In den kommenden Tagen beginnen die Instandsetzungsarbeiten am Teehaus im Schlosspark Bad Homburg. Darüber informierten bei einem Pressetermin am 5. September im Schlosspark die Direktorin der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten (VSG), Kirsten Worms, und der Vorsitzende des Kuratoriums Bad Homburger Schloss, Karl Josef Ernst, gemeinsam mit Nils Wetter (stellvertretender Fachgebietsleiter Bauangelegenheiten und Denkmalpflege der VSG), Dr. Inken Formann (Leiterin des Fachgebiets Gärten und Gartendenkmalpflege der VSG) und Peter Vornholt, dem Leiter des Schlossgartens. Als erstes Gewerk starten die Zimmermannsarbeiten zur Reparatur des Dachstuhls, im November folgt die Deckung des Daches. Im Frühjahr 2020 werden die Gefache – die Flächen zwischen den tragenden Balken – mit Ziegeln ausgemauert und ganzflächig verputzt, bevor die Instandsetzung mit der Gestaltung und Einrichtung des Innenraums abschließt.
„Die jetzt beginnenden Arbeiten sind für das Teehaus ein echter Neustart. Heute erwecken wir es endlich aus seinem langen Dornröschenschlaf. Ab dem kommenden Frühling wird es wieder ein Kleinod in unserem Schlosspark sein“, freut sich Kirsten Worms, Direktorin der Hessischen Schlösserverwaltung.
Errichtet wurde das Teehaus, als Landgräfin Caroline von Hessen-Homburg im westlichen Teil des Schlossparks die „Phantasie“ anlegen ließ; in Homburg der erste Anlauf, einen Landschaftsgarten zu gestalten. Dieser Stil einer geplanten Natürlichkeit etablierte sich in Deutschland in der Zeit ab etwa 1750 als Gegenentwurf zum Barockgarten. Vorbilder für diese Gärten, in denen Gehölze frei wachsen durften, kamen aus England. In der Phantasie gab es damals mehrere kleine Häuschen und Pavillons. Das heute als Teehaus bekannte Gebäude war einer chinesischen Pagode nachempfunden und damit Ausdruck der damaligen Begeisterung für Chinoiserien. Carolines Gatte, Landgraf Friedrich V., nannte es nach der römischen Göttin der Baumfrüchte „Tempel der Pomona“, ein Hinweis auf die unmittelbare Nähe zum herrschaftlichen Obstgarten. „Diesen Bezug zu seiner Entstehungszeit möchten wir verdeutlichen, in dem wir das Teehäuschen nach seiner Fertigstellung wieder in Tempel der Pomona umbenennen“, erläutert die Leiterin des Fachgebiets Gärten bei der VSG, Dr. Inken Formann. Passend zum neuen Namen erwartet die Besucher dann im Inneren des Tempels eine Modellsammlung historischer Apfel- und Birnensorten.
Wie das Teehaus zur Zeit seiner Entstehung genau aussah, ist nicht überliefert. Die ältesten erhaltenen Ansichten gibt es erst aus dem Jahr 1872, als das Gebäude erneuert wurde. Dazu geben die Akten aus jenem Jahr einen detaillierten Einblick in die damaligen Baumaßnahmen. Die weitere Geschichte des Teehauses ist durch den Verfall der historischen Substanz geprägt. 1936 und 1952 wurde es jeweils komplett erneuert, vor allem nach dem letzten Aufbau unterschied sich das Erscheinungsbild erheblich von den Vorgängerbauten. Aufgrund seiner abgeschiedenen Lage war das Teehäuschen immer wieder Ziel von Vandalismus, zuletzt gab es 1986 erhebliche Reparatur- und Erneuerungsarbeiten am Pavillon. Jetzt wird das Teehaus gemäß den Ansichten des Jahres 1872 wiederhergestellt. „Neben den Ansichten haben sich auch detaillierte Bauzeichnungen, wie Schnitte und Grundrisse erhalten, die uns Aufschluss über die historische Konstruktionsweise geben und uns jetzt die originalgetreue Instandsetzung erlauben“, führt Nils Wetter vom Fachgebiet Bauangelegenheiten und Denkmalpflege aus.
Seit mehreren Jahren ist die Wiederherstellung des Teehauses ein Herzensanliegen auch des Kuratoriums Bad Homburger Schloss e.V. Vorsitzender Karl Josef Ernst begrüßt den Beginn der Instandsetzung daher sehr: „Wir haben den Tag heute lange herbeigesehnt, denn das Teehaus gehört ein Stück weit zur Bad Homburger Identität. Die Mitglieder des Kuratoriums und ich sind besonders froh, dass die Instandsetzung so wissenschaftlich qualifiziert und historisch fundiert geplant und umgesetzt wird.“ Das Kuratorium hat in der Vergangenheit durch verschiedene Aktionen, wie z.B. die Patenschaften für die Bäume des Obstgartens, Spenden gesammelt und trägt jetzt 50.000 Euro zu den erwarteten Baukosten von rund 170.000 Euro bei. 80.000 Euro kommen zudem aus dem Landes-Programm Erhaltung Historisches Erbe (EHE), das Übrige aus den Mitteln des Bauunterhalts der Schlösserverwaltung.