kuratierte die Ausstellung und erläutert die Highlights der Exponate.

Formann kuratierte die Ausstellung und erläutert die Highlights der Exponate.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Alexander Paul Englert

Der Leiter des Bad Homburger Schlossparks, Peter Vornholt links), mit dem früheren Direktor der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, Dr. Kai Mathieu.

Der Leiter des Bad Homburger Schlossparks, Peter Vornholt links), mit dem früheren Direktor der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, Dr. Kai Mathieu.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Alexander Paul Englert

Die Direktorin der Schlösserverwaltung, Kirsten Worms.

Die Direktorin der Schlösserverwaltung, Kirsten Worms, hatte am selben Tag Geburtstag.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Alexander Paul Englert

Staatssekretärin Ayse Asar genoss den Ausflug in den Schlosspark.

Staatssekretärin Ayse Asar genoss den Ausflug in den Schlosspark.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Alexander Paul Englert

Modelle über Modelle - ein Ziel der Ausstellung ist es, auf die verlorene Vielfalt von Apfel- und Birnensorten aufmerksam zu machen

Modelle über Modelle - ein Ziel der Ausstellung ist es, auf die verlorene Vielfalt von Apfel- und Birnensorten aufmerksam zu machen.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Uwe Dettmar

Wissenswertes und Unterhaltendes zum Thema Obstkultur bietet der neue Katalog (Michael Imhof Verlag).

Wissenswertes und Unterhaltendes zum Thema Obstkultur bietet der neue Katalog (Michael Imhof Verlag).

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Alexander Paul Englert

Der Vorsitzende des Kuratoriums Bad Homburger Schloss, Karl Josef Ernst, mit einem Mitstreiter.

Der Vorsitzende des Kuratoriums Bad Homburger Schloss, Karl Josef Ernst, mit einem Mitstreiter.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Alexander Paul Englert

Meister und Meisterinnen der stetigen Weiterentwicklung (und Verschönerung) des Bad Homburger Schlossparks: Peter Vornholt mit Gärtnerinnen seines Teams.

Meister und Meisterinnen der stetigen Weiterentwicklung (und Verschönerung) des Bad Homburger Schlossparks: Peter Vornholt mit Gärtnerinnen seines Teams.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Alexander Paul Englert

Täuschend echte Früchtemodelle: bemaltes Papiermaché

Täuschend echte Früchtemodelle: bemaltes Papiermaché.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Uwe Dettmar

Die Erzählerin Michaele Scherenberg wartete mit einem Apfel-Märchen auf.

Die Erzählerin Michaele Scherenberg wartete mit einem Apfel-Märchen auf.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Alexander Paul Englert

Info-Boxen des Museums waren zur Einweihungsfeier auf den Rasen gestellt.

Info-Box

en des Museums waren zur Einweihungsfeier auf den Rasen gestellt.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Alexander Paul Englert

Kuratoriumsvorsitzender Karl Josef Ernst gratuliert Inken Formann zum gelungenen Start.

Kuratoriumsvorsitzender Ernst gratuliert Formann zum gelungenen Start.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Alexander Paul Englert

Wissen "wächst" in Bad Homburgs Schlossgarten: ausziehbare Tafeln in Hockern zur Welt des Kernobstes

Wissen "wächst" in Bad Homburgs Schlossgarten: ausziehbare Tafeln in Hockern zur Welt des Kernobstes.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Uwe Dettmar

Innenansicht des Obstkultur-Museums. © Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Uwe Dettmar

Innenansicht des Obstkultur-Museums.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Uwe Dettmar

Pomona, die Göttin der Baumfrüchte, gehört zur Parkgeschichte

Das Konzept für die kostenfreie Dauerausstellung im Kontext von Wissensvermittlung zu Natur und Gartenkultur entwarf Dr. Inken Formann, die Leiterin des Fachgebietes Gärten und Gartendenkmalpflege. Es stützt sich auf die Geschichte Teehauses, das Landgräfin Caroline von Hessen-Homburg (1746-1821) Mitte des 18. Jahrhunderts in einem „Fantasie“ getauften Bereich anlegen ließ, als der Garten unterhalb des Schlosses landschaftlich umgestaltet wurde.

Ihr Ehemann, Landgraf Friedrich V. (1748-1820), gab ihm den Titel „Tempel der Pomona“. Formann: „Der Name war Hinweis auf die unmittelbare Nähe zum Herrschaftlichen Obstgarten. Diesen Bezug haben wir bei der denkmalpflegerischen Wiederherstellung gerne aufgenommen und das Teehaus wieder in »Tempel der Pomona« umbenannt.“

Von den im Museum gezeigten naturgetreu bemalten Früchte-Modellen aus Papiermaché seien die meisten einmal im Schlosspark Bad Homburg angebaut worden. Der „Tempel der Pomona“ sei auch als Einladung zu verstehen, über Vielfalt und Biodiversität nachzudenken, so Formann. Im Schlosspark würden alte Sorten nachgepflanzt, um sie zu erhalten.

Katalog zum Nachlesen aller Inhalte – YouTube-Film zur Einstimmung

Die Schlösserverwaltung gibt einen bebilderten Katalog mit sämtlichen Texten der Ausstellung, mit Hintergründen zur Geschichte des Schlossparks und seiner jahrhundertealten Obstkultur, zu Obst-Grundwissen und Kultivierungstechniken sowie mit umfänglichen Darstellungen zum großen Reichtum an vergangenen und noch existierenden Obstsorten heraus. Er ist für 19,95 € im Museumsshop erhältlich (Imhof Verlag). Ein Film des Mainzer Media Ateliers als Vorgeschmack auf den Besuch ist auf dem YouTube-Kanal der Schlösserverwaltung eingestellt (schloesserundgaerten hessen).

Täuschend echte Früchtemodelle: bemaltes Papiermaché

Täuschend echte Früchtemodelle: bemaltes Papiermaché.

© Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Foto: Uwe Dettmar

Programm für Mußestunden, für Freundinnen und Freunde der Obstkultur

Bis Ende Oktober 2021 kommen Individualbesucher:innen und Gruppen in den Genuss eines speziellen Begleitprogramms. Es reicht von Erzählungen unter dem Titel „Zeit für Fantasie“ mit der Märchenerzählerin Michaele Scherenberg, über die Präsentation der Hessischen Lokalsorte 2021 durch den Hessischen Pomologenverein bis hin zu Expert:innen-Führungen durch den Kosmos historischer Apfel- und Birnensorten und zu „Gartengeschichten der Obstquartiere im Schlosspark“.

Sehenswert ist auch das Umfeld des „Tempels der Pomona“. Mit der Rekonstruktion und Neuwidmung des Gebäudes ging die Umgestaltung der Parkpartie „Fantasie“ einher. Die Schlossgärtner:innen legten nach historischem Vorbild einen neuen Weg zum benachbarten Esskastanienwäldchen und einen Sitzplatz mit Blick auf den Herrschaftlichen Obstgarten an. Baum- und Strauchpflanzungen gliedern den Raum, wie es in überlieferten Pflanzplänen aus den Jahren 1893 und 1898 dargestellt ist.